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Solomord

Solomord

Titel: Solomord
Autoren: Sandra Duenschede
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umgebracht hat?«
    Brandt schielte zu Teichert, der am äußersten Rand des Konferenztisches saß und bei der Frage schuldbewusst seinen Kopf eingezogen hatte.
    Zum Glück schritt Bruns ein und erläuterte im typischen Fachjargon, dass die angewandten Methoden dem vorgeschriebenen Standard entsprochen hätten.
    Doch so schnell ließ sich der Journalist nicht abspeisen.
    »Aber nun, wo der Täter tot ist, besteht kaum Aussicht, das Mädchen lebend zu finden, oder? Wie lange kann ein Mensch ohne Flüssigkeit überleben? Zwei, drei Tage?«
    »Wir gehen nicht davon aus, dass Wagner das Mädchen ohne Verpflegung zurückgelassen hat«, schaltete sich Schirmer wieder ein. Brandt konnte allein anhand seiner Stimmlage feststellen, dass er selbst nicht überzeugt war von dem, was er geantwortet hatte. Und auch der junge Mann war mit der Antwort nicht zufrieden.
    »Aber Sie wissen es nicht«, stellte er klar.
    »Nein.«
    »Und Anhaltspunkte, wo das Mädchen versteckt ist, haben Sie auch keine, oder?«
    Selten hatte er seinen Vorgesetzten so angespannt erlebt. Schirmer wrang seine Hände fest ineinander, sein linkes Augenlid zuckte nervös. Er zögerte lange, ehe er kurz und knapp die zuletzt gestellte Frage beantwortete: »Nein.«
    Ein Raunen ging durch den Raum. Dass die Ermittlungen schwierig sein würden, jetzt, wo der Täter tot war, hatten die Journalisten vermutet. Dass die Polizei allerdings keinen blassen Schimmer, nicht einmal den Hauch einer Ahnung vom Aufenthaltsort Marie Priebes hatte, darauf war man nicht gefasst gewesen.
    Der Geräuschpegel in dem Raum stieg schlagartig. Lautstarke und wilde Spekulationen wurden angestellt. Lebte das Mädchen überhaupt noch? Wie wollte man es finden? Hatte die Polizei wieder einmal versagt?
    Bruns versuchte, sich mit strenger Stimme Gehör zu verschaffen:
    »Meine Damen, meine Herren!«
    Doch die Anwesenden ließen sich dadurch nicht zum Schweigen bringen. Brandt spürte, wie langsam eine heiße Welle in ihm aufstieg. Es ärgerte ihn, dass sie ihre kostbare Zeit hier vergeudeten, um sich mit einer aufgeregten Journalistenmenge auseinanderzusetzen. Gut, es gehörte zu ihrem Job, die Bevölkerung zu informieren und auf dem Laufenden zu halten, aber Beleidigungen oder Schuldzuweisungen mussten sie sich nicht gefallen lassen. Er griff nach dem Mikrofon und klopfte dreimal auf die Membran. Augenblicklich verstummten die Stimmen, was nicht nur an den dumpfen, unangenehmen Geräuschen lag, die aus den Lautsprechern erklangen.
    »Ich kann verstehen, dass Sie aufgeregt und vielleicht auch ein wenig empört sind. Aber glauben Sie mir, wir tun alles, was in unserer Macht steht, um Marie Priebe zu finden.«
    Er räusperte sich kurz, ehe er fortfuhr.
    »Ich habe selbst eine Tochter in dem Alter und Sie können sich vorstellen, dass mir der Fall deswegen besonders nahegeht. Aber bitte lassen Sie uns nun unsere Arbeit tun. Die Zeit drängt.«
    Er stand auf und verließ den Raum. In seinem Rücken spürte er die Blicke der Journalisten und seiner Vorgesetzten. Bruns würde ihn sicher zur Rede stellen. Er war nicht befugt, sich unaufgefordert zu äußern, aber das war ihm relativ egal. Immerhin hatte er die Meute zum Schweigen gebracht und sie konnten nun endlich anfangen, nach dem Mädchen zu suchen.
    Er hatte noch nicht einmal sein Büro erreicht, da hörte er auch schon die Stimme des Staatsanwaltes hinter sich.
    »Brandt, was haben Sie sich dabei gedacht?«
    Er drehte sich um und straffte die Schultern. Er war es leid, immer den Untergebenen zu spielen, und ging auf Konfrontationskurs.
    »So, wie ich es gemeint habe. Wir sollten unsere Zeit nicht mit wilden Diskussionen verplempern, sondern lieber nach dem Kind suchen!«
    Bruns verschlug es für einen kurzen Augenblick die Sprache. Mit solch einer Antwort hatte er nicht gerechnet. Er schnappte ein paar Mal nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Seine Augen funkelten wutentbrannt und sein Gesicht lief puterrot an.
    »Das wird Konsequenzen haben! Wenn Ihnen die Arbeitsweise hier nicht gefällt, sind Sie wohl fehl am Platz!«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und stapfte mit großen, energischen Schritten davon. Brandt schaute ihm verärgert nach. Sie mussten Marie möglichst schnell finden, denn wie der Journalist auf der Konferenz richtig erkannt hatte, wussten sie nicht, wie viel Zeit ihnen wirklich blieb.

    Sie sammelte mühsam jeden Tropfen Spucke in der ausgetrockneten Mundhöhle, ehe sie die winzige Menge Flüssigkeit gierig
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