Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solo

Solo

Titel: Solo
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
bedeutend geringer gewesen, wenn er hätte sehen können, wie sie zu dem gelben Mini in der Park Street lief, hinters Steuer glitt und wegfuhr.

      Als Katherine Riley in größter Hast durch die Glastüren das Foyer der Albert Hall betrat, fiel ihr Blick als erstes auf Harry Baker, der mit zwei uniformierten Polizeibeamten sprach. Auch er sah sie sofort und vertrat ihr mit ein paar langen Schritten den Weg zum Kassenschalter.

    «Darf ich fragen, Frau Doktor Riley, was das bedeuten soll?»
    «Ich möchte meine Eintrittskarte abholen.» Er schüttelte den Kopf, nahm sie beim Ellbogen und steuerte sie mit fester Hand wieder hinaus. Auf dem kleinen reservierten Parkplatz stand ein unscheinbarer Kombiwagen, das Hauptquartier der Spezialabteilung für diesen Einsatz. Fergusons Auto war daneben abgestellt. Im Fond saßen Ferguson und Deville.

      Der Brigadier öffnete die Tür und stieg aus. «Was ist mit Cambridge?»

      «Ich habe es mir anders überlegt», sagte sie. «Ich möchte ihn doch noch einmal spielen hören.»
    «Ist das alles? Keine dummen Gedanken …?»

      «Welche, Brigadier? Ihm eine Warnung zukommen lassen? Wohin könnte er fliehen?»

      «Stimmt.» Ferguson nickte bekräftigend. Sie sah an ihm vorbei und erblickte den Franzosen. «Sie auch, Monsieur Deville?»

    «Scheint so, Mademoiselle.»
      Wieder richtete sie den Blick auf Ferguson. «Darf ich jetzt hinein?»
      «Ja, gehen Sie hinein. Sie haben sich den letzten Akt redlich verdient.»

      Sie machte kehrt und eilte zurück zum Eingang. Ferguson beugte sich in den Wagen. «Er müßte jetzt jeden Moment auftreten. Möchten Sie nicht auch hineingehen?»
      Deville schüttelte den Kopf. «Lieber nicht, Brigadier. Wissen Sie, so kurios es unter den gegebenen Umständen klingen mag, ich habe mir nie viel aus Klaviermusik gemacht.»

      Im Grünen Zimmer rückte Mikali vor dem Spiegel ein letztesmal an der Frackschleife, während Previn wartend neben der Tür stand. Es klopfte, und der Inspizient trat ein.

    «Zeit, Gentlemen.»
    Previn lächelte und schüttelte Mikali die Hand. «Viel Glück, John.»
      Mikali breitete die Arme weit aus. «Wer braucht hier Glück? Für den großen Mikali ist kein Ding unmöglich.»

      Die Royal Albert Hall war bis auf den letzten Platz besetzt, vom Parkett bis zur Galerie, und auch die fünfzehnhundert Stehgäste waren vollzählig, viele auf der Galerie, der Großteil aber stand auf dem freien Raum vor dem Podium, Schulter an Schulter bis dicht an das Geländer, zumeist junge Leute und Studenten in ausgefallener Aufmachung, wie es am letzten Abend der Promenaden-Konzerte Tradition war.

      Und als Previn als erster das Podium betrat und gleich nach ihm Mikali erschien, brach ein Tumult aus, wie Mikali ihn noch nie erlebt hatte, ein Toben, das ihm das Blut rasend durch die Adern trieb und ihn mit Erregung und Erschütterung erfüllte.
      Er verbeugte sich immer wieder, und Previn lachte und klatschte gleichfalls Beifall, und dann wandte Mikali sich nach links und blickte hinauf zur Proszeniumsloge direkt neben dem Podium und sah Katherine Riley dort sitzen.

      Er bahnte sich einen Weg durch das Orchester, zog die Nelke aus dem Knopfloch und warf sie ihr zu.

      Sie fing die Nelke auf, hielt sie eine Weile in der Hand und starrte sie wie träumend an, dann küßte sie die Blume und warf sie ihm wieder zu. Mikali steckte sie ins Knopfloch und sandte Katherine zum Dank eine Kußhand hinauf. Das Publikum raste vor Begeisterung, während er zum Flügel ging und sich setzte.

      Jedes Geräusch erstarb. Es herrschte absolute Stille in der Albert Hall. Previn, der wie fast immer seine Konzerte direkt vom Podium aus dirigierte, stand ganz nah am Flügel.

    Er wandte sich halb zu Mikali um, sein Gesicht war jetzt ernst. Der Taktstock senkte sich, und als das Orchester einsetzte, verschmolzen Mikalis Finger mit den Tasten.
      Kelso lenkte den Cortina in die Prince Consort Road und hielt am Randstein. Er ließ den Motor laufen und sagte zu Morgan:
    «Kann ich noch irgend etwas für Sie tun, Colonel?»

      «Vergessen Sie, daß Sie mich je im Leben gesehen haben, wenn Sie sich Ärger ersparen wollen.»

    «Ich bin kein Sparer», sagte Kelso.
      Morgan, der jetzt einen alten Trenchcoat und eine Tweedmütze aus den Beständen seines ehemaligen Feldwebels trug, stieg aus und bückte sich ins Fenster.
    «Danke, Jock. Jetzt aber nichts wie ab durch die Mitte.»

      Der Ford Cortina fuhr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher