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Solo

Solo

Titel: Solo
Autoren: Jack Higgins
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und rannte treppauf, der Inspektor und zwei Polizisten dicht hinter ihm.

      «Bitte, John, wenn ich dir überhaupt jemals etwas bedeutet habe …»
      «Oh, aber gewiß hast du das, mein Engel», sagte Mikali lächelnd. «Erinnerst du dich noch an den Morgen in Cambridge, den Rasen am Flußufer? Die Begegnung war geplant, denn ich brauchte dich, um sicher zu sein, daß Lieselotte Hoffmann keine Gefahr für mich darstellte.»
    «Das weiß ich inzwischen.»
      «Nicht, daß es eine Rolle spielte. Du bist wirklich die einzige Frau in meinem Leben, aus der ich mir jemals etwas machte. Siehst du eine Möglichkeit, mir das zu erklären?»

      Und dann trat Asa Morgan aus dem dunklen Korridor und stand in der Tür.
      Mikali hörte zu spielen auf. «Sie haben sich verdammt Zeit gelassen, wie?»
      Aus der Ferne hörte man das Orchester jetzt die Fantasia on British Sea Songs spielen.
    Morgan sagte: «Aber jetzt bin ich da, du Hund, und das allein
    zählt.»
      «Das Schlachtfeld ist ein Land aufrecht stehender Leichen.» Mikali lächelte. «Das hat ein chinesischer Militärstratege namens Wu Ch'i vor ziemlich langer Zeit gesagt. Ich würde sagen, es trifft genau auf uns beide zu, Morgan. Letzten Endes besteht kein sehr großer Unterschied zwischen uns.»
      Seine Hand mit der Ceska flog in die Höhe. Katherine Riley schrie auf und warf sich mit ausgebreiteten Armen zwischen die beiden Männer.
    «Nein, John!»

      Als Mikali nach einer Sekunde des Zögerns aufstehen wollte, ließ Morgan sich auf ein Knie fallen und gab zwei Schüsse aus der Walther ab. Beide Kugeln trafen Mikali ins Herz und warfen ihn rücklings über den Klavierhocker. Er war sofort tot.

      Und dann waren plötzlich Baker und die drei Polizisten im Saal. Morgan blieb an der Tür stehen und hielt die Walther an den Schenkel gepreßt. Katherine Riley wartete mit hängenden Armen, während Baker sich über Mikali beugte.
      «Er hätte Sie erschießen können, Asa», sagte sie dumpf. «Aber ich stand ihm im Weg. Er hat gezögert, weil ich im Weg stand.»
      Baker stand auf und drehte sich um. Er hatte die Ceska in der Hand. «Nein, mein Herz, Sie sind im Irrtum. Er wollte gar niemanden erschießen, nicht mit dieser Pistole. Sie ist leer. Sehen Sie selber. Er hat das Magazin herausgenommen.»
      Der Inspektor ging zum Haustelefon, das hinter dem Büffet an der Wand hing, und sagte leise: «Verbinden Sie mich mit dem Einsatzfahrzeug. Brigadier Ferguson.»
    Katherine Riley ging zu Mikali und kniete neben ihm nieder. Die weiße Hemdbrust war mit Blut befleckt, doch sein Gesicht war unversehrt, er hatte die Augen geschlossen und lächelte leicht.
      Sie strich ihm das Haar aus der Stirn, dann zog sie sehr behutsam die weiße Nelke aus seinem Revers. Die Nelke, die er ihr in die Loge hinaufgeworfen – die Nelke, die sie geküßt und ihm wieder zugeworfen hatte.

      Sie wandte sich ab und ging wortlos an Morgan vorbei zur Tür.
    «Kate?» sagte er und wollte ihr nachgehen.

      Baker hielt ihn zurück. «Lassen Sie sie gehen, Asa. Und geben Sie mir die Waffe.»

      Morgan gab ihm die Walther, und Baker leerte das Magazin. «Fühlen Sie sich jetzt besser? Ist Megan jetzt wieder lebendig?»
      Morgan ging zu Mikalis Leiche und blickte auf ihn hinab. «Warum hat er das getan?»
      «Also, wenn ich raten soll, Asa, alter Junge, dann würde ich sagen, es war etwa so: Sie sind gut, aber er wußte, daß er vielleicht besser war, und das konnte er sich nicht leisten. Diesmal nicht. Es gab keinen Ausweg mehr für ihn.»

    «Außer in die Hölle, wo er hingehört!»
      «Ansichtssache, Asa. Übrigens, haben Sie heute schon den Daily Telegraph gelesen, Asa? Bringt die Liste mit den Beförderungen in der Army. Jetzt haben Sie's doch noch geschafft. Brigadier.»

      Aber Morgan hörte ihm nicht mehr zu. Er drehte sich um und lief in den Korridor hinaus. Dort sah er gerade noch, wie Katherine Riley um die Biegung am anderen Ende verschwand.
      «Kate!» rief er, und gerade als er zu laufen anfing, endete die Sea Songs Fantasia, und das Publikum brach in einen Beifallssturm aus.

    Als er die Treppe zum Hauptfoyer erreichte, war von Katherine Riley nichts mehr zu sehen. Er rannte hinunter, nahm immer zwei Stufen auf einmal und lief durch die Glastüren ins Freie. Es regnete in Strömen, und auf der Straße herrschte dichter Verkehr. Als er auf den Stufen stand, kam Ferguson ihm entgegen und hielt ihm einen Schirm über den
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