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Solo

Solo

Titel: Solo
Autoren: Jack Higgins
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stieg wieder ein.
    «Probleme?» fragte Deville.

      «Kann man wohl sagen. Es scheint, daß Asa Morgan irgendwo in der Albert Hall frei herumläuft.»

      «Dann hat also dieser Hausarrest, von dem Sie sprachen, nicht genügt, um ihn fernzuhalten. Trotzdem glaube ich, daß Sie damit rechneten, wie?»

    Ferguson sagte: «Der Mann aus Kreta und John Mikali. Alles kommt einmal an den Tag. Unvermeidlich. Und was wird er kriegen? Nicht den Strang, sondern lebenslänglich, weil wir in einem aufgeklärten und liberalen Zeitalter leben. Können Sie sich vorstellen, was das für einen Mann wie ihn bedeutete?»

      «Es wäre Ihnen also lieber, wenn Morgan fü r Sie den Henker spielte?»

      «Asa hat große Erfahrung in öffentlichen Hinrichtungen. Und wir haben ohnehin kein direktes Interesse an einem lebenden Mikali. An Ihnen schon. Und sein jähes Hinscheiden würde unsere eigene Position enorm vereinfachen.»
      «Sehr hübsch», sagte Deville. «Bis auf einen ziemlich wichtigen Punkt, den Sie offenbar übersehen haben.»
    «Und der wäre?»
      «Daß genausogut Ihr Colonel Morgan mit einer Kugel zwischen den Augen dort drinnen auf der Strecke bleiben könnte.»

      Harry Baker kam wieder in die Halle, wo Katherine Riley saß. Als sie aufstand, sagte er: «In der Loge des griechischen Botschafters ist er nicht. Ich habe nachgesehen.»
      Er wandte sich an den Inspektor und fing an, mit leiser und eindringlicher Stimme auf ihn einzureden. Dabei vergaß er, auf Katherine Riley zu achten, und sie ging auf Zehenspitzen die Treppe hinauf und fing erst an zu laufen, als sie um die Biegung und außer Sicht war.
      Auf dem Treppenabsatz unterhalb des Prince-Consort-Saals, wo der Empfang stattgefunden hatte, blieb sie stehen. Sie wußte nicht, was sie jetzt tun oder wohin sie gehen sollte. Aus dem großen Konzertsaal hörte sie schwach die zündenden Klänge von Elgars Pomp and Circumstance, und dann, ganz plötzlich und zu ihrer grenzenlosen Verwunderung, setzte droben, im Prince-Consort-Saal, eine Klavierbegleitung ein.
    Mikali wußte, daß es keine Fluchtmöglichkeit mehr gab.
    Keinen Ausweg. Die letzte Barrikade. Und als er so im Dunkeln stand und auf Pomp and Circumstance lauschte, das aus dem Konzertsaal herausklang, dachte er wieder an Kasfa, an den Brandgeruch, an die vier Fellachen, die auf ihn zukamen, während er dasaß, mit dem Rücken an die Brunnenwand gestemmt, und sich ans Leben klammerte, nicht aufgeben wollte. Sie hatten lange auf ihn gewartet. Sehr lange.
    Er sagte leise: «Wir wollen es dir leichtmachen.»

      Er ging die dunkle Treppe zu seiner Rechten hinauf und gelangte zum Prince-Consort-Saal. Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte hinein. Der Saal war natürlich leer, wie er erwartet hatte, nur sein eigenes Bild blickte ihm aus dem der Tür gegenüberhängenden Spiegel entgegen. Die dunkle elegante Gestalt, die ihn so viele Jahre hindurch verfolgt hatte.
      «Okay, Kamerad», rief er. «Das letzte Mal, also wollen wir's gut machen.»
      In der Ecke neben dem Fenster stand ein Konzertflügel, ein Schiedmayer. Während Mikali auf das Instrument zuschritt, zog er das goldene Etui aus der Tasche, nahm eine der griechischen Zigaretten und zündete sie an. Dann klappte er den Deckel des Flügels auf und setzte sich. Die Ceska, die er im Halfter unter dem Frack verborgen hatte, legte er griffbereit an den Rand der Klaviatur.

      «All right, Morgan», rief er leise, «wo bist du?» – und begann mit großem Schwung eine Klavierbegleitung zu den schwach heraufdringenden Klängen des Orchesters zu spielen.

      Als sich auf der Treppe Schritte näherten und die Tür aufging, kam nicht Morgan herein, sondern Katherine Riley. Sie lehnte sich an den Türpfosten, um Atem zu holen, dann trat sie zu Mikali.
    «Du bist wahnsinnig. Was soll das?»
      «Ich übe ein bißchen Elgar. Ich wußte gar nicht mehr, daß er soviel Spaß macht.»
      Er spielte jetzt hinreißend und sehr laut, beugte sich über die Tasten, die Zigarette baumelte in seinem Mundwinkel.
      Die Töne schwebten durch den Treppenschacht hinunter und durch die gewundenen Korridore, so daß Asa Morgan, der sich in der Nähe des Grünen Zimmers versteckt hielt, sofort kehrtmachte und die Treppe hinaufrannte, die Hand am Griff der Walther, die in der rechten Tasche seines Trenchcoats steckte.
      Und die Töne drangen sogar bis zu Baker, der mit dem Inspektor in der Halle des Hintereingangs stand. Auch er machte kehrt
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