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Solarstation

Titel: Solarstation
Autoren: Andreas Eschbach
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hochschicken.«
    » Dozo. Tun Sie das bitte.«
    »Wollen Sie es noch einmal probieren?«
    »Nein, das hat keinen Zweck. Wir müssen erst den Verlauf des heutigen Versuchs analysieren. Ehe wir keine neuen Anhaltspunkte für die Fehlerursache haben, werden wir nur wiederholen, was wir ohnehin schon wissen.«
    »In Ordnung, NIPPON. Dann bis in zwei Tagen wieder?«
    »Hai«, sagte Moriyama. »Bis in zwei Tagen.«
    Eine Weile behielt er in einer Haltung dumpfen Brütens die Hand am Mikrophonschalter. Wir schalteten unsere Geräte ab, soweit das erforderlich war, und sahen ihn abwartend an. »Hat jemand einen Vorschlag zu machen?« fragte er schließlich.
    »Wir könnten…«, begann Jay sofort, wurde aber vom Kommandanten scharf unterbrochen.
    » Sie habe ich dabei nicht gefragt, Mister Jayakar! Was Sie tun werden, steht bereits fest. Sie werden aufhören zu essen und aufhören zu schlafen und jedes einzelne Bit an Aufzeichnungen überprüfen, das wir von diesem Versuch haben, und Sie werden bis zum nächsten Rendezvous mit Hawaii den Fehler gefunden haben. Von Ihnen will ich keine Theorie und keinen Vorschlag, sondern schlicht und einfach den Fehler! Haben wir uns verstanden?«
    Jay atmete einmal geräuschvoll ein und ebenso geräuschvoll wieder aus und sagte dann behutsam: »Ich denke, das war unmißverständlich, Sir. Zum Glück habe ich vor dem Versuch noch einmal feste Nahrung zu mir genommen…« Er löste seine Karabinerhaken. »Ich gehe an das Terminal im Maschinendeck.«
    Wir sahen ihm nach, wie er sich von Handgriff zu Handgriff bis zum Türschott hangelte, das bereitwillig vor ihm auffuhr und sich hinter ihm zischend wieder schloß.
    Moriyama atmete Seufzend aus. » Shitsurei shimashta. Wir stehen unter Druck. In ein paar Tagen kommt der Shuttle, und falls wir irgendwelche Geräte oder Teile benötigen, um den Fehler zu beheben, sollte uns das möglichst vorher einfallen, sonst müssen wir wieder zwei Monate warten.«
    Dazu fiel niemandem von uns etwas ein. Sakai wirkte, als ginge ihn das Ganze nichts an; er beobachtete den Bildschirm, der die Übertragung der Aufzeichnungen aus Hawaii protokollierte.
    »Ma«, meinte Moriyama schließlich. »Das war’s für heute. Ich danke Ihnen. Arigato gozaimas.«
    Als wir uns losschnallten, fügte er beiläufig hinzu, gerade so, als sei ihm das eben eingefallen: » Chotto, Mister Carr, Sie würde ich gerne noch einen Moment in meinem Büro sprechen.«
    Yoshiko sah mich an, ich sah Yoshiko an. Mister Carr. So nannte er mich nur, wenn es ernst wurde. Ich sah, wie ein gehässiges Grinsen Sakais Mundwinkel umspielte.

KAPITEL 3
    Das Büro des Kommandanten war ein kleiner Verschlag am Ende des Stationsmoduls, das die Steuerzentrale beherbergte. Hier erledigte er die Verwaltungsarbeit, die mit der Führung der Raumstation verbunden war. Man hätte nur mit Mühe zwei Telefonzellen aus dem Raum machen können, so eng war er, und die Wände waren übersät mit Papieren, festgeklammerten Ordnern, Übersichtstafeln und engbekritzelten Faxmeldungen, alle mit Magneten festgepinnt. Ein kleiner Schreibtisch war an der Wand befestigt, und daneben ein ganz normaler Personalcomputer mit flachem Bildschirm, Kanji-Tastatur und einem Tintenstrahldrucker.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Moriyama.
    Er hatte zwei ›Hühnerstangen‹ in seinem Büro, wie wir die dünnen Plastikgestelle nannten. Sie waren ebenfalls magnetisch am Boden verankert und hatten kleine Sitzkissen am oberen Ende, auf denen man sich mit den Karabinerhaken seines Bordanzugs festzurren konnte. Auf diese Weise wurde das Becken fixiert, und für Schreibarbeiten oder beim Essen war dies eine angenehme und bequeme Körperhaltung.
    Ich schnallte mich also fest und erwartete eine Standpauke wegen meines ungezügelten Sexuallebens.
    »Mister Carr«, begann Moriyama, der sich gleichfalls festgeschnallt hatte, »Sie erinnern sich sicher, daß Sie hier an Bord als Maintenance and Security Operator angestellt sind.« Er sah mich nicht an dabei.
    »Ja«, sagte ich. Maintenance Operator – das war die beschönigende Umschreibung für den Job eines Hausmeisters. Meine Aufgabe war es, alles sauber und in Schuß zu halten. Keine leichte Arbeit und auch keine unwichtige, aber daß sie auch nur annähernd so angesehen war wie die irgend eines anderen Crewmitglieds, davon konnte keine Rede sein. Ich war die Putzfrau, basta.
    »Ich spreche hier mit Ihnen«, fuhr der Kommandant fort, »in Ihrer Eigenschaft als Sicherheitsbeauftragter.«
    Ich
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