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Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit
Autoren: Hans Kneifel
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Über ihnen schwebten die Kameras, die jedes Wort und jedes Bild auffingen und rund um den Erdball funkten und auf viele Planeten und bewohnte Monde des Systems. Sogar die Mannschaften einiger Raumschiffe empfingen die Nachrichten von der Rückkehr des Kuriers.
    Vestar Neville, Biona 2, fing sich zuerst. Sie berührte die Schulter des Kuriers und fragte laut:
    »Bringen wir die Förmlichkeiten schnell hinter uns, Dorian Variatio. Zuerst der Bericht, oder zuerst die Wiedersehensfeier?«
    Dorian löste sich von Amaouri und murmelte:
    »Ich habe soviel zu sagen, daß ich vieles wiederholen müßte. Ich glaube aber, daß es wichtig ist, was ich zu sagen habe. Und da dieser Planet meinen Ausflug finanziert hat, bin ich schnelle Berichterstattung schuldig.«
    Ein grünes Licht blinkte als Signal auf.
    Während sich von allen Seiten die Gleiter und Fahrzeuge des technischen Personals dem heißen Raumschiffsrumpf näherten, gingen die sieben Personen schnell auf das Gebäude zu, in dem Diomed III. residierte. Er hatte strengste Verbote und Anordnungen für die Zeit während der Landung und danach erlassen, und sie wurden befolgt. Aber alle, die Dorians denkwürdigen Ausstieg beobachtet hatten, waren verwirrt und fragten sich, was das schon wieder zu bedeuten hatte.
    Kurze Zeit später versammelten sie sich in Diomeds Büro. Amaouri saß eng an Dorian gepreßt da und schwieg beharrlich. Sie hatte keine andere Möglichkeit, Beherrschung zu zeigen.
    Dorian stand auf, verbeugte sich kurz vor der Kameralinse und also vor der Weltöffentlichkeit und erklärte genau zehn Minuten lang in knappen Sätzen, daß es sich für ihn gelohnt habe, einen Körper zu besitzen, den es nur einmal gab, auch wenn er sich dadurch dem Rest der Menschheit unwiderruflich entfremdet hatte.
    Jeweils zehn Minuten brauchte er, um die Abenteuer auf Fuega, Algene Alpha und Charontes zu schildern. Er sicherte Bildberichte, Analysen und ausführliche Berichte für die nächsten Tage und Wochen zu.
    Schließlich sagte er, nach einer kurzen Pause, in der er eine Kleinigkeit trank und sich die zweiundzwanzigste Zigarette seiner Mission anzündete:
    »Das Kernproblem der Reise, meiner schwierigen Mission, war mein Auftrag. Ich sollte im Weltraum, den Spuren des Schildes von Dädalos folgend, potentielle Erben für die Kultur der Erde finden.
    Ich fand drei Völker, die uns beerben werden – in Jahrtausenden. Und ich fand auf Halcyon das Volk, das vor Jahrtausenden einen Mann namens Dädalos hierher geschickt hat. Dank der Bestseller von La Libra weiß jeder, wer Daidalos oder Dädalos war. Er kam von Halcyon.«
    Diomed III. sprang auf, faßte sich wieder und starrte La Libra fassungslos an. Er fiel schwer in seinen Sessel zurück, als er das feine Grinsen in Dorians Gesicht sah und das verräterische Flügelzucken bemerkte.
    »Wir brauchen keine Sorge zu haben – wenn wir uns nicht etwa selbst vernichten –, daß die terranische Kultur ausstirbt und in die Vergangenheit des Kosmos zurückfällt. Abgesehen davon ist unsere Kultur nichts im Vergleich zur Kulturhöhe der Menschen von Halcyon. Sie waren damals mit Dädalos unsere Lehrer, was niemand begriff, und sie werden es auch in Zukunft sein. Wir müssen nur zwei Bedingungen erfüllen, um wenigstens kulturell zu überleben.«
    Wieder machte er eine Pause.
    »Die erste Bedingung ist, daß wir unsere selbstzufriedene Haltung gegenüber unserer kulturellen und zivilisatorischen Höhe schnellstens aufgeben. Wir benehmen uns, verglichen mit Halcyon, wie aufgeregte kleine Kinder, die jeden selbstgebackenen Kuchen aus Sand bestaunen und bejubeln. Natürlich sind Halcyon und Terra zwei verschiedene Planeten, aber bis wir diesen Zustand der kontrollierten Barbarei‹ nicht erreicht haben, brauchen wir uns nicht einzubilden, wir besäßen wirklichen galaktischen Standard. Denn dies ist nicht der Fall. Was wir brauchen, ist Selbstverständlichkeit und Zurückhaltung. Ich selbst bin das beste Beispiel für das Gegenteil.«
    Er schwieg und befeuchtete wieder seine trockenen Lippen.
     
    *
     
    Irgendwo in einem prächtigen Haus der Umgebung, in einem abgedunkelten Zimmer des Penthauses, saß das Mädchen Cardinola vor der leuchtenden Bildwand des Fernsehgerätes. Sie studierte mit selbstquälerischer Gründlichkeit das Gesicht des Kuriers, das ihr völlig neu war. Sein Haar war länger, die Kerben schienen tiefer, und alles in allem drückte dieses Gesicht eine Reife aus, die größer und höher war als die aller anderen
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