Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Startzeichen.«
    Er sah in ihre grünen Augen und fragte:
    »Inwiefern?«
    »Wir streuten den Samen aus. Einige Samenkörner gingen auf, andere mutierten und pervertierten, andere wieder gingen verloren. Da Dädalos’ Samen aufgegangen ist, bist du hier. Es sollte für mindestens fünf Planeten dereinst eine Zeit geben, da sie untereinander Menschen und Ideen austauschen. Schließlich sind wir alle Brüder des Universums.«
    »Brüder und Schwestern!« sagte er.
    »Du wirst nicht jahrelang bleiben können, denn man erwartet dich zurück. Wieviel Zeit ist seit deinem Start vergangen?« erkundige sich Icaras, der an die Seite Icareas trat und den Kurier wohlwollend musterte.
    »Nicht ganz ein Jahr nach unserer Zeitrechnung!« sagte Dorian. »Trotzdem fühle ich mich, abgesehen vom Fehlen der Schwingen, wie einer von euch.«
    »Das geht vielen so«, sagte Kassandros mit seiner tiefen Stimme. Er gesellte sich zu der kleinen Gruppe um Dorian.
    »Dann habt ihr Besucher von anderen Planeten?« fragte der Kurier verblüfft.
    »In den letzten Jahrhunderten kamen sie häufiger als vorher«, meinte Volpa, das Kind. »Es scheint, als kommt die Kommunikation zwischen den Planeten und Sonnensystemen in Gang.«
    Vor Dorians innerem Auge erschienen Bilder: Dutzende von Planeten, die ein dichtes Verkehrsnetz aufbauten und deren Schiffe durch das All kreuzten, Menschen und Ideen mit sich bringend. Ein Netz, das sich über einen großen Teil der Galaxis spannte und verwandte Völker miteinander verband. Menschen und solche von Halcyon, die Mädchen mit dem leuchtenden Haar von Fuega … Dorian wurde von der Größe dieses Planeten überwältigt, schwieg und trank einen Schluck Wein.
    »Das also wird meine Botschaft für Terra sein!« stellte er fest.
    »Diese Erkenntnis und einige andere. Wir lassen dich nicht eher starten, bis wir uns überzeugt haben.«
    »Wovon, Kassandros?« fragte Dorian Variatio.
    »Davon, daß du deinen Freunden auf Terra genau sagen kannst, warum ihre Sorgen über ihr Erbe überflüssig sind.«
    Er nickte.
    »Ich verstehe, Kassandros 1« sagte er leise. »Ich werde es bald herausgefunden haben.«
    »Niemand zweifelt daran!« schloß Daedalos.
    Das Fest ging weiter. Sie tauschten Bemerkungen und Erzählungen aus, Dorian wurde über seine Abenteuer auf den drei anderen Planeten befragt, und nach und nach wurde er in jene Verschwörung einbezogen, deren gedankliches Zentrum auf den Inseln hier lag und Jahrtausende alt war. Ein Langzeitprogramm von beispiellosen Ausmaßen. Wie hieß es? Es gibt immer jemanden, der klüger ist als man selbst. Das war auch hier der Fall.
    Die Erde und er selbst waren nur Werkzeuge.
    Jetzt, da er wußte, worum es wirklich ging, ärgerte es ihn nicht einmal mehr. Er sah die Fehler ein, die sie alle gemacht hatten. Er wußte, was in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten geschehen mußte. Und ebenfalls wußte er, wo sein persönliches Ziel lag. Schließlich war er froh, daß er abgestürzt war. Hätte er eine seiner gewohnten triumphalen Landungen durchgeführt, wäre er von einem planetenweiten Gelächter empfangen worden.
    Gegen Schluß des Festes traf er ein Mädchen, das ihn gleichermaßen faszinierte wie er sie. Es war mehr ein Tasten als bewußte Absicht. Beide lockte der Reiz des Neuartigen, des Fremden. Sie schwebte vor ihm durch die sternflirrende Nacht davon, während er in der Landekugel folgte. Aus den wenigen Stunden dieser Nacht wurden einige Tage, in denen Eriadna ihm die Inseln zeigte, den halb unterseeischen Damm, der zu einem zweiten Archipelagos führte, der noch größer, aber weniger reizvoll als die Glücklichen Inseln war.
    Und dann das Festland, eine Tafel, die sich schräg aus dem Meer gehoben hatte. Dort standen bereits einige der Schiffe, die von dem Volk während der Kontinentalabsenkung auf dem Mond versteckt und gesichert worden waren.
    Sie saßen auf den heißen Felsen. Vor ihnen, an der Schrägwand der nächsten Insel, prangte der lange Fries. Mehrere Kilometer lang, von den orogenetischen Vorgängen unwesentlich verformt, zeigte er in Stahl und Ätzarbeit die Taten des Dädalos und andere Komplexe aus Halcyons Geschichte.
    »Ihr alle betreibt dieses ernste Geschäft interstellarer Kommunikation mit einer Leichtigkeit, die mich zugleich verblüfft und begeistert, Eriadna I« sagte er und streichelte die weichen Federn über ihrer Kniekehle.
    »Wir betreiben fast alle Dinge mit Leichtigkeit. Darin gleichen wir den Vögeln!« erwiderte das Mädchen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher