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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens
Autoren: Bagley Desmond
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nicht alle schwarz, wissen Sie. Ich bin auf St. Kitts geboren, verlebte meine Kindheit auf Grenada und ging in England zur Schule. Was die US-Navy anbetrifft, ich arbeite nicht für sie, sondern mit ihnen – das ist ein kleiner Unterschied. Ich bin vom Meteorological Office geliehen.«
    Causton lächelte freundlich. »Das erklärt es.«
    Wyatt sah Julie an. »Wie wäre es mit einem Drink vor dem Essen?«
    »Das ist eine gute Idee. Was trinkt man am besten auf San Fernandez?«
    »Vielleicht kann uns Mr. Wyatt zeigen, wie man das landesübliche Getränk zubereitet – Planter's Punch«, sagte Causton. Seine Augen funkelten.
    »Oh, ja – tu das!« rief Julie. »Ich habe schon immer gern einmal Planter's Punch in der richtigen Umgebung trinken wollen.«
    »Ich glaube, von dem Getränk wird zuviel Wesens gemacht«, sagte Wyatt. »Ich selbst würde Scotch vorziehen. Aber wenn du Planter's Punch möchtest, sollst du ihn haben.« Er rief einen Kellner und bestellte in dem vermanschten Französisch, das die Umgangssprache der Insel darstellte, und bald standen die Zutaten auf dem Tisch.
    Causton zog ein Notizbuch aus seiner Brusttasche. »Ich möchte mir's aufschreiben, wenn ich darf. Vielleicht kann ich es einmal brauchen.«
    »Das ist nicht notwendig«, sagte Wyatt. »Es gibt einen kleinen Spruch, den man nicht wieder vergißt, wenn man ihn einmal gehört hat. Er geht so:
    Eins vom Sauren,
Zwei vom Süßen,
Drei vom Starken,
Vier vom Schwachen.
    Er reimt sich nicht, aber man behält ihn. Das Saure ist der Saft von frischen Limonen, das Süße ist Zuckersirup, das Starke ist Rum – Martinique-Rum ist am besten –, und das Schwache ist Eiswasser. Der Spruch gibt die Mengenverhältnisse an.«
    Während er sprach, war er damit beschäftigt, die Zutaten abzumessen und in der großen Silberterrine in der Mitte des Tisches zu mixen. Seine Hände arbeiteten mechanisch, und er beobachtete Julie dabei. Sie hatte sich nicht verändert, außer daß sie noch hübscher geworden war, aber vielleicht kam ihm das nur so vor, weil die lange Trennung die Liebe vertieft hatte. Er blickte auf Causton und überlegte, was er mit ihr zu tun hatte.
    »Wenn man nach Martinique kommt«, sagte er, »kann man in jeder Bar seinen eigenen Planter's Punch mixen. Dort gibt es so viel Rum, daß er gar nicht berechnet wird – man zahlt nur für den Limonensaft und den Sirup.«
    Causton schnupperte. »Riecht interessant.«
    Wyatt lächelte. »Rum riecht immer ein wenig muffig.«
    »Warum haben wir das nie früher gemacht, Dave?« fragte Julie. Sie blickte interessiert in die Terrine.
    »Du hast mich nie darum gebeten.« Wyatt rührte noch einmal um. »So, das wär's. Manche Leute tun noch eine Menge Salat hinein, wie in einen Fruchtbecher, aber mir liegt nichts an Getränken, die man essen muß.« Er schöpfte eine Kelle voll aus. »Julie?«
    Sie hielt ihr Glas hin und ließ es sich füllen. Er füllte auch die anderen Gläser und sagte dann: »Willkommen in der karibischen Inselwelt, Mr. Causton!«
    »Er schmeckt wundervoll«, sagte Julie. »So süffig.«
    »Süffig und stark«, sagte Wyatt. »Du würdest nicht viele davon brauchen, um in die Tischbeine zu beißen.«
    »Das wäre kein schlechter Auftakt für den Abend«, sagte Julie. »Sogar der Maraca Club würde mir dann schön erscheinen.« Sie wandte sich an Causton. »Das ist überhaupt eine Idee – kommen Sie doch mit uns!«
    »Vielen Dank«, sagte Causton. »Ich hatte wirklich schon überlegt, was ich heute abend anfangen sollte. Ich hatte gehofft, daß Mr. Wyatt als ein alter Insulaner mir einige Tips geben könnte, was ich mir hier auf San Fernandez ansehen könnte.«
    Wyatt sah Julie verständnislos an und sagte dann höflich: »Mit Vergnügen.« Er fühlte sich niedergedrückt. Er hatte gehofft, daß es sie zu ihm nach San Fernandez gezogen hatte, aber anscheinend flirtete Julie auch gern mit anderen. Aber warum zum Donnerwetter war sie dazu bis nach San Fernandez gekommen?
    Es stellte sich heraus, daß Causton Auslandskorrespondent einer großen Londoner Tageszeitung war, und während des Essens unterhielt er sie mit einem atemberaubenden Bericht einiger seiner Erlebnisse. Dann gingen sie zum Maraca, dem Besten, was St. Pierre an Nachtklubs zu bieten hatte. Er wurde von einem Griechen geführt, Eumenides Papegaikos, der eine dürftige südamerikanische Atmosphäre mit einem Minimum an Service zu höchstmöglichen Preisen bot; aber außer dem Offiziersklub im Stützpunkt auf Cap
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