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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens
Autoren: Bagley Desmond
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Sarrat war er die einzige Möglichkeit für einen zivilisierten Abend, und das Leben im Stützpunkt hing einem schließlich einmal zum Hals heraus.
    Als sie den raucherfüllten, trübe beleuchteten Raum betraten, winkte jemand. Wyatt winkte zurück, als er Hansen erkannte, der mit seiner Besatzung einen hob. Am anderen Ende des Raumes schwadronierte ein Amerikaner aus vollem Hals, und sogar aus dieser Entfernung konnte man leicht hören, daß er eingehend über seine neuesten Abenteuer als Sportfischer berichtete. Sie fanden einen Tisch, und während Causton Getränke bestellte, in einwandfreiem und flüssigem Französisch, das der Kellner nicht verstand, forderte Wyatt Julie zum Tanz auf.
    Sie hatten immer gut miteinander getanzt, aber diesmal schien etwas Steifes und eine gewisse Spannung zwischen ihnen zu liegen. Es war nicht die Schuld der Kapelle, so schlecht sie auch war, denn während sich die Melodie zwar fürchterlich anhörte, stimmte der Rhythmus einwandfrei. Sie tanzten eine Weile schweigend, und dann sah Julie ihn an und sagte leise: »Hallo, Dave! Hast du in letzter Zeit einen schönen Hurrikan gesehen?«
    »Hat man einen gesehen, kennt man sie alle«, sagte er leichthin. »Und du?«
    »Etwa dasselbe. Ein Flug ist wie der andere. Die gleichen Orte, die gleiche Luft, die gleichen Passagiere. Ich möchte manchmal schwören, daß Luftreisende einer anderen Rasse angehören als wir gewöhnlichen Menschen; wie Dawson – der Mann dort drüben.«
    Wyatt hörte die rauhe Stimme, die unaufhörlich ihr Garn spann. »Kennst du ihn?«
    »Kennst du ihn nicht?« fragte sie überrascht. »Das ist Dawson, der Schriftsteller – Big Jim Dawson. Jeder kennt ihn. Er ist ein regelmäßiger Passagier auf meinen Strecken, und er ist ein ziemliches Ekel.«
    »Ich habe von ihm gehört«, sagte Wyatt. Julie hatte recht – es konnte keinen Ort auf der Welt geben, wo man noch nichts von Big Jim Dawson gehört hatte. Er galt als recht guter Schriftsteller, obwohl Wyatt selbst sich nicht in der Lage fühlte, das zu beurteilen; auf alle Fälle schienen die Kritiker dieser Meinung zu sein.
    Er sah auf Julie herab und sagte: »Du scheinst Causton nicht für ein Ekel zu halten.«
    »Ich mag ihn. Er ist einer dieser höflichen, unerschütterlichen Engländer, von denen man immer liest, – du weißt, die Stillen mit den verborgenen Tiefen.«
    »Ist er einer deiner regelmäßigen Passagiere?«
    »Ich habe ihn auf meinem letzten Flug zum erstenmal gesehen. Ich habe nicht damit gerechnet, ihn hier auf San Fernandez zu treffen.«
    »Du hast dir bestimmt alle Mühe gegeben, ihm den Aufenthalt angenehm zu machen.«
    »Das war nur Gastfreundschaft – Sorge für einen Fremden in einem fremden Land.« Julie sah mit einem schalkhaften Funkeln in ihren Augen zu ihm auf. »Na, Mr. Wyatt, ich glaube gar, du bist eifersüchtig.«
    »Ich wäre es vielleicht«, sagte Wyatt kurz, »wenn ich ein Recht dazu hätte.«
    Julie senkte ihre Augen und wurde ein wenig blaß. Sie tanzten steif und schweigend, bis das Stück zu Ende war, und wollten zum Tisch zurückgehen. Aber Julie wurde von dem übersprudelnden Hansen weggeschnappt. »Julie Marlowe! Was machen Sie denn in diesem elenden Nest? Ich raub' sie Ihnen, Dave, ich bringe sie unbeschädigt zurück.« Er schleppte sie in einem komisch übertriebenen Rumba auf die Tanzfläche, und Wyatt kehrte bedrückt zu Causton zurück.
    »Starkes Zeug«, sagte Causton und hielt die Flasche ins Licht. Er schwenkte sie. »Nehmen Sie einen?«
    Wyatt nickte. Er sah zu, wie Causton sein Glas füllte, und fragte dann unvermittelt: »Sind Sie geschäftlich hier?«
    »Guter Gott, nein!« sagte Causton. »Ich hatte eine Woche Urlaub zugute, und da ich gerade in New York war, flog ich hier herunter.«
    Wyatt warf einen Blick auf Caustons intelligente Augen und überlegte, wieviel davon wohl Wahrheit war. Er sagte: »Es wird hier nicht viel geboten für einen Urlaub; Sie hätten lieber nach den Bermudas fliegen sollen.«
    »Möglich«, sagte Causton unverbindlich. »Erzählen Sie mir etwas über San Fernandez! Hat es eine Geschichte?«
    Wyatt lächelte säuerlich. »Genau wie jede andere der karibischen Inseln – bloß ein bißchen mehr noch. Zuerst war die Insel spanisch, dann englisch und schließlich französisch. Die Franzosen hinterließen den tiefsten Eindruck – Sie merken es an der Sprache –, obwohl Sie Einwohner treffen können, die St. Pierre noch heute San Pedro oder Peter's Port nennen und die Sprache
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