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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition)
Autoren: Stefan Burban
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Innere des Zelts war mit seidenen Kissen ausgelegt. Die hölzernen Stangen, die das Dach des Zelts stützten, waren in einem weiten Kreis angeordnet. Reglos standen leicht bekleidete Sklaven beiderlei Geschlechts zwischen ihnen. Sie hielten Tabletts aus purem Gold in den Händen, auf denen Wein und die verschiedensten Köstlichkeiten angeboten wurden. Und inmitten all dieses Reichtums, auf einem Berg von Kissen und umgeben von Sklavenmädchen, thronte Coyle Pollok. Der Eroberer. Der Schlächter ganzer Völker.
    Logans Mund verzerrte sich kurz vor Abscheu angesichts dieser Dekadenz. Er war ein Mann, der Schönheit liebte, aber er hasste deren Zerrbild. Die Dinge, die geringere Menschen vielleicht als Schönheit ansehen würden. Geringere Menschen wie Coyle Pollok. Nur mit Mühe widerstand er dem Drang, angewidert auszuspeien.
    Der Kopfgeldjäger brachte seine Mimik wieder unter Kontrolle. Der Kriegsherr war ein unnachsichtiger Gastgeber. Falls dieser auf die Idee kam, dass Logan auf ihn herabsah, wäre das sein Tod. Natürlich würde Coyle Pollok dann auch sterben, denn Logan war ein geübter Killer, doch ihm selbst würde dieser Umstand nicht mehr viel helfen.
    Als Coyle Pollok ihn sah, klatschte er in die Hände und die Sklavenmädchen wichen gehorsam zurück. Logan sah die Angst in ihren oft viel zu jungen Augen und er musste an sich halten, um seinen Unmut nicht doch offensichtlich werden zu lassen. Seine Hand fiel wie selbstverständlich an die leere Stelle, an der sich normalerweise sein Schwert befand. Es war ihm abgenommen worden, als er den Palast betreten hatte. Niemand wurde bewaffnet zum Kriegsherrn vorgelassen.
    Coyle Polloks Lippen weiteten sich zu einem öligen Lächeln und er winkte den Kopfgeldjäger zu sich. Logan gehorchte und setzte sich wie eingeladen Pollok gegenüber.
    »Logan, mein Freund. Es ist schön, dich zu sehen«, begann der Kriegsherr. »Wie lange ist das jetzt her? Fünfzehn Jahre? Sechzehn vielleicht?«
    »Fast zwanzig.«
    »Fast zwanzig«, wiederholte Pollok leise wie im Selbstgespräch. »Eine lange Zeit.« Sein Blick suchte den Logans. »Aber man hört nur Gutes von dir. Ich habe deine Karriere aufmerksam verfolgt. Du lieferst immer pünktlich und hältst dich stets an Abmachungen.«
    »Ein Mann sollte zu seinem Wort stehen.«
    Logan war kein Mann vieler Worte. Das wusste jeder. Aber dieser Satz beinhaltete eine versteckte Botschaft an Pollok. Eine Botschaft, die nur der Kriegsherr verstand. Und so, wie dieser seine Augen verengte und die Lippen zusammenpresste, war die Nachricht auch angekommen.
    Als Coyle Pollok die Stämme vereinigte und die Moyri-Allianz gründete, indem er jeden konkurrierenden Stammesführer ermorden ließ, schuf er eine militärische Macht, die ihresgleichen suchte.
    Mehrere Völker, darunter auch die Varis, entsandten Diplomaten, Herolde und Unterhändler zum neuen Herrn der Moyri. Offiziell, um ihm zu seinen Erfolgen zu gratulieren, aber insgeheim, um seine Absichten auszuloten.
    Pollok versicherte sie alle seiner Freundschaft und schickte sie mit dem Versprechen wieder heim, dass seine Ambitionen sich auf die Moyri beschränken würden. Weniger als ein Jahr später, nachdem er seine Macht gefestigt und ausgebaut hatte, führte er seinen ersten Feldzug. Die Völker, die einst seinen Worten vertraut hatten, zahlten nun den Preis für Ihre Naivität.
    »Wie recht du hast«, antwortete Pollok tonlos, als hätte er die Anspielung nicht verstanden.
    »Ein Mann, der nicht zu seinem Wort steht, ist ein Mann ohne Charakter, ohne Ehre.«
    »Deine Auffassung von Charakter und Ehre war schon immer … wie soll ich sagen … sehr einseitig.« Pollok lächelte süffisant.
    »Deine war dafür schon immer sehr … interpretationsfreudig.«
    Logan überkam der Eindruck, dass der Kriegsherr jeden Augenblick seine Wachen rufen würde. Der Mann kochte vor Wut. Er war es nicht gewohnt, dass man so mit ihm sprach. Falls er jedoch weiterhin mit Logan reden wollte, musste er sich damit abfinden. Der Kopfgeldjäger verbog sich für niemanden und sagte immer, was er dachte. Coyle Pollok zwang sich langsam zu einem Lächeln.
    »Ich habe dich nicht eingeladen, um mit dir zu streiten, Freund Logan. Darf ich dir etwas anbieten?« Er klatschte erneut in die Hände. Ein Sklave trat näher. Auf seinem Tablett stand eine Karaffe mit Wein, außerdem ein Teller mit Käse und Trauben. Logan winkte ungeduldig ab.
    »Oder darf es etwas anderes sein?« Coyle Pollok grinste anzüglich. Zwei
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