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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts
Autoren: Alexandra Balzer
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nichts unternehmen kannst, hatte ich dir vorher nichts gesagt. Aber nun musst du darüber Bescheid wissen, damit du richtig handeln wirst.“
    „Sprich weiter.“ Chyviles Tonfall fror langsam ein.
    „Von Anevy aus betrachtet ist es erst drei Tage her, seit wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, nicht wahr?“
    „Worauf willst du hinaus?“
    „Für mich war es eine weit längere Zeit.“
    „Was meinst du? Enra und Anevy haben den gleichen Zeitverlauf.“
    „Das war lange so, ja. Nun haben die Dinge sich geändert. Für Enra sind über neun Jahre vergangen in der Zeit, die für euch gerade einmal drei Tage bedeutete.“ Maondny wartete kurz, ob Chyvile etwas fragen würde, doch ihr begegnete nur eisiges Schweigen. Es war ungewohnt für sie, ein Gespräch zu führen, dessen Verlauf sie nicht bereits Ewigkeiten zuvor in allen denkbaren Varianten durchlebt hatte. In diesem Fall hatte ihr tatsächlich der Mut gefehlt.
    „Vor neun Jahren wurde deine Welt von unsichtbaren Energien getroffen. Eine Sonne ist explodiert, und …“
    „Die Sonne ist in wunderbarer Ordnung, danke schön!“
    „Nein, Chyvile, nicht Anevys Sonne, sonst wäre deine Welt jetzt Staub und Asche. Eine andere Sonne, weit entfernt, doch nahe genug, dass euch noch Energiewellen getroffen haben. Es hatte bloß eine einzige spürbare Auswirkung, die ist dafür tragisch genug: Der Teil des Weltenstrudels, der unsere beiden Welten verbindet, wurde zerstört. Der Weg zwischen uns ist fort.“
    „Sprich klar und verständlich mit mir, was bedeutet das?“ Chyvile knurrte drohend, dennoch war ihre Angst deutlich zu hören. Allein die Behauptung, dass es mehr als eine Sonne gab, überforderte sie; Maondny zwang sich, einfachere Worte zu wählen.
    „Der große Strudel ist nicht zerstört, das ist nicht möglich, da er von Pya selbst stammt. Aber der Nebenpfad, den mein Vater erschuf, verbindet unsere Welten nicht mehr länger miteinander, und nun läuft die Zeit unterschiedlich für uns.“
    „Mit anderen Worten, selbst wenn die Tänzerin das Siegel zerbricht, kann dein Volk nicht zu uns kommen, weil es keinen Weg mehr gibt?“
    „Nein, so schlimm ist es nicht. Ich werde dafür sorgen, dass die Verbindung neu geschaffen wird.“
    „Ich soll also die gesamte Reise der Tänzerin verzögern? Damit du genug Zeit hast?“
    „Das wäre die falsche Reaktion, Chyvile. Im Gegenteil, du musst Pera und Jordre vorantreiben, so schnell es nur geht! Zögere eine einzige Stunde, und sei es aus Mitleid mit ihren schwachen Körpern, und die Prophezeiung schlägt fehl. Ihr seid jetzt auf einem Weg, von dem ihr nicht mehr abkehren könnt. Wenn ihr die Tänzerin nicht rechtzeitig zum Siegelstein bringt, ist alles verloren, alles!“
    „Ich verstehe nicht. Wenn es keinen Verbindungsweg gibt, was soll die Eile dann bewirken?“
    „Du musst es nicht verstehen. Sorge dafür, dass die Gefährten auf den Weg kommen. Um das andere kümmere ich mich.“
    „Du strapazierst meine Geduld!“
    „Ich weiß, es tut mir leid. Es wäre müßig, dir von Zeitblasen, himmlischen Energien, Kreuzwirkungen wirrläufiger Schicksalsverschiebungen und der besonderen Magie von Prophezeiungen zu erzählen. Ich werde sterben, wenn ich es nicht fertig bringe, die Verbindung neu zu erschaffen, und Anevy wird untergehen. Zweifle nicht, ich werde alles tun, was nötig ist!“
    „Zweifle du nicht, dass ich dich auf keinen Fall in Stich lassen werde. Aber, Maondny?“
    „Hm?“
    „Keine weiteren Überraschungen mehr, ja? Versprichst du mir das?“
    Lange Zeit herrschte Schweigen. Schließlich flüsterte Maondny ängstlich:
„Vergib mir, Chyvile. Ich will nichts versprechen, was ich nicht halten kann.“
    Damit löste Maondny sich aus dem Gespräch und ließ ihr Bewusstsein wieder in Enra auftauchen. Sie musste mit Inani reden, und zwar sofort.
     

3.
     
    Rache, Krieg, Liebe, es ist gleich, welchen Namen man der Sache gibt. Es geht darum zu gewinnen. Wer schwach ist, wird untergehen. Wer stark ist, bleibt Sieger. In gewisser Hinsicht verlieren beide, denn nach dem Sieg ist das Spiel vorbei.
    Sinnspruch, Urheber unbekannt
     
    Schleppend lenkte Inani ihre Schritte durch den Nebel. Sie hatte es wirklich nicht eilig, zurück nach Roen Orm zu gelangen, wo heute Abend der nächste große Ball geplant wurde. König Darudo war inzwischen für alle Welt sichtbar erkrankt, er verfiel von Woche zu Woche stärker. Gerade deswegen fanden unentwegt Feste, Bälle und Wettbewerbe statt. Künstler
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