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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts
Autoren: Alexandra Balzer
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ertragen.
    Inani tanzte durchaus gerne, selbst die steifen zeremoniellen Tänze des Königshofs. Doch heute wollte sie lieber irgendwo anders sein. Irgendwo. Egal wo, solange es nicht in Roen Orm war.
    Ich muss mit Mutter reden, es wird langsam Zeit, den nächsten Schritt zu planen. Unter Ilat kann ich nicht länger eine einfache Hofdame bleiben, er wird auf die Priester hören. Und die werden mich entweder verbrennen oder aus der Stadt jagen wollen, oder noch schlimmer, an irgendeinen verdienten Adelssohn verheiraten!
    Durch geschicktes Taktieren hatte Shora es bislang geschafft, die unzähligen Heiratsanträge, die man ihr, Alanée und ganz besonders Inani zugetragen hatte, so abzulehnen, dass niemand beleidigt worden war. Inzwischen musste Inani meistens allein am Hof zurechtkommen, denn es wäre auffällig geworden, dass die beiden erwachsenen Frauen in den vergangen Jahren um keinen Tag gealtert waren. Keine Falte, keine graue Strähne, nichts, was dem natürlichen Verlauf der Dinge entsprach. Shoras und Alanées Luftmagie war zu schwach, um Illusionen zu wirken, die von den Sonnenpriestern nicht sofort durchschaut werden könnten. Sie traten nur noch ganz selten öffentlich auf, stets von dunklen Schleiern verhüllt. Jedermann glaubte, sie wären als Büßerinnen in den Tempel der Heiligen Mutter gegangen. Ein Ort für Frauen, die sich dem Ti-Glauben hingeben wollten. Pya hatte dort ebenfalls einen Schrein, wurde allerdings nicht als Schwester, als gleichrangige Göttin verehrt, sondern als eine Art mütterliche Schutzheilige, die über Tis Schöpfung wachte, von ihm selbst erschaffen. In der Regel begaben sich Witwen in jene kleinen Tempel, die im ganzen Reich zu finden waren; Frauen, die sich vor der Zwangsverheiratung versteckten; manchmal auch junge Mädchen, die auf dem falschen Laken ein Kind empfangen hatten. Solche Kinder wurden danach als vorgebliche Waisen im Tempel aufgezogen.
    Es war nicht leicht, ohne Shoras Schutz auszukommen. Immer wieder geriet Inani in Situationen, in denen Wut oder Hass sie zu überwältigen drohten, in denen sie unwillkürlich nach ihren Seelenvertrauten griff. Shora hatte es fertig gebracht, eine neue Mode einzuführen: aufwändig bestickte Kopftücher, unter denen das Haar versteckt werden konnte. Mit allerlei Juwelen, Blumen und sonstigem Zierrat veredelt, hatten die Hofdamen sich begeistert davon anstecken lassen und wetteiferten darum, wer den schönsten Kopfputz trug. Für Inani war dies oft genug die einzige Rettung, denn Raubtieraugen mochte sie für einige Minuten verbergen können, Haare hingegen, die von leuchtendem Rot zu tiefem Schwarz wandelten, nicht. Zum Glück hatte sie Maranis, eine treue Zofe, die kaum jemals von ihrer Seite wich und ein unvergleichliches Geschick darin besaß, solche gefährlichen Momente zu erahnen und ihre Herrin rechtzeitig außer Gefahr zu bringen.
    Wie sollte es nun weiter gehen? Ilat musste eng beobachtet werden. Wie würde ihre Zukunft in Roen Orm also aussehen?
    Unschlüssig blieb Inani stehen, obwohl das im Nebel leichtsinnig war. Wollte sie jetzt nach Roen Orm oder in das Reich der Hexen? Stellte sie sich der Pflicht, oder suchte sie lieber den Rat ihrer Mutter?
    Wenn ich noch lange in der Stadt bleiben will, muss ich wohl oder übel heiraten …
    Als sie sich gerade auf das Haus ihrer Mutter konzentrieren wollte, hörte sie eine Stimme hinter sich und fuhr erschrocken herum.
    „Inani, es ist zu lange her.“ Maondny stand vor ihr und lächelte geistesabwesend.
    „Oh Pya! Du darfst dich nicht im Nebel an mich heranschleichen, das ist gefährlich!“, rief sie, doch zugleich musste sie lächeln.. Es war tatsächlich schon viel zu lange her, dass sie Maondny zuletzt gesehen hatte, die sie wie eine Schwester liebte.
    „Verzeih mir, ich musste kommen. Du brauchst Hilfe, um den richtigen Pfad für die Zukunft zu wählen.“ Abwartend nickte Inani ihr zu, sie wusste, niemand war besser geeignet ihr zu raten als die Traumseherin.
    „Gehe nach Roen Orm. Du hast dort ein Spiel begonnen, das dringend beendet werden muss.“
    „Garnith? Nun ja, er ist halb wahnsinnig geworden mittlerweile und verlässt den Gebetsraum nur noch, wenn man ihn bewusstlos in seine Kammer trägt. Aber er will nicht aufgeben.“
    „Er darf nicht mehr leben, wenn Darudo stirbt. Garnith hat den Verstand des Kronprinzen mit Hass und Angst gegen Hexen, Magie und Frauen als solches erfüllt. Du weißt, dass Ilat sich weigert, eine Gefährtin zu wählen.“
    Inani
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