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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts
Autoren: Alexandra Balzer
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nickte verbittert. Ein Großteil ihrer Intrigen zielte darauf ab, junge Hofdamen vor dem Zugriff des Kronprinzen zu retten. Ilat war bekannt dafür, wehrlose Mädchen zu sich zu locken und zu verführen. Da sein Vater zu krank und zu schwach war, gab es niemandem mehr, der ihm offiziell Einhalt gebieten konnte.
    Königin Rosanna war ihre Gönnerin, sie schützte Inani und half ihr, Ilat immer wieder zu übertölpeln. Doch sie besaß weder die Macht noch den Willen, ihren Sohn wirklich aufzuhalten.
    „Beende dein Spiel. Beende es heute Nacht. Bitte Maranis, dich beim Ball zu entschuldigen und gehe danach ins Viertel der Künstler. Es ist das Beste für ganz Roen Orm, du musst Ilat von diesem Mann befreien.“
    Maondnys goldschimmernde Iriden wandelten zu einem intensiven blauen Ton, als sie sich von dem magischen Zeitenfluss trennte. Strahlend lächelte sie Inani an und griff nach ihrer Hand.
    „Lass mich zusehen! Ich will mit eigenen Augen miterleben, wie du ihn vernichtest!“, rief sie aufgeregt. Inani umarmte die junge Elfe impulsiv und drückte sie an sich.
    „Für Thamar! Heute Nacht wird Garnith sterben!“
    Beschwingt rannten sie los, bereit, Roen Orm den Ersten Sohn des Lichts zu entreißen.
     
    ~*~
     
    „Gib mir meinen Mantel!“, wiederholte Garnith duldsam, als wäre er davon überzeugt, der dunkelhaarige junge Mann vor ihm wäre taub oder zu dumm, um ihn zu verstehen. Janiel zögerte weiterhin, doch er wollte sich dem Erzpriester nicht widersetzen und öffnete schließlich die Truhe, die neben dem Bett stand und alle wichtigen persönlichen Gegenstände enthielt. Der nachtschwarze Mantel roch intensiv nach den Lavendelsäckchen, mit denen man die Motten fernhielt, er war staubig und zerknittert.
    „Euer Gnaden, lasst mich Ersatz holen, dieser Mantel ist Eurer nicht würdig ...“, begann Janiel. Garnith schlug ungeduldig mit seinem Gehstock auf den Boden und riss das Kleidungsstück an sich.
    „Wenn ich einen Priestermantel wollte, hätte ich dir befohlen, mir einen zu bringen“, knurrte er Janiel an. „Ich muss ungesehen aus dieser Gruft entkommen, heute Nacht steht das Auge der verfluchten Göttin voll am Himmel! Sie wird wieder kommen, ich spüre es. Sie wird kommen und mit mir spielen wollen!“
    Seine Stimme brach. Wie dünn sie geworden war, die Stimme eines alten Mannes. Garnith war ein hinfälliger Greis geworden, egal wie sehr er sich dagegen wehrte. Janiel starrte ängstlich zu Boden. Er war der Einzige, der von den Drohungen der
    Pya-Tochter wusste. Garnith hatte ihn zu Stillschweigen verpflichtet und dafür gesorgt, dass Janiel sein persönlicher Diener wurde. Niemals in all den Jahren, die seither vergangen waren, hatte Janiel den Anblick der Hexe vergessen, ihre Macht, die Kraft ihrer Berührungen, die panische Angst, die er gespürt hatte, als sie sein Leben bedrohte, den Hass, als sie ihm so spöttisch zugewunken hatte. Er hatte sie seither nicht mehr gesehen, doch allzu oft die Kammer seines Herrn betreten, um dort Spuren ihrer Anwesenheit zu finden: Mit Blut geschriebene Warnungen, Pya-Zeichen an Wänden und Boden, Krallenspuren, als wäre eine Raubkatze hier oben eingedrungen, obwohl Fenster und Türen fest verriegelt gewesen waren ... Garnith kannte seine Ängste, darum vertraute er darauf, dass Janiel ihn nicht verraten würde. Es würde ihn sein Amt als Erzpriester kosten, wenn noch jemand von der Hexe wüsste!
    „Herr, Ihr könnt nicht allein durch die Stadt laufen, solange man Euch nicht als Priester erkennt. Sollten Räuber Euch überfallen, weil sie Euch für einen harmlosen Alten halten, was wäre dann gewonnen?“, fragte Janiel besorgt.
    „Ich beherrsche noch genug Magie, um mich gegen den Pöbel durchzusetzen, merk dir das! Gegen das Dunkelgezücht der Pya mag ich wehrlos sein, aber bilde dir nicht ein, ich wäre ein verrückter, gebrechlicher alter Schwachkopf!“
    Er stieß Janiels helfende Hand zur Seite und humpelte auf die Tür zu, den Blick so drohend, dass der Junge freiwillig zurückwich. 
„Wag es nicht, mir zu folgen oder irgendwelche Beschützer hinter mir herzuschicken! Ich werde sie bemerken und aus der Gnade Gottes reißen lassen!“
     
    Mit diesen Worten verließ Garnith den geschützten Tempel – allein. Seit Jahren hatte er das nicht mehr gewagt, war immer nur zu den vorgeschriebenen Prozessionen im Schutz seiner Brüder durch die Tore geschritten.
    Verflucht seien die Hexen! Sie mögen es wagen, in den Tempel einzudringen, ja, aber sie
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