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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts
Autoren: Alexandra Balzer
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mit sich.
    „Du Hund, das wirst du büßen!“ Kýl zog seine Waffe und wollte auf den Söldner losgehen, den Inani vor sich in Schach hielt; doch sie fauchte so drohend, dass alle erstarrten.
    „Du bleibst, wo du bist!“
    Als Kýl gehorchte, richtete sie ihre Raubtieraugen auf den zweiten Mann, ohne dabei den Druck ihrer Klinge auf die Kehle des Bärtigen zu lösen.
    Für einen langen Moment suchte sie in der angstvollen Miene des Söldners nach Zeichen, ob er eine Gefahr darstellte. Dann zog sie die Waffe von seiner Brust zurück.
    „Ist das ein Freund von dir?“, fragte sie mühsam beherrscht. Töte ihn!, schrie ihr Instinkt, töte ihn sofort! Es war ihr Raubtierinstinkt, nicht das, was ihr menschlicher Verstand ihr sagte. Ihr Instinkt, der ihr befahl, einen unbewaffneten Mann in Stücke zu reißen dafür, dass er Thamar hatte töten wollen. Thamar ...
    „Mein Vetter. Bitte, ich verstehe nicht! Nios würde niemals einen Giftanschlag ...“
    „Das reicht. Lass deine Hände da, wo ich sie sehen kann, verstanden? Corin, achte auf ihn.“
    Inanis ganze Aufmerksamkeit gehörte nun Nios.
    „Sprich, und wage nicht, mich anzulügen. Warum? Wer hat dich geschickt?“
    Einige Augenblicke lang schwieg der bärtige Mann.
    Ein höhnisches Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus.
    „Niemand hat mich geschickt! Ich bin es einfach nur leid gewesen, einem Jungen zu dienen, der sich im Nirgendwo versteckt und von Weibern den Arsch abwischen lässt! Lieber einem Herrn dienen, der wahnsinnig ist, als so einem Feigling, der sich jahrelang verkriecht! Ich werde mich Ilat anschließen. Ich will nicht mehr durch Nebelschwaden waten und mir von kleinen Mädchen sagen lassen, wie man kämpft! Hexe oder nicht, du bist ein Weib, und Weiber gehören gefickt. Stoß mir ruhig deinen Zahnstocher in den Hals, es ändert nichts an der Wahrheit!“ Er spuckte Inani ins Gesicht, und es kostete sie jeden Funken Selbstbeherrschung, ihm dafür nicht die Kehle zu zerfetzen. Etwas von ihrer Mordlust musste sich in ihrem Gesicht spiegeln, sodass er unwillkürlich vor ihr zurückzuckte. Langsam, sehr langsam hob sie die freie Hand und wischte den Speichel fort. Es war totenstill im Raum, alle hielten den Atem an.
    Zerfetz ihn! Reiß ihm die Eingeweide raus! Trink sein Blut und friss sein Herz, während es noch schlägt!
    Bilder von grausiger Gewalt flackerten durch Inanis Raubtierbewusstsein, der Blutdurst ertränkte langsam ihre menschlichen Sinne. Zwei Menschen näherten sich ihr. Langsam, wohl um sie nicht zu reizen, laut genug, um ihr zu zeigen, dass keine Gefahr drohte. Ihr gesamter Körper zitterte leicht vor Anspannung, um diesem Mann vor ihr nicht den Kopf abzubeißen. Nios war bleich geworden. Sie roch seine Angst, es peitschte ihre Instinkte noch weiter auf. Nadelspitze lange Krallen formten sich dort, wo Fingernägel sein sollten. Schweiß stand auf der Stirn des anvisierten Opfers, sein Herzschlag dröhnte in ihren Ohren, so laut ... Du wirst sterben!
    Da spürte sie eine federleichte Berührung am Rücken, zugleich ein vertrautes Bewusstsein, das nach dem ihren suchte.
    Ihr Blick irrte zur Seite, nur einen Moment lang. Taube. Zart. So süß …
    Inani schloss die Augen, sie spürte, wie sie kurz in sich zusammensackte. Als sie langsam den Dolch sinken ließ, hatte sie sich wieder in der Gewalt. Die Gefahr, wie eine tollwütige Bestie über alles und jeden, sogar über ihre beste Freundin herzufallen, war gebannt. Sie bewunderte Corins Mut, sich ihr zu nähern. Corin hatte genau gewusst, wie gefährlich es war, Inani in diesem Zustand anzufassen.
    Thamar stand rechts neben ihr und umfasste ihre Schulter.
    Inani nickte ihm zu und setzte sich zurück auf ihre Fersen, die Klinge weiterhin bereit.
    „Danke“, wisperte sie in Is’larr, der geheimen Sprache der Hexen. Thamar verstand ein wenig davon, als einziger Mann seit unendlichen Zeiten war ihm dieses Wissen erlaubt worden. Er seufzte und sagte:
    „Nios, du glaubst also, ich würde mich verkriechen? Ich würde mich an den Rockzipfel von Weibern klammern? Nun, wie du gerade erlebt hast, tragen Hexen vielleicht Frauenkleider, wenn sie Lust dazu haben, doch man sollte sie nicht für harmlose kleine Mädchen halten. Du hast eine hoch geschätzte Verbündete beleidigt, eine langjährige Freundin. Du hast versucht, mich zu vergiften, eine hinterhältige, feige Tat, für die du den Tod verdient hast. Ich könnte dich Inanis Gnade überlassen und zusehen, wie sie dich mit bloßen
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