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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
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Florine.
    »Mach kein Theater.« Saint-Germain schob sie weiter vorwärts. »Denk daran, wen du vor dir hast. La Pompadour wird dich für deinen Wagemut achten, oder sich über dich beklagen. Es liegt an dir. Wenn du ihr diesen Abend verdirbst, darfst du mit gewaltigem Ärger rechnen. Also, reiß dich zusammen.«
    »Ihr seid es, der ein Theater aufführt.«
    »Und du wirst mitspielen. Es kann nichts geschehen. Ein Wort von mir, und der König gelangt zu dem Schluss, diesem Haus die Konzession zu entziehen.«
    Die Drohung erstickte jeden weiteren Widerstand. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Die leise geführte Unterhaltung der kleinen Gesellschaft verstummte, als sie vor den Gefesselten trat. Sensationslüsterne Erwartung machte sich breit. Zunächst geschah nichts. Die Züge des Gefesselten waren nun klar zu erkennen und vollendeten die Schönheit seines Körpers. Zwischen einem markanten Kinn und einer geraden Nase lag ein Mund mit schmaler Oberlippe und einer etwas volleren Unterlippe. Die Farbe seiner Augen war ein ausdrucksstarkes Blau und Grau, umgeben von dichten Wimpern, aber sie flößten kein Vertrauen ein. Der Mann erfüllte seinen Part in diesem Stück gut genug, um an einer der Pariser Bühnen aufzutreten. Sein anziehendes Äußere machte ihn bestimmt zu einem begehrten Schauspieler. Störend waren einzig die seltsamen Flecken in seiner Iris. Saint-Germain verstärkte den Druck zwischen ihren Schulterblättern, so dass ihre Nase dicht an die Halskuhle des Gefesselten gelangte. Er roch nach sauberem, gesundem Schweiß.
    Obwohl sie nun wusste, dass er ein Schauspieler war, richteten sich unter seinem Knurren alle vorhandenen Härchen auf ihrer Haut auf. Außerstande, den Irrlichtern in seinem Blick länger zu begegnen, sah sie unter sich. Sie hasste Saint-Germain und den Zwang, den er ihr auferlegte.
    »Er ist hungrig und findet Gefallen an ihr.«
    Eine weitere hanebüchene Behauptung, welche die Sensationslust der Gäste schüren sollte. Bei hungrigen Menschen knurrte es nicht aus der Kehle, sondern aus dem Magen. Ausgerechnet ihr musste so etwas zustoßen. Verflucht sei Olymp, die sie in diese Situation gebracht hatte.
    »Der Frische ihrer Jugend kann er sich nicht entziehen. Komm schon, mein Freund, atme ihren Duft ein. Sie sagt dir zu, du musst es nicht leugnen.«
    Ein heißer Atemstoß traf ihren Hals. Auch das noch. Sie wurde beschnuppert.
    »Sie ist ein niedliches, saftiges Ding. Zum Anbeißen appetitlich, nicht wahr?«, säuselte Saint-Germain. »Arme hoch, kleine Mamsell. Nun, mach schon.«
    Sie wollte die Arme nicht heben und hob sie doch. Was blieb ihr für eine Wahl, eingedenk seiner Drohung? Das Letzte, was sie wollte, waren Ungelegenheiten. Selbst der Skeptiker hielt sich mit Einwänden zurück. Kaum hatte sie die Arme gehoben, schloss Saint-Germain die zierlichen Handschellen um ihre Handgelenke. Die Berührung des kühlen Silbers führte zu einer jähen Erkenntnis. Sie hatte einen fatalen Fehler begangen. Zwischen den Strähnen wirren Haares erkannte sie den Blick eines Raubtiers. Das war kein Schauspiel und er kein Darsteller. Brust an Brust stand sie mit einem Fremden, der kein normaler Mann sein konnte. Allerdings galt dies nicht für seine unmittelbare Reaktion auf ihre Nähe.
    Jäh versteifte sie sich. An ihren Bauch drückte die ursprünglichste Regung eines Mannes auf die Gegenwart einer Frau. Blankes Begehren. Allmächtiger! Kraftvoll drückte sie sich vom Boden ab, machte einen Satz, zog die Beine an und teilte sie im Sprung. Ihre Füße trafen links und rechts von ihm gegen die Wand. Sie streckte die Beine durch und lehnte sich so weit als möglich zurück, ging auf größtmöglichsten Abstand zu seiner Erektion. Dazu wollte sie sich unter keinen Umständen hergeben, käme was da wolle.
    »Messieurs!«, rief sie und warf den Kopf zurück. Hinter ihr stand der Skeptiker, auf seine Vernunft hoffte sie. Leider konnte sie ihn nicht sehen, da die Gesellschaft in ihrem Rücken stand. »Ich bin doch nur das Kammermädchen! Bitte, verschont mich. Ich habe so etwas noch nie gemacht. Ich bin noch ein Kind!«
    »Obwohl ihr Gesicht dem eines Kindes ähnelt, ist sie in allen Diensten bewandert, die dieses Haus zu bieten hat«, sagte Saint-Germain.
    »Das ist eine Lüge!«
    »Seht doch, wie er an ihr riecht. Beinahe erinnert es mich an einen Hund«, sagte Madame de Pompadour verblüfft.
    Ihr und allen anderen war Florines Schicksal einerlei. Vom Leben begünstigte Menschen
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