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Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Titel: Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Unbesonnenheit gewesen, die dazu geführt hatte, daß die Wachmänner ihr Waffenversteck entdeckten und ihre Pläne durchkreuzten. Beryl legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
    »Vielleicht können wir doch etwas tun, Jarlon«, sagte er ruhig. »Wenn wir alles auf eine Karte setzen! Wir wußten doch immer, daß unsere Pläne im Grunde sinnlos waren, solange sich die Situation nicht änderte. Jetzt wird sie sich ändern. Wir müssen nur abwarten, bis wir mehr wissen.«
    Abwarten ...
    Jarlon preßte die Lippen zusammen und nickte. Beryl von Schun ließ sich auf die Kante der Schlafmulde sinken. Sein Blick hing an der Tür, die sich eigentlich längst hätte öffnen müssen. Eine halbe Stunde lang warteten sie schon darauf, daß die Wachmänner erschienen und die nächste Arbeitsschicht begann, dann begriffen sie, daß niemand kommen würde.
    Das Personal des Straflagers hatte offenbar anderes zu tun, als die Gefangenen auf der Gleiterbahn-Baustelle zu bewachen.
    *
    »Wir sind hier. Warte, bis wir unsere Vorbereitungen getroffen haben, dann werden wir euer Schiff in einem Zeitfeld verbergen, um Sekunden in die Zukunft versetzt, so daß euch niemand entdecken kann.«
    Ktaramons Stimme klang ruhig und leidenschaftslos wie immer. Charru umklammerte den Zeitkristall. Er starrte die Kabinenwand an, hinter der er die endlose, menschenfeindliche Weite der Eiswüste wußte.
    »Wirst du an Bord kommen, Ktaramon?« fragte er.
    »Ja.«
    »Kannst du dich auf dem Uranus im Schutz der Zeit frei bewegen?«
    »Ja.«
    »Und kannst du jemanden mitnehmen - unsichtbar, meine ich?«
    »Du willst deine gefangenen Gefährten aufsuchen?«
    »Das muß ich. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, sie zu befreien und an Bord zu holen. Vielleicht ...«
    »Überstürze nichts«, riet Ktaramon gelassen. »Du würdest deine Gegner nur in dem Entschluß bestärken, euch zu vernichten.«
    Charru schwieg einen Moment.
    Er sah ein, daß der Zeitlose recht hatte. Die Marsianer trafen selten schnelle, radikale Entscheidungen. Sie würden zögern, solange sie die Situation nicht durchschauten. Und solange sie in der »Kadnos« keine unmittelbare Gefahr sahen.
    »Trotzdem muß ich mit den Menschen im Lager sprechen«, sagte Charru. »Auch sie dürfen nichts überstürzen. Wir müssen uns einig sein - gemeinsam handeln oder gemeinsam abwarten.«
    »Gut«, sagte Ktaramon. »Ich werde dich begleiten - dich und einen oder zwei von deinen Freunden. Das Feld, das ich erzeugen kann, wird groß genug sein, um euch zu schützen. Aber vergiß nicht, daß unsere Energie nicht unerschöpflich ist, daß auch wir nicht alles zu tun vermögen, was wir vielleicht wünschen. Damals auf dem Mars hatten wir eine Basis zur Verfügung. Hier haben wir nichts außer einem Stützpunkt und einer begrenzten Ausrüstung, deren Beschaffenheit du nicht begreifen würdest. Wir können das Schiff tarnen, aber wir können nicht zugleich einen Zeittunnel errichten, der es deinen Freunden ermöglichen würde, aus dem Lager zu entkommen. Und es gibt andere Grenzen - Grenzen, die in meinem Auftrag liegen. Wir können euren Gegnern die Gefahren der Zukunft zeigen, um ihnen die Augen zu öffnen, aber wir können sie nicht zur Einsicht zwingen. Deinen Weg mußt du selbst gehen. Wir können dir dabei helfen, aber wir können ihn nicht für dich finden.«
    »Ich weiß«, sagte Charru.
    »Du weißt es besser, als ich dachte«, meinte Ktaramon mit einem leisen Unterton von Ironie. »Du vertraust uns, aber wir sind dir fremd, nicht wahr? Du verstehst uns nicht, und du weißt, daß auch wir dich nie völlig verstehen werden.«
    Charru nickte.
    Er wußte, es war die Wahrheit. Die Herren der Zeit dachten in Jahrtausenden, dachten an das Schicksal der Menschheit, vielleicht an das Schicksal des ganzen Universums. Für sie zählte weder der Augenblick noch der einzelne Mensch, und wo ihre undurchschaubaren Pläne betroffen waren, da konnten sie genauso gleichgültig Leben vernichten wie die Marsianer.
    Aber in diesen Plänen spielten die Menschen aus der Welt unter dem Mondstein eine Rolle.
    Sie standen am Scheideweg, waren noch nicht festgelegt, konnten den richtigen Weg in die Zukunft gehen. Das jedenfalls hatte Ktaramon mehr als einmal erklärt - und er mußte dabei gespürt haben, wie sehr sich Charru innerlich gegen die Selbstverständlichkeit auflehnte, mit der die Herren der Zeit über richtig und falsch entschieden.
    Immerhin: Sie wußten jetzt, daß die Menschheit ihren Weg allein
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