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Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen

Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen

Titel: Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Metallhaken fester, setzte die Spitze an und hebelte die Kunststoff-Platte hoch, die von einer dünnen Eisschicht bedeckt wurde.
    Er mußte sich anstrengen, um das quadratische Loch freizulegen. Einen Moment lang musterte er mit zusammengekniffenen Augen die Dinge, die auf der weißen Isolierfolie lagerten. Ein kleiner, funktionsfähiger Handlaser. Bauteile für alle möglichen elektronischen Geräte, Energiezellen, die später einmal ausrangierte Bohrlaser oder Eisschneider in Waffen verwandeln konnten. Dinge, von denen die Wachmänner nicht ahnten, daß die Gefangenen sie besaßen.
    Sie planten seit sie hier waren - planten mit dem zähen, unermüdlichen Lebenswillen, der sie nicht aufgeben ließ, obwohl sie die Aussichtslosigkeit ihrer Lage klar sahen.
    Es gab keine Chance, vom Uranus zu entkommen. Es gab im Grunde überhaupt keine Chance. Aber wenn sie das anerkannten, wenn sie aufhörten zu hoffen, konnten sie genausogut auch aufhören zu leben.
    Rasch zerrte Beryl ein paar Metallteile unter der Tunika hervor, von denen der Merkur-Siedler Jay Montini glaubte, er könne sie irgendwann für ein Funkgerät verwenden - vorausgesetzt, daß noch zahllose andere Teile dazukamen.
    Sie horteten alles, was sie nur irgendwie in die Finger bekamen. Auf der Gleiterbahn-Baustelle war das nicht einmal schwierig, und um die Dinge in die Unterkünfte zu schmuggeln, hatten sie inzwischen raffinierte Methoden entwickelt. Vorsichtig schob Beryl von Schun die Kunststoff-Plane wieder an ihren Platz zurück. Mit den Handschuhen rieb er über das Eis an den Rändern, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Danach wandte er sich zitternd vor Kälte der Luke zu, wo der blonde, bärtige Kormak wartete.
    Der Nordmann schloß die Tür. Erein von Tareth, Gillons rothaariger, grünäugiger Vetter, warf Beryl eine zweite Foliendecke über die Schultern.
    »Geschafft?« fragte Kormak knapp.
    »Geschafft«, bestätigte Beryl und bemühte sich, nicht allzu hörbar mit den Zähnen zu klappern.
    Mechanisch begann er, an dem Konzentratwürfel zu kauen, den die anderen für ihn aufbewahrt hatten.
    Neben ihm hockten Kormak, Hardan, Hakon und ein paar weitere Nordmänner. Der blonde Leif, der bei dem Kampf um Merkur seine Frau und seine kleine Tochter verloren hatte, brütete finster vor sich hin. Erein hatte die Beine angezogen und die Arme um die Knie geschlungen. Er war der einzige, dessen Gedanken im Augenblick nicht ausschließlich um ihre Pläne kreisten. Drüben in der Unterkunft der Frauen, die sie nur heimlich während der Schlafenszeit erreichen konnten, hatte Shaara gestern ein Kind zur Welt gebracht, einen kleinen Jungen, der Lar heißen sollte.
    Jarlon von Mornag, Charrus junger, hitzköpfiger Bruder, lehnte mit fiebrig glänzenden Augen in der Schlafmulde.
    Er war krank - irgendein mutierter Virus, der selbst die Kälte der uranischen Eiswüsten vertrug. Widerwillig hatte sich der Junge von dem Arzt des Camps untersuchen und ein Medikament injizieren lassen. Ob und wie schnell es wirken würde, wußte er nicht, weil er zu stolz gewesen war, um zu fragen. Jetzt fühlte er sich schwach, kämpfte vergeblich dagegen an und reagierte mit zorniger Verbissenheit.
    »Wenn wir jetzt noch einen Bohrlaser erwischen, können wir den Tunnel unter dem Eis in Angriff nehmen«, stellte Beryl fest. »Die Marsianer werden es erst merken, wenn wir schon unter der Kommandantur sind.«
    »Und dann können wir die Computer-Zentrale besetzen und die Kommandantin als Geisel nehmen.« Konan, sonst eher ruhig und besonnen, sprach mit funkelnden Augen. »Sie wird tun, was wir verlangen, auch wenn sie kälter ist als das verdammte Eis hier.«
    Beryl nickte langsam. »Sicher, Konan. Nur ist es sinnlos zuzuschlagen, solange wir nicht wissen, wie es danach weitergehen soll. Wir können die Marsianer erpressen, klar. Aber was dann? Und vor allem: wohin dann?«
    Sie hatten schon hundertmal darüber geredet, hatten Dutzende von Plänen durchgesprochen und wieder verworfen. Erein von Tareth lehnte den Kopf zurück, einen sehnsüchtigen Schimmer in den grünen Augen.
    »Ich hätte mir gewünscht daß mein Sohn auf der Erde geboren wird«, murmelte er. »Aber dorthin können wir nicht. Terra war schon die Hölle, als wir den Planeten verließen. Und Merkur ...«
    »Merkur ist zerstört«, sagte Jay Montini. »Als wir das letztemal dorthin zurückkehrten, konnten wir auf die Reste unserer alten Ausrüstung zurückgreifen. Jetzt nicht mehr. Und außerdem würde es nichts nützen.
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