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Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Titel: Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur
Autoren: Susanne U. Wiemer
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versprach.«
    Charru nickte. Er spürte einen bitteren Geschmack in der Kehle.
    »Ich zweifle ja gar nicht daran«, sagte er mit erzwungener Ruhe. »Aber Coradi ist mit uns hierhergekommen, und ich habe ihm mein Wort gegeben, daß ihm nichts geschieht.«
    »Warum?« fragte Mark nach einem kurzem Schweigen. »Welchen Grund hast ausgerechnet du, den Kerl zu schützen? Warum, Charru?«
    »Weil ich ihn sonst genausogut sofort hätte töten können. Oder auf der Erde zurücklassen, wo er auch umgekommen wäre. Er hat Irnet gerettet. Er hat gewußt, daß er sein Leben riskierte, wenn er mir noch einmal unter die Augen kam. Was sollte ich denn tun, Mark? Ich bin kein Mörder. Sollte ich den Mann kaltblütig mit hierherschleppen, um ihn jetzt seinem Schicksal zu überlassen. Er wäre nicht mitgekommen. Es war ihm ernst damit. Und ihn zurückzulassen, wäre auch nichts anderes als Mord gewesen.«
    Lange blieb es still.
    Martell atmete heftig und ballte die Fäuste, bis die Knöchel weiß und spitz unter der gebräunten Haut hervortraten. John Coradi lehnte mit gesenktem Kopf an der Landestütze. Marks Blick wanderte von einem zum anderen. Langsam schüttelte er den Kopf.
    »Ich glaube, ich werde dich nie ganz verstehen«, sagte er. »Aber da ihr Coradi mitgebracht habt, gehört er zu euch. Wenn du ihm dein Wort gegeben hast, müssen wir das wohl akzeptieren.«
II.
    Die nächsten Stunden vergingen in hektischer, angespannter Betriebsamkeit, in einem ständigen Wechsel zwischen der hitzeglühenden Tag- und der frostklirrender Nachtseite des Planeten, mit immer neuen Flügen durch das geisterhafte Zwielicht der Dämmerungszone.
    Das Beiboot und die beiden schweren, gepanzerten Gleitschlitten der »Solaris« verstärkten den Fahrzeugpark der Merkur-Siedler. Nach und nach wurden alle Passagiere der beiden Schiffe samt ihrer spärlichen Ausrüstung zu der kleinen Siedlung transportiert. Die übliche Zwei-Mann-Wache der Rebellen wechselte in die »Solaris« hinüber, deren Ortungsinstrumente leistungsfähiger waren als die der ehemaligen Luna-Fähre. Charru und Camelo benutzten zusammen mit Mark Nord und Dane Farr einen der letzten startenden Gleiter, weil sie sich von dem relativ langsamen Fahrzeug aus die Umgebung etwas näher anschauen wollten.
    Eine Umgebung voll schroffer Gegensätze.
    Wüsten, hitzeglühende Täler und Steine, an denen man sich tagsüber die Haut versengte. Streifen von Grün, das die wenigen Bachläufe säumte. Dazwischen bestimmte Felsformationen, über deren Flanken zahllose dünne Rinnsale aus Ritzen sickerten und blühenden Moospolstern in leuchtenden, unglaublich intensiven Farben Nahrung gaben. Kein anderer Planet habe so etwas aufzuweisen, erklärte Mark mit spürbarem Stolz. Kein anderer Planet hatte Wasserfälle, die nachts zu phantastischen Eiszapfen-Vorhängen gefroren, kein anderer Planet konnte sich nach einem Regen bei Einbruch der Dämmerung in eine kristallglitzernde, traumhafte Märchenlandschaft verwandeln.
    In der Siedlung hatten Marks Leute einige der Gebäudekomplexe mit Schutzzelten erweitert und durch Fertigbauteile verbunden - nach einem ausgeklügelten System, das es erlaubte, erträgliche Temperaturen zu erzielen, ohne die Klimaanlagen zu überlasten.
    Ken Jarel und der alte Raul Madsen, hochqualifizierte Spezialisten auf dem Gebiet der Energieerzeugung, arbeiteten bereits an einem konkreten Plan, um den Engpaß der nächsten Zukunft zu überbrücken. Die Stimmung hätte optimistisch sein können, ohne die Spannung, die immer noch spürbar war, obwohl jeder versuchte, sie zu überspielen.
    Martell hatte kein weiteres Wort mehr zu John Coradis Anwesenheit gesagt.
    Mark Nord und die meisten anderen Siedler bemühten sich, zur Tagesordnung überzugehen. Der Marsianer seinerseits benahm sich so unauffällig wie möglich, legte mit Hand an, wo er konnte, und erwies sich als geschickter Techniker. Da der Platz beim besten Willen nicht ausreichte, um jemandem den Luxus eines eigenen Refugiums zur Verfügung zu stellen, überlegte Charru ziemlich ratlos, wo er Coradi unterbringen sollte. Der Marsianer hatte offenbar gehofft, in Irnets Nähe bleiben zu können. Glücklicherweise verzichtete er von selbst darauf, diese Idee laut auszusprechen. Irnets Sippe, ohnehin eine einzige Front wütender Ablehnung, hätte vermutlich versucht, ihm noch ein paar Rippen zu brechen.
    Das Problem löste sich von selbst.
    Zwei der Tempeltal-Männer, die mit Bar Nergal und seinen Anhängern aus der toten Stadt
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