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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk
Autoren: Susanne U. Wiemer
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felsigen Boden bedeckte.
    Er hatte keine Angst. Sekundenlang blieb er stehen und lauschte. Seine Sinne waren scharf, erfaßten fremdartige Laute und Gerüche, nahmen Bilder in sich auf, die ihm im Vergleich zu den Ruinen der toten Stadt wie eine paradiesische Vision erschienen. Einen Augenblick überkam ihn ein seltsames Gefühl von Trauer und Sehnsucht. Flüchtig runzelte er die Stirn, dann packte er das Lasergewehr fester und schritt entschlossen auf den Rand des Dickichts zu.
    Minuten später war er verstaubt, zerkratzt und in Schweiß gebadet von der Anstrengung, sich auf dem ungewohnten Gelände zu bewegen.
    Allmählich begriff er, daß es sinnlos war, blindlings herumzulaufen. Er blieb stehen, sah sich unsicher um. Schließlich kletterte er auf einen roten Felsblock, der das gleichmäßige grüne Dach der Vegetation durchbrach.
    Zwei-, dreimal hatte er geglaubt, Geräusche in der Nähe zu hören.
    Er konnte nicht entscheiden, ob es die normalen Laute der Natur oder vielleicht schleichende Schritte waren. Sorgfältig spähte er in die Runde - und da sah er die Gestalt, die ganz kurz hinter einem Baumstamm aufgetaucht war und jetzt erschrocken zurückzuckte.
    Ciran hob das Lasergewehr.
    Er lächelte. Der Mann dort mußte allein sein, ein Späher vermutlich. Und er hatte sich ungeschickt angestellt! Links und rechts von dem mächtigen Baumstamm, der ihn verbarg, war das Gelände offen. Ein paar Schritte hinter ihm stiegen die Felsen steil an. Er hatte sich in eine auswegslose Lage gebracht angesichts eines Gegners, der über ein Lasergewehr verfügte.
    Ciran handelte schnell und entschlossen.
    Blitzartig stieß er sich von dem Felsen ab und landete im Gras. Die Mündung der Waffe geriet dabei keine Sekunde aus der Richtung. Der Junge machte noch ein paar lange Schritte, dann war er völlig sicher, daß sich sein Opfer in Schußweite befand.
    »Komm heraus!« befahl er schneidend. »Komm sofort heraus, oder ich werde dich mitsamt dem Baumstamm verbrennen!«
    Ein gedämpfter Fluch erklang.
    Langsam, mit leicht abgespreizten Armen trat eine Gestalt hinter dem Baumstamm hervor. Eine schlanke, muskulöse Gestalt, die nur ein Schwert am Gürtel trug. Der nackte bronzene Oberkörper glänzte in der Sonne, schwarzes Haar fiel glatt auf die Schultern. Ciran suchte nach Zeichen von Angst oder Wut in den saphirblauen Augen, und da erst wurde ihm klar, wer da vor ihm stand.
    Der Fürst von Mornag!
    Er, Ciran, hatte den Fürsten von Mornag gefangengenommen! Den Anführer der Frevler! Bar Nergals schlimmsten Feind! Triumph stieg in dem Jungen auf wie eine berauschende Woge. Er atmete tief durch, um die Erregung zu bezwingen und kühl und überlegen zu handeln.
    »Wirf dein Schwert weg!« befahl er. Und als der andere schweigend gehorchte: »Dreh dich um! - Ja, so! Und wage nicht, dich zu rühren, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    Charru gehorchte auch diesmal.
    Der Klang der hellen, kindlichen Stimme ließ ihn einen bitteren Geschmack im Mund spüren. Er dachte an die anderen, die unsichtbar im Dickicht lauerten, an die Wurfdolche, die Ciran durchbohren würden, wenn er versuchte, das Lasergewehr tatsächlich abzufeuern. Einen Vierzehnjährigen, der von heroischen Abenteuern träumte! Aber zum Glück hatte der Junge auch die unbekümmerte Selbstsicherheit des Kindes. Er verlor nicht die Nerven.
    Charru spürte den Luftzug, dann den Schmerz, als der Lauf der Waffe sein Genick traf, und er registrierte noch mit schwindendem Bewußtsein, daß dieses Kind hinter ihm viel härter zuzuschlagen verstand, als er erwartet hatte.
    *
    Er erwachte mit gefesselten Händen auf dem schimmernden Boden des Beibootes.
    Jemand schlug ihm grob ins Gesicht. Als er die Lider hob, erkannte er die bärtigen Züge Jar-Marlods. Die Augen des Priesters glühten triumphierend. Ciran kauerte im Pilotensitz und teilte seine Aufmerksamkeit zwischen dem Gefangenen und der Umgebung. Charru überzeugte sich durch einen Blick, daß der Priester und der Junge allein waren.
    »Endlich!« zischte Jar-Marlod. »Das wird der Sieg für uns sein! Und du - du wirst den Tag verfluchen, an dem du geboren wurdest, du ...«
    »Feige Ratte«, sagte Charru kalt.
    Jar-Marlod zerrte ihn hoch, stieß ihn gegen die Rückenlehne eines Sitzes und schlug mit der Faust zu. Er genoß es, sein Opfer wehrlos zu sehen. Charru biß die Zähne zusammen, blieb auf den Beinen und versuchte, sich schnell und gründlich im Innern des Beibootes zu orientieren.
    Die rote Taste unter der
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