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Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
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schnitt der Schrei durch die Stille.
    Ein scharfer, keuchender Schrei, in dem Panik mitschwang - nicht eigentlich Angst, sondern jener jähe, alle Vernunft hinwegspülende Schrecken, den nur eine unbekannte und völlig unerwartete Gefahr hervorruft. Gillons Kopf ruckte hoch. Malin zuckte heftig zusammen und sprang auf die Füße. Mit drei Schritten stand der rothaarige Krieger vor ihr und packte ihren Arm.
    »Bleib hier!« stieß er hervor. »Oder nein - lauf zum Strand und alarmiere die anderen!«
    Malin nickte.
    Ihr Haar flog, als sie sich herumwarf und geschickt durch das Dickicht glitt. Gillon begann zu rennen, die Rechte am Schwertgriff, mit der Linken Zweige und Ranken beiseitefegend. Der Schrei war aus der Richtung gekommen, wo der Bach einen kleinen Wasserfall bildete. Jetzt hörte Gillon nur noch eine Kette bösartig fauchender Laute, die das Rauschen und Gurgeln übertönten. Erinnerungen an die mutierten Ratten der Ruinenstadt New York durchzuckten ihn. Und an die Bestien, die auf dem Mars in den abgelegenen Wüstenkratern zu Versuchszwecken gezüchtet wurden.
    Ein helles Klirren.
    Metall auf Stein! Wer immer geschrien hatte, war der Panik Herr geworden und schlug mit dem Schwert um sich. Gillon hörte Schritte aus der Gegenrichtung. »Beryl!« brüllte jemand, und der rothaarige Tarether erkannte Karsteins Stimme.
    Wasser platschte.
    Ein paar Büsche noch, ein langgestreckter Felsblock, den unbekannte Naturgewalten in das Dickicht geschleudert hatten. Gillon sah die kleine getigerte Katze, die sich mit gesträubtem Nackenfell auf dem Stein duckte. Aber er beachtete das Tier nicht, bis es ihn mit einem drohenden Fauchen ansprang.
    In letzter Sekunde konnte er verhindern, daß die scharfen Krallen sein Gesicht zerfetzten.
    Mit dem Unterarm schleuderte er die Katze beiseite. Drei, vier andere Schatten schnellten durch die Luft. Aber da hatte Gillon bereits das Schwert gezogen und schlug zu: blitzartig, reflexhaft - mit der traumwandlerischen Sicherheit des Kämpfers, der den Umgang mit der Waffe von Kind an gewöhnt ist.
    Zuckende Tierleiber fielen zu Boden.
    Der nächste Schwerthieb zerteilte die zähen Ranken des Dickichts. Irgendwo erklang ein erstickter Schreckenslaut, in dem Gillon nur mit Mühe die Stimme des sonst so unerschütterlichen Nordmanns erkannte. Umso deutlicher erkannte er das Zischen, als Karsteins Langschwert aus der Scheide fuhr. Mit ein paar letzten Schritten erreichte auch Gillon die Lichtung, und was er sah, ließ für den Bruchteil einer Sekunde seinen Atem stocken.
    Katzen!
    Harmlose Kleintiere nach Laras Versicherung - verwandelt in eine Meute fauchender, kratzender, entfesselter Bestien. Sie waren klein. Viel kleiner als die Ratten der toten Stadt am Meer. Ein einzelnes Exemplar konnte einem Menschen zweifellos nicht gefährlich werden. Ein paar Dutzend von ihnen konnten töten, und der Anblick ihres Opfers verriet, daß sie es bei einem Kind oder einer unbewaffneten Frau sicher längst geschafft hätten.
    Beryl von Schun blutete aus zahllosen tiefen Kratzern und schwang mit letzter Kraft die Waffe.
    Hinter ihm verschleierten Gischtwolken die Luft. Die schwankende Gestalt stand bis zu den Schenkeln in dem Tümpel am Fuß des Wasserfalls. Beryl hatte instinktiv das Richtige getan, sich an den einzigen Platz zurückgezogen, an den die kleinen Bestien ihm nur zögernd folgten. Aber die Felsen waren zu nah, überall ragten rundgewaschene Kiesel aus dem rötlich verfärbten Wasser. Immer wieder schnellten die angreifenden Katzen auf ihr Opfer zu. Immer langsamer, schwerfälliger wurden die Abwehrschläge des Mannes, und schon die Art, wie er das Schwert mit beiden Fäusten führte, verriet deutlich genug, daß er sich nicht mehr lange halten konnte.
    Karstein und Gillon brauchten keine Worte, um sich zu verständigen.
    Sie hatten oft genug gegen eine Übermacht gekämpft - eine menschliche Übermacht mit Waffen, die tiefere Wunden schlugen als die Krallen von Katzen. Über Beryls Gesicht flog ein verzerrtes Grinsen, als er aus dem Wasser taumelte. Sie kämpften Rücken an Rücken, kaltblütig jetzt, in der Gewißheit, sich die fauchende, krallenbewehrte Meute lange genug vom Hals halten zu können. Nicht ewig, aber es würde auch nicht ewig dauern, bis sie Verstärkung bekamen. Minuten dehnten sich. Kleine Ewigkeiten, erfüllt von der nervenzerfetzenden Kakophonie fauchender Laute, zerhackt von hohen, miauenden auf erschreckende Weise fast menschlichen Schreien verletzter und
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