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Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
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seiner Stirn. Mit einer Bewegung der schmalen, langfingrigen Hand strich er sich das tiefschwarze Haar zurück.
    »Unglaublich«, murmelte er. »Das verstehe ich einfach nicht.«
    Ein paar von den Zuschauern zuckten zusammen.
    Denn es war das erste Mal, daß Jordan Magner zugab, einem Problem gegenüberzustehen, das er nicht auf Anhieb begreifen konnte.
II.
    Es dauerte nur Minuten, bis die Lichtung um den kleinen Tümpel am Fuß des Wasserfalls voller Menschen war.
    Karstein und Gillon berichteten abwechselnd. Beryl von Schun, der die Ereignisse von Anfang an miterlebt hatte, schüttelte energisch die Hände ab, die ihn stützten. Leicht taumelnd strebte er dem natürlichen Wasserbecken zu. Er wollte sich erst einmal das viele Blut vom Körper waschen, das jedem Neuankömmling den gleichen Schock versetzte.
    Charru sah es nur aus den Augenwinkeln, weil er sich mit allen Sinnen auf die Umgebung konzentrierte, auf das raschelnde Dickicht und die tiefen blauen Schatten, die plötzlich eine unsichtbare Drohung bargen. Erst Lara Nords energischer Protestruf ließ ihn den Kopf wenden.
    Die junge Venusierin hatte die Folientasche mitgeschleppt, die ihre medizinische Ausrüstung enthielt. Als voll ausgebildete Ärztin hatte sie an der Universität von Kadnos auf dem Mars gerade ein Zusatzstudium der Weltraum-Medizin begonnen, bevor sie Charru von Mornag begegnete. Sie war die Tochter des Generalgouverneurs der Venus, sie gehörte zur Elite der Vereinigten Planeten, alle Möglichkeiten, die ihr Staat bot, wären offen für sie gewesen. Und doch stand sie hier: in einer reichlich abgetragenen grünen Tunika, die sich über ihrem gewölbten Leib spannte, das Gesicht mit den klaren venusischen Zügen von der Sonne gebräunt - eine junge Frau, in der niemand mehr die Bürgerin der Vereinigten Planeten erkannt hätte.
    »Aber das sind doch alles nur Kratzer«, meinte Beryl schwach.
    Lara schüttelte den Kopf, daß ihr blondes, über der Stirn schlicht mit dem Messer gekürztes Haar flog.
    »Die Kratzer können sich böse entzünden«, widersprach sie. »Erstens sind sie von Tierkrallen verursacht worden, zweitens ist das Wasser da jedenfalls nicht keimfrei. Die Wunden müssen desinfiziert werden, und eine vorbeugende Spritze brauchst du auch.«
    Beryl ergab sich in sein Schicksal.
    Lara machte sich gleich an Ort und Stelle an die Arbeit. Ihr Vorrat an Desinfektionsmitteln war längst aufgebraucht. Die Tieflandstämme kannten nur zwei Methoden: durch Gärung gewonnenen Alkohol oder, wenn das nicht half, das Ausbrennen mit der weißglühenden Klinge. Lara war es inzwischen gelungen, mit ihrer beschränkten Laborausrüstung Jod aus der Asche von Seetang und Algen zu gewinnen. In einer Alkohol-Lösung ergab das ein sehr brauchbares Mittel. Sie wußte, daß es teuflisch brannte. Aber Beryl von Schun zuckte mit keiner Wimper, während sie vorsichtig die zahllosen Kratzer und Schrammen betupfte.
    »Ich begreife das nicht«, murmelte sie, ohne den Kopf zu heben. »Es können nicht die Katzen gewesen sein, die wir vorher gesehen haben.«
    »Waren sie aber«, sagte Beryl durch die Zähne.
    »Unmöglich! Ich irre mich bestimmt nicht. Wir haben verwilderte Hauskatzen gesehen. Die greifen keine Menschen an.« »Es waren die Tiere, die du als harmlose Hauskatzen bezeichnet hast«, schaltete sich Gillon ein. »Wir haben die Kadaver weggeschafft, weil sie einen ziemlich scheußlichen Anblick bieten. Aber wenn du dich überzeugen willst ...«
    »Später«, sagte Lara entschlossen.
    Dabei wurde ihr nicht bewußt, wie sehr sie noch vor kurzem davor zurückgescheut wäre. Sie würde sich nie an den Anblick von Blut und Tod gewöhnen, aber sie hatte einfach zu viel gesehen, um sich von ein paar toten Katzen noch schrecken zu lassen.
    »Schauen wir uns in der Gegend um«, schlug Karstein vor. »Wenn wir in Rufweite bleiben und jeweils zu zweit gehen, kann nicht viel passieren. Vielleicht finden wir eine Erklärung.«
    Die anderen stimmten zu.
    Binnen Minuten hatten sich Gruppen gebildet, die in verschiedenen Richtungen auseinanderstrebten. Was sie eigentlich suchten, wußten sie selbst nicht. Aber wenn Lara recht hatte, wenn sich die blutrünstigen Katzen so völlig ihrer Natur widersprechend verhielten, mußte es tatsächlich eine Erklärung dafür geben. Und Laras Urteil als Wissenschaftlerin war im allgemeinen verläßlich.
    Diesmal bewegten sich die Menschen mit äußerster Vorsicht durch das Gebüsch.
    Die Katzen ließen sich nicht blicken. Daß
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