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Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sterbender Kreaturen.
    Erleichtert atmeten die Männer auf als sie das Signal des Falkenschreis hörten.
    Schritte brachen durch die Büsche. Ein Dutzend Tieflandkrieger, mit Schwertern bewaffnet, ein paar mit schußbereiten Lasergewehren. Der erste rotglühende Strahl trieb die Katzen in Panik zurück. Das Wasser liebten sie nicht - Feuer schienen sie mehr als alles andere zu fürchten. Zweige und Laub raschelten. Geschmeidige Schatten huschten davon, und Sekunden später war die unheimliche Meute wie ein Spuk verschwunden.
    Beryl taumelte erschöpft gegen einen Felsen.
    Gillon und Karstein ließen langsam die blutbesudelten Schwerter sinken. Charru von Mornag, das Lasergewehr noch in der Faust, sah sich ungläubig um.
    »Bei der Flamme!« sagte er nach einem langen, fassungslosen Schweigen. »Wenn das die harmlosen Geschöpfe dieser Insel waren ...«
    Er sprach nicht weiter.
    Die anderen wußten ohnehin, was er sagen wollte. Vielfältige Spuren bewiesen, daß es auf der Insel auch größere, weniger »harmlose« Tiere gab. Und wie die aussahen, mochten sich die Menschen im Augenblick lieber nicht zu plastisch vorzustellen.
    *
    Der Name des großen, hageren Mannes lautete Jordan Magner. Ein Name, der in dem Land, aus dem er stammte, vergessen war. Die Menschen in der Zeit zwischen dem zweiten und dritten Weltkrieg auf der Erde vergaßen schnell. Eine hochtechnisierte Umwelt mit allen Möglichkeiten der Kommunikation und Propaganda hielt sie fest im Griff. Die ersten Auswirkungen einer umkippenden Ökologie fixierte die Aufmerksamkeit der Herrschenden auf die Absicherung ihres Herrschaftsbereiches und die Aufmerksamkeit des einzelnen auf die Absicherung der eigenen bedrohten Zukunft.
    Die Propaganda-Maschinerie in allen Teilen der Erde bediente sich der ältesten und einfachsten Antwort auf inneren Druck: sie entwarf äußere Feindbilder.
    Hinter der Menschheit lagen ein paar Jahrhunderte ungehemmten Fortschritts und ein paar Jahrzehnte des Versuchs, die Probleme gemeinsam zu bewältigen. Doch die Probleme waren zu lange ignoriert worden, um sie fünf Minuten vor zwölf noch zu lösen. Der schwache Versuch einer weltweiten Solidarität zerbrach unter dem wachsenden Druck. Die Verantwortlichen wußten, daß die Erde auf einen Krieg zusteuerte. Aber nur wenige einsame Rufer in der Wüste begriffen, daß es in diesem Krieg keine Sieger geben konnte.
    Der Mann mit dem Namen Jordan Magner hatte als Wissenschaftler und Politiker zu den Rufern in der Wüste gehört, bis das Bewußtsein der völligen Hoffnungslosigkeit einen Kurzschluß in seiner Psyche verursachte.
    Er galt als tot. In Wahrheit suchte er immer noch nach einem Ausweg. Jordan Magner fühlte sich als Retter der Welt. Da die Stimme der Vernunft kein Gehör fand, würde die Stimme der Macht gehört werden, der Allmacht - seiner Allmacht.
    Er war nicht der einzige.
    Unlösbare Probleme fördern Resignation und Radikalität gleichermaßen, fördern den Glauben an Heilslehren und an die Erlösungskraft mehr oder weniger irrationaler Ideen. Jordan Magner verband die Persönlichkeit des Heilslehrers mit der Kompetenz des Wissenschaftlers und einer durchaus rationalen Idee. Er fand Jünger. Qualifizierte Jünger, in deren Psyche Vernunft und guter Wille unter dem Druck einer unbelehrbaren Umwelt ebenfalls in fanatisches Sendungsbewußtsein umgeschlagen waren. Während der letzten Jahre vor der Großen Katastrophe gab es überall auf der Erde isolierte Gruppen, die versuchten, ihr eigenes Überleben oder die Rettung der Welt zu planen. Jordan Magner gehörte zu den wenigen, die alle nötigen Mittel besaßen, um ihre Pläne zu realisieren.
    In der riesigen Halle, die das Zentrum seiner Macht bildete, flimmerte eine Wand voller Monitore.
    Das grünliche Licht von Instrumentenbänken mischte sich mit fahlem Neonschein. Jordan Magner verharrte mit verschränkten Armen und starrte auf einen der Bildschirme, der einen Ausschnitt seines Versuchsgeländes zeigte.
    Ein halbes Dutzend auffallend blaßgesichtiger Gestalten, Männer wie Frauen, beobachtete ihn.
    Sie kannten diesen Zustand regloser Aufmerksamkeit, in dem Magners Gehirn wie ein Computer arbeitete. Das Ergebnis bestand fast immer aus kristallklaren Erkenntnissen, präzisen Analysen oder fertigen Lösungen. Die blassen, blutarmen Menschen in ihren weißen Arbeitskitteln glaubten an Jordan Magner. Ihre Augen zeigten den gleichen fanatischen Glanz wie die seinen.
    Langsam wandte er sich um.
    Eine steile Falte stand auf
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