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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Kormak und die Tarether nach unten fuhren, dann schob er Ayno auf die nächste Plattform.
    Minuten später standen sie in der Senke, mitten in einer Gruppe, die wie betäubt auf Kormak, Gillon und Erein starrte.
    Der Nordmann hatte hervorgesprudelt, was zu sagen war. Jetzt ballte er in ohnmächtiger Wut die Fäuste. Und nicht nur er. Zwei Atemzüge hatte es gedauert, bis alle begriffen. Dann kam der Zorn, kamen Bitterkeit und lodernde Empörung, und obwohl keine Stimme laut wurde und sich kaum jemand rührte, hatte Camelo plötzlich das Gefühl, im Zentrum eines unsichtbaren Feuersturms zu stehen.
    Jarlons Stimme durchbrach die zitternde Stille.
    »Wir greifen sie an! Wenn wir alle angreifen, können wir sie überrennen, dann...«
    »Sie haben die Laserkanonen.«
    »Aber das werden sie nicht wagen! Sie wissen, daß wir das Schiff starten können und...«
    »Die Jets! Wenn wir die Jets nehmen...«
    Minutenlang brandete das wilde, leidenschaftliche Stimmengewirr, bis es verebbte.
    Camelo sah die Hilflosigkeit in den Gesichtern, das verzweifelte Gefühl der Ohnmacht, gegen das kein Aufbäumen half. Sie wußten alle, daß sie nichts unternehmen konnten. Nicht einmal einen blinden, sinnlosen Vergeltungsschlag, denn der hätte auch Charru getroffen. Jarlon wandte sich ab und schlug wild mit der Faust gegen einen Felsblock. Gillon war so bleich, daß die winzigen Sonnenflecken auf seiner Haut wie Feuermale brannten.
    »Ein Kommando-Unternehmen«, sagte er rauh. »Wir warten die Dunkelheit ab, ein kleiner Trupp schleicht sich zwischen die marsianischen Linien...«
    »Nein!« sagte Gerinth hart.
    Köpfe wandten sich ihm zu. Der alte Mann hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Schweigend sah er von einem zum anderen, bohrte seinen Blick in die zornigen, rebellischen, verzweifelten Augen, die an ihm hingen.
    »Nein«, wiederholte er. »Wir werden genau das tun, was wir geplant hatten. Jetzt haben wir unsere Chance - eine doppelte Chance, da die Marsianer abgelenkt sind. Wir brechen zu der Stadt in der Wüste auf. Und wir brechen sofort auf.«
    Jarlon fuhr herum.
    »Das können wir nicht! Ich lasse meinen Bruder nicht im Stich, ich...«
    »Du wirst tun, was Charru befohlen hat, Jarlon.«
    »Aber das war vorher! Das gilt nicht mehr! Wir müssen hierbleiben und...«
    »Du bleibst mit Camelo und Beryl hier, genau wie geplant. Den Befehl hat Camelo. Er wird entscheiden, ob ihr etwas unternehmt und was. Wir anderen werden gehen.«
    Schweigen. Sekunden nur. Karstein holte tief Luft, sein Gesicht färbte sich dunkel. »Das ist doch Wahnsinn! Den möchte ich sehen, der mich dazu bringt, mich feige davonzustehlen, während...«
    »Erinnerst du dich, wem der Fürst den Befehl übertragen hat?« fragte Gerinth mit einer Stimme, die wie brechender Stahl klirrte.
    »Dir«, knurrte der Nordmann.
    »Ist es jemals meine Art gewesen, mich feige davonzustehlen?«
    »Nein, aber...«
    »Nimmst du dir das Recht, mitten in einem Kampf den Befehl zu verweigern und deinen eigenen Weg zu gehen?«
    Karsteins Zähne knirschten. »Nein, nein, nein! Aber drei Mann haben doch überhaupt keine Chance, Charru herauszuhauen. Du kannst diesen Befehl nicht geben, Gerinth! Bei der heiligen Flamme, du kannst nicht!«
    Gerinths Augen wirkten hart und glanzlos wie graues Gestein.
    »Es ist Charrus Befehl«, sagte er.
    »Aber er konnte doch nicht ahnen...«
    »Es ist Charrus Befehl für genau die Lage, die jetzt besteht.
    Ich habe geschworen, diesem Befehl zu folgen, und ich werde ihm folgen. Wir werden die Stadt in der Wüste erreichen.
    *
    Niemand hindert dich, auf dem Weg dorthin ein Kommando-Unternehmen zu planen. Aber wir werden den Weg gehen.«
    Karstein ließ die Schultern sinken.
    Fassungslos starrte er den alten Mann an, genauso fassungslos wie die meisten anderen. In Gerinths zerfurchtem Gesicht rührte sich kein Muskel. Nichts verriet, was in ihm vorging. Als er sein Wort verpfändete, hatte er geahnt, daß der Augenblick kommen würde, wo er sich dafür verfluchte - jetzt tat er es.
    »Können wir aufbrechen?« fragte er knapp.
    Karstein nickte schwer.
    Jarlon wandte sich heftig ab und strebte dem Schiff zu. Von einer Sekunde zur anderen geriet die Versammlung in Bewegung, löste sich auf. Die Menschen gingen mit schleppenden Schritten, als drücke eine unsichtbare Last sie nieder.
    Camelo blieb neben Gerinth stehen. Der weißhaarige alte Mann runzelte die Stirn, als sich ihre Blicke begegneten.
    »Willst du mir jetzt auch noch auseinandersetzen, warum
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