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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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untergehenden Sonne erinnerten die Laserkanonen der Marsianer mehr denn je an finstere, stählerne Ungeheuer. Sie hoben sich scharf und drohend vom Widerschein künstlicher Lichtquellen ab. Zuweilen waren undeutliche Bewegungen zu erkennen, doch nichts wies daraufhin, daß sich die Marsianer aus ihren Stellungen wegrühren wollten.
    Gillons Blick wanderte nach rechts zu dem Einschnitt zwischen den Felsen.
    Unmittelbar unterhalb seines Beobachtungspostens glitt der silberne Polizeijet vorbei. Das zweite Fahrzeug, der große Gleiter der Verwaltung, erhob sich gerade über dem Rand der Mulde. Helder Kerrs Privatjet würde an seinem Platz bleiben, das war einstimmig beschlossen worden. Sie hatten kaum Erfahrung mit den Jets. Niemand wußte genau zu sagen, wie lange die Energie, die sie antrieb, überhaupt reichte. Und sie wollten keine böse Überraschung erleben, sie wollten sicher sein, daß auch die Männer, die im Schiff zurückblieben, später eine Chance hatten, von hier wegzukommen und die Stadt in der Wüste zu erreichen.
    Schritte scharrten.
    Zahllose, vorsichtige, gedämpfte Schritte, die sich mit dem leisen Klirren von Waffen, dem Knarren von Leder, einem gelegentlichen Husten oder Flüstern zu einer eigentümlich erregenden Geräuschkulisse mischten. Gillon ließ seine Augen aufmerksam über die Ebene und die marsianischen Linien wandern, dann sah er wieder zu den Menschen hinunter, die den beiden Jets folgten, um den Eingang des Canyons zu erreichen.
    Ein langer, gespenstischer Zug.
    Karstein, der den Weg kannte, hatte mit Gerinth und Erein die Spitze. Kormak und ein Teil der Nordmänner bildeten die Nachhut.
    Gillon wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Ebene zu.
    Er bemühte sich, nicht nachzugrübeln. Sie würden einen Weg finden. Später, wenn alle in Sicherheit waren. Aber es war bitter, sich in dieser Situation in Sicherheit bringen zu müssen. Gillons Gefühl rebellierte dagegen, er konnte und wollte die Entscheidung nicht als richtig anerkennen. Aber er fügte sich, genau wie die anderen: Dies hier war Teil eines Kampfes, Gerinth hatte den Befehl - und wenn jetzt jemand die Gefolgschaft brach, würde alles gefährdet werden, was ihren inneren Halt und ihre Stärke ausmachte.
    Die beiden Jets waren bereits im schwarzen Schatten der Schlucht verschwunden.
    Als sich Gillon umwandte, zog unter ihm eine Gruppe von Frauen vorbei: Tanith mit ihrem Baby auf den Armen, Katalin mit dem langen blonden Haar, Shaara, die bald als Ereins Frau zur Sippe der Tareth gehören würde. Hinter ihnen stolperten unsicher ein paar Tempeltal-Leute und Priester. Gillon erkannte Mircea Shar, der einen Arm um die Schultern des jungen Dayel gelegt hatte. Bar Nergal wankte zwischen zwei Männern, die ihn stützten. Später würde man ihn in einen Jet verfrachten, nicht jetzt, denn es gab einige Verletzte, die überhaupt nicht gehen konnten. Gillon hob die Hand, als Kormak zu ihm heraufwinkte. Auch die Nachhut zog vorbei. Nur Hardan und Leif blieben zurück, um auf den Tarether zu warten.
    Er blieb auf seinem Posten, bis Kormaks Gruppe den Rand der sicheren Schlucht erreicht hatte.
    Noch einmal starrte Gillon in die Ebene hinaus. Fahles Licht schimmerte; die Laserkanonen verschwammen zu schwarzen Schatten. Irgendwo dort drüben war Charru von Mornag in der Gewalt der Marsianer, und vermutlich waren sie schon dabei, irgendeinen neuen teuflischen Plan auszubrüten.
    »Verflucht sollen sie sein«, flüsterte Gillon fast unhörbar.
    Dann löste er sich von seinem Platz, glitt über die Felsen abwärts und landete geschmeidig neben Hardan und Leif.
    *
    Lara Nord sah zu den Technikern hinüber, die damit beschäftigt waren, einen der leichten Instrumenten-Schlitten der mobilen Feldkommunikation auf Fernsteuerung umzustellen.
    »Du mußt müde sein«, sagte Helder Kerr hinter ihr. »Warum bestehst du darauf, hierzubleiben?«
    »Weil ich mich nützlich machen möchte«, sagte sie mechanisch. »Ich war euch doch schon einmal recht nützlich, nicht wahr?«
    »Lara, ich...«
    »Du konntest nicht anders handeln, ich weiß. Falls du mich suchst - ich bin im Relax-Raum der Basis.«
    Mit einer scheinbar erschöpften Geste wandte sie sich ab.
    Sie wußte, daß Helder sie nicht suchen würde. Er war vollauf beschäftigt, zusammen mit Jom Kirrand, einem der Generäle und einigen Technikern den nächsten Verhandlungsversuch vorzubereiten - einen Versuch aus sicherer Entfernung, wohlweislich. Sie wollten den Terranern einen ferngesteuerten
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