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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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benutzen wie... wie eine Figur in einem Spiel.«
    Charru schüttelte die Fessel ab und sprang geschmeidig auf.
    Seine Gedanken wirbelten, und er war immer noch benommen vor Überraschung.
    »Wie bist du hereingekommen? Nebenan wimmelt es doch von...«
    »Nur einer! Und dem habe ich ein Schlafmittel beigebracht.«
    Charrus saphirfarbenen Augen funkelten auf.
    Ganz kurz erschien die gleiche winzige Flamme auch in Laras Augen. Für eine einzige blitzhafte Sekunde waren sie sich sehr nah, tauschten den Blick von Verschwörern, und es lag fast eine Art von heimlicher, schwer erklärbarer Heiterkeit in diesem Blick.
    »Hör zu!« flüsterte Lara. »Der Relax-Raum hat einen Nebenausgang. Jetzt in der Dunkelheit hast du eine gute Chance, es zu Fuß zu schaffen. Du mußt einen Bogen schlagen und...«
    »Ich weiß. Ich komme schon durch. Aber was ist mit dir?«
    Ein schwaches Lächeln geisterte um ihre Lippen. »Ich komme auch durch. Wenn ich ein bißchen an den Tasten des Schaltpults spiele und Verwirrung stifte, wird jeder glauben, es sei passiert, als der Offizier zusammenbrach. Und dann werde ich hinauslaufen, einen Fall von offensichtlichem Kreislauf-Kollaps melden, den ich zufällig beim Verlassen des Relax-Raums entdeckt habe, und die besorgte Medizinerin spielen. Das alles wird zusätzliche Verwirrung stiften. Wenn man dein Verschwinden bemerkt, wird man dann wahrscheinlich annehmen, du hättest den Offizier niedergeschlagen, und einen Defekt im Verschluß-Mechanismus der Fessel vermuten.«
    »Und du bist sicher, daß sie das glauben werden?«
    »Was sollen sie sonst glauben? Daß die Tochter des Generalgouverneurs der Venus einen Gefangenen befreit, den sie kurz zuvor in die Falle gelockt hat? Daß ich nichts von der Falle ahnte, weiß niemand außer Helder.«
    »Und er!«
    »Er muß schweigen, weil er schon einmal geschwiegen hat. Schnell jetzt!«
    Sie griff nach Charrus Hand und zog ihn hinter sich her.
    Nebenan lag der Offizier immer noch zusammengesunken über dem Kontrollpunkt. Die Tür zum Relax-Raum stand offen. An der Rückwand gab es eine weitere Tür, die auseinanderglitt, als Lara darauf zutrat, und dahinter dehnte sich im Widerschein der fahlen Beleuchtung die Wüste.
    Lara eilte voran und blieb im Schatten der ersten Felsen stehen.
    Sie atmete heftig. Die winzigen Tupfen in ihren Augen schimmerten wie grünliches Gold, und ihre Lippen zitterten.
    »Viel Glück«, flüsterte sie. »Nein, warte, da ist noch etwas! Helder hat behauptet, daß in wenigen Stunden die Energiereserven der 'Terra' erschöpft sind. Wenn ihr fliehen wollt, müßt ihr es schnell tun.«
    »Danke, Lara.«
    Sie ließ seine Hand los.
    Einen Augenblick schien es, als wolle sie noch etwas sagen, dann machte sie hastig kehrt und lief auf die Tür zu. Charru wandte sich ab, lauschte und warf einen prüfenden Blick in die Runde, bevor er sich in Bewegung setzte.
    Sekunden später schien seine Gestalt mit der Schwärze zwischen den Felsen zu verschmelzen.
XII.
    In der Gefechtsstation des Schiffs lastete Stille.
    Beryl von Schun stand an der Handsteuerungsanlage des Energiewerfers. Unter ihm lag die Ebene im Licht der beiden Marsmonde, das sich mit dem fahlen Widerschein künstlicher Beleuchtung hinter den Linien der Armee mischte. Selbst im Schutz der Nacht konnten die Laserkanonen nicht ungesehen näher an die »Terra I« heranrücken. Und einen Angriff zu Fuß würden die Marsianer wohl kaum riskieren, da sie nicht ahnten, daß das Schiff so gut wie leer war.
    Jarlon hatte es aufgegeben, wie ein gefangenes Tier hin und her zu laufen, und spähte stattdessen durch das zweite Sichtfenster nach Norden.
    Camelo war oben in der Pilotenkanzel, von wo er ungehinderte Sicht nach allen Seiten hatte .Er kauerte auf der Lehne eines Sitzes, beobachtete aufmerksam das Gelände, und da er allein war, brauchte er Düsternis und Trauer in seinen Augen nicht zu verbergen. Seine Fingerkuppen strichen über die Saiten der Grasharfe an seinem Gürtel. Klänge einer uralter Ballade, eine dunkle, wilde Melodie, Totenklage für die Gefallenen all der heroischen Schlachten, die in den Legenden lebten...
    Das Spiel verstummte mit einem scharfen, vibrierenden Ton.
    Camelo hatte sich aufgerichtet und trat mit zusammengekniffenen Augen näher an die Sichtkuppel. Angestrengt starrte e auf das Gewirr von Felsen und Geröll, mondüberglänzter Flächen und schwarzen Schatten. War da eine Bewegung gewesen? Er hielt den Atem an, ließ langsam den Blick wandern, dann fuhr er
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