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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Nichts außer der Qual des geschundenen Körpers, dem Wahnsinn des Durstes, der verzweifelten Notwendigkeit, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Sie torkelten weiter.
    Das Brausen und Orgeln des Sturms verschlang jedes andere Geräusch. Hatten sie die Richtung verloren? Liefen sie im Kreis? Charru kannte die Steppen des Tieflands, doch dort hatte es immer Orientierungspunkte gegeben, dort war es nie völlig dunkel geworden, da die Flammenwände alles in ihren glutroten Widerschein tauchten.
    Aber sie würden nicht im Kreis laufen. Sie konnten es gar nicht. Dafür sorgte schon der Sturm, gegen den sie sich jeden einzelnen Schritt erkämpfen mußten.
    Und wenn sie längst an den Klippen vorbei waren?
    Hinter den Singhal-Klippen lag eine andere, größere Wüste, die New Mojave genannt wurde. Und dahinter unbekanntes Land, die Weite eines Planeten, von dem sie nichts wußten. Wenn sie ihr Ziel verfehlten, waren sie verloren. Oder nicht? Nein, dachte Charru mit einem Gefühl bitteren Triumphs. Sie konnten ihr Ziel nicht verfehlen, weil sie gar nicht mehr die Kraft hatten, über die Singhal-Klippen hinauszugelangen. Nicht so weit, daß sie später den Weg zurück nicht mehr schaffen würden...
    Weiter!
    Charru zerrte den schlaffen Körper des Akolythen hinter sich her. Ayno mußte bewußtlos sein. Selbst Gerinths Kraft schien zu versiegen. Immer wieder stolperten sie, rissen sich hoch, von Mal zu Mal mühsamer. Das Heulen des Sturms legte sich betäubend über die Ohren, bis es in jeder Faser des Gehirns zu dröhnen schien. Zeit kam und verging, kam und erlosch in der Endlosigkeit des Infernos. Undeutlich sah Charru, wie Katalin auf die Knie fiel, immer noch das Kind umklammernd. Sie kam nicht mehr hoch. Und Kormak konnte ihnen nicht beiden helfen, konnte im wahnwitzigen Geheul des Sturms auch niemanden rufen. Charru gab Gerinth ein Zeichen, zog mit zusammengebissenen Zähnen sein Schwert und durchtrennte den Lederriemen, der ihn mit Ayno verband.
    Kormak hatte die Hand des kleinen Mädchens gepackt. Charru stolperte vorwärts, bis er Katalin erreichte, griff nach ihrem Arm und zog sie auf die Füße. Sie schwankte, lehnte sich schwer gegen ihn. Keuchend umfaßte er ihren Körper, um sie weiterzuziehen. Da sah er die Gestalt, die sich vor ihm aus dem roten Sand schälte und die Arme schwenkte.
    Camelo!
    Er schrie etwas, brüllte mit aller Kraft gegen den Sturm an. Aber erst, als der andere fast gegen ihn prallte, konnte Charru die Worte verstehen.
    »Die Klippen! Dort drüben! Die Klippen! Wir haben es geschafft...«
    »Vorwärts! Gerinth, Katalin! Die Klippen!«
    »Die Klippen! Die Klippen!«
    Der Schrei pflanzte sich fort, übertönte sekundenlang selbst das Brausen des Sturmes. Katalin warf mit einer wilden Bewegung das Haar zurück. Camelo zog sie mit, Charru bückte sich nach, dem kleinen Mädchen, das an Kormaks Hand taumelte. Der schmale, vermummte Körper war leicht wie eine Feder. Charru blieb zurück und packte mit der freien Hand wieder nach Aynos Arm. Keuchend kämpften sie sich vorwärts, schneller jetzt. Die jähe Hoffnung weckte noch einmal die letzten Kräfte. Charru achtete nicht darauf, daß der Sand in seinen Augen brannte. Er sah die spitzen Felsennadeln, die langgestreckten, zerklüfteten Formationen, deren Umrisse sich tief in sein Gedächtnis geprägt hatten. Es waren die Singhal-Klippen. Sie hatten es geschafft! Sie lebten! Sie lebten alle noch...
    Auf den letzten Metern rannten sie wie von einem wilden Taumel ergriffen.
    Schwarz klafften die Einschnitte zwischen den Felsen. Die Klippen brachen die Gewalt des Sturms, die Menschen stolperten blindlings in den Schutz einer Schlucht, in ein Paradies der Stille. Staub füllte die Luft. Über ihren Köpfen trieb Sand und verhüllte die Sonne mit seinen wabernden Schleiern. Aber auf dem Grund der Schlucht waren sie geschützt, konnten sie sich endlich fallen lassen und ausruhen.
    »Wasser!«
    Ein krächzender Aufschrei. Wasser, Wasser! Der Sturm übertönte das Plätschern der Rinnsale, die das dichte Gras durchzogen. Aber die ersten, die erschöpft zusammengesunken waren, spürten die triefende Nässe des Bodens und preßten ihre schmerzenden, ausgedörrten Körper ins Gras, als wollten sie sich tief hineinwühlen.
    Charru kämpfte gegen die Schwäche, die ihn zu überwältigen drohte.
    Sekundenlang verschwamm die Erinnerung. Er war schon einmal hiergewesen, mit dem Gleiterjet, den sie benutzt hatten, um die Gefangenen aus der Klinik zu befreien. Es
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