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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung
Autoren: Susanne U. Wiemer
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großen, schimmernden Metallspiralen am Bug und Heck des Fahrzeugs still.
    Später würden sie sich in den lockeren Sand graben, mit schwindelerregender Schnelligkeit rotieren und den Spezialschlitten vorwärts treiben. Die alten Marsstämme benutzten eine einfache, offene Version, wesentlich langsamer als das Fahrzeug, das Conal Nord jetzt aus der Halle lenkte. Und selbst das erreichte bei weitem nicht die Geschwindigkeit der Gleiterjets, seines Gewichts wegen, das es ihm erlaubte, auch dem heftigsten Sturm zu trotzen.
    Nord preßte die Lippen zusammen, als er in die Schleuse des Energieschirms einfuhr und das rote, wirbelnde Chaos jenseits der Brücke sah.
    Wachroboter erledigten die notwendigen Handgriffe. Die Gleiterbahn war leer, da man die Stadt zum augenblicklichen Zeitpunkt nicht verlassen konnte und niemand etwas in unmittelbarer Nähe der Urania-Brücke zu tun hatte. Der Venusier lächelte flüchtig, als er daran dachte, daß Simon Jessardin sehr schnell von seinem Ausflug erfahren würde. Er würde auch wissen, was dieser Ausflug wirklich bezweckte. Er würde es wissen und schweigen, da er ein feinfühliger Mann war.
    Vielleicht begriff er es sogar besser als Conal Nord selbst.
    Der Venusier zog die Brauen zusammen, da der Gedanke ihn beunruhigte. Er starrte in das rote Chaos. Einen Augenblick schien es auf ihn zuzustürzen, als versuche ein lebendiges Wesen, in rasender Wut durch die offene Schleuse in die Stadt einzudringen. Nord hörte das gedämpfte Heulen des Sturms und das Prasseln und Hageln des Sandes, der gegen die gläserne Kanzel peitschte, und schaltete mechanisch den Gleiterantrieb aus.
    Er spürte den Ruck, als die beiden Spiralen im treibenden Sand aufsetzten.
    Noch war der Boden fest, die gewendelten Metallstangen erzeugten ein dumpfes Rumpeln. Conal Nord schaltete auf Vorwärtsfahrt. Seine Haltung entspannte sich etwas. Die tobenden Urgewalten dort draußen hatten ein flüchtiges Gefühl der Panik erzeugt. Jetzt begann er sich an die Gewißheit zu gewöhnen, daß er im Innern der Kanzel ebenso sicher war wie unter dem Schutz des Energieschirms, der den Sturm von Kadnos abhielt.
    Außerhalb des Fahrzeugs hätte der heulende Wind ihn einfach hinweggefegt.
    Es war undenkbar, daß sich ein menschliches Wesen diesem tobenden Wahnsinn entgegenstellte. Die Menschen, die der Sturm ohne Schutz in der Wüste überrascht hatte, waren verloren. Und doch...
    Conal Nord grub die Zähne in die Unterlippe.
    Das Prasseln und Reiben des Sandes wurde zu einem hellen Schrillen, als das Fahrzeug Geschwindigkeit aufnahm. Nord hörte das Singen des Spiralengestänges, spürte die unregelmäßigen Rucke, mit denen der Schlitten durch den Sand pflügte. In knapp zwei Stunden konnte er die Höhe der Singhal-Klippen erreichen. Ein sinnloses Unternehmen. Der Venusier war sich bewußt, daß er vermutlich nicht einmal die Toten finden würde.
    Aber er war sich auch klar darüber, daß er nicht aufgeben konnte.
    Er mußte es wissen.
    Genau wissen...
    Wie hatte Simon Jessardin gesagt? Diese Barbaren scheinen darauf spezialisiert zu sein, das Unmögliche möglich zu machen...
    Die Wüste im Norden von Kadnos war von den Wissenschaftlern als undurchquerbar ohne mechanische Hilfsmittel eingestuft worden. So wie der Merkur vor zwanzig Jahren als unbewohnbar eingestuft worden war. Und doch hatten die Merkur-Siedler nicht aufgegeben.
    Nicht einmal, als sich die Schiffe der marsianischen Raumflotte schon im Anflug auf diesen Höllenplaneten befanden.
    Mark Nords sinnloses Aufbäumen gegen den Machtanspruch der Vereinigten Planeten...Charru von Mornags Kampf, der genauso unbeirrt und verzweifelt war...Warum? Wofür kämpften sie? Was war es, das sie trieb? Und was hatte in ihm, Conal Nord, plötzlich diesen Zweifel geweckt, dieses unklare, nagende Gefühl, daß in der Welt, an die er glaubte und für die er einstand, etwas wie der Keim eines tief verborgenen Unrechts steckte?
    Der Venusier konzentrierte sich darauf, den Spiralschlitten durch den Sandsturm zu steuern.
    Er versuchte sich selbst davon zu überzeugen, daß es nur ganz normale Neugier war, die ihn trieb. Er hatte in jener Nacht beobachtet, wie einige von den winzigen Spielzeugfigürchen unter dem Mondstein im Tor der Götter verschwanden, um aus ihrem Gefängnis zu fliehen. Er hatte, fasziniert und aufgewühlt, ein paar entscheidende Minuten gezögert, bevor er Alarm gab, und damit vielleicht die Folgen verschuldet. Und er hatte die Barbaren aus der Stadt geführt,
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