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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Körper brachen zuckend zusammen. Camelo? Jarlon? Mit einem verzweifelten Sprung warf sich Charru zur Seite, überschlug sich am Boden und preßte seinen Körper in das staubige Gras zwischen den Steinen.
    Er wagte nicht, den Kopf zu heben.
    Sie durften ihn nicht entdecken, nicht jetzt. Sein eigener Tod wäre ihm gleichgültig gewesen, er hatte ihn hundertmal im Kampf gesehen, aber hier ging es um alle. Sie hatten keine Chance ohne eine der Strahlenwaffen. Er brauchte sie, und er würde sie bekommen.
    Er schloß die Augen und horchte auf die zögernden Schritte der Gegner.
    Karsteins Stimme schrie Anweisungen, das Entsetzen der Tempeltal Leute entlud sich in einem anschwellenden, gespenstischen Heulen, wie es am Fuß des Göttertors Bar Nergals Beschwörungen begleitet hatte. Die Priester wurden hysterisch. Und sie würden die Überlebenden des Tempeltals anstecken, die nie etwas anderes als Furcht und blinde Unterwerfung gekannt hatten. Charru grub die Zähne in die Unterlippe, hielt den Atem an und konzentrierte sich mit allen Sinnen auf die Schritte, die jetzt auf gleicher Höhe mit ihm waren.
    Wieder das rote, tödliche Licht.
    Steine polterten, Felsen schienen zischend aufzuglühen und in kochendem Nebel zu vergehen. Charru hob den Kopf. Die Bewaffneten, die ihm jetzt die Rücken wandten, hoben sich schwarz von dem rötlichen Dunst ab. Tote lagen im Gras. Fünf, sechs - wie viele noch? Die Mörder rückten unaufhaltsam vor, lauernd, zum Zuschlagen bereit. Charru richtete sich vorsichtig auf und zog das Schwert aus der Scheide. Seine Faust umspannte den Griff so hart, daß die Knöchel hervortraten. Er starrte den Mann an, der ihm am nächsten war, dann hielt er noch einmal inne.
    Ein Schrei gellte.
    Ein schriller, spitzer Schrei, der sich auf dem Höhepunkt des Entsetzens brach und zu einem rauhen Heulen wurde. Taumelnd löste sich eine Gestalt aus dem Dunst, die staubfarbene Robe eines Akolythen flatterte. Blindlings und wie von Sinnen jagte der Junge davon, stolperte, fing sich wieder und warf sich schreiend zu Boden, als zwei, drei von den Bewaffneten auf ihn zustürzten.
    Charru riß das Schwert hoch und sprang, aber er wußte, daß er dem Opfer nicht mehr helfen konnte.
    Im kühlen Schein der Leuchtwände glich Simon Jessardins Gesicht einer straffen Maske.
    Mit der Linken tippte er ein paar Anweisungen in den Operator auf seinem Schreibtisch. Im Vorzimmer standen zwei Verwaltungsdiener Erster Klasse in ständiger Verbindung mit der Zentrale des Vollzugs. Dessen Chef Jom Kirrand saß persönlich im Kommando-Jet, um den Einsatz seiner Flottille zu überwachen. Zwanzig Mann mit weitreichenden Strahlern. Sie brauchten nur auf der Ebene zu laden und ein paar Energiezellen einzusetzen, um das Problem ein für allemal zu bereinigen.
    Jessardins Augen wanderten zu Conal Nord hinüber.
    Der Generalgouverneur war vor wenigen Minuten gekommen. Er hatte während eines kurzen Gesprächs zwischen dem Präsidenten und dem Chef des Vollzugs ein paar Informationen am Sichtgerät abgerufen und noch kein Wort gesprochen. Seine graue Tunika war blutbefleckt. Ein befremdender Anblick in diesen Räumen.
    Der Präsident der Vereinigten Planeten lehnte sich mit einem tiefen Atemzug zurück.
    »Sie brauchen Ruhe, Conal«, stellte er fest. »Da Sie in dieser Sache nichts tun können, wäre es vernünftiger, sich einer Behandlung im Relax-Center zu unterziehen.«
    Nord hob die Schultern. »Sie wissen sehr gut, daß ich das nicht tun werde.«
    »Ja, ich weiß.« Jessardin zögerte. Er spürte die Spannung zwischen ihnen, und er wollte sie beseitigen, bevor sie zum Konflikt wurde. »Wie hätten Sie an meiner Stelle entschieden, Conal?« fragte er.
    »Ist das eine offizielle Frage, Präsident?«
    »Ich frage als Freund, Conal. Ich sehe Ihnen an, daß Sie meine Entscheidung mißbilligen.«
    »Sie hatten Ihr Wort gegeben...«
    »Und Sie haben für die Vertrauenswürdigkeit dieses Wortes gebürgt, ich weiß. Können Sie mir sagen, welche andere Entscheidung ich hätte treffen können, ohne Sicherheit und Ordnung zu gefährden? Beantworten Sie mir eine Frage, Conal! Wenn Sie irgendeine Möglichkeit gehabt hätten, die Flucht der Terraner mit Waffengewalt zu verhindern - hätten Sie es getan?«
    »Natürlich.«
    »Und jetzt? Sind Sie ernsthaft der Meinung, ich hätte sie ziehen lassen sollen?«
    Conal Nord schwieg.
    Er wußte, daß der Präsident recht hatte. Von Anfang an war klar gewesen, daß die Polizeijets in der Sekunde starten
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