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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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der Steppe, während er mehr ahnte als hörte, was hinter ihm geschah. Gehauchte Befehle, schnelle, lautlose Bewegungen. Gut so - denn niemand wußte, was sie in dem unbekannten Riesenbau erwartete. Sie würden es schnell genug schaffen. Wenn niemand die Nerven verlor! Bar Nergal oder einer seiner Priester...
    »Charru!«
    Camelos Stimme.
    Gleichzeitig Schritte und gedämpfte Rufe aus der Gegenrichtung. Sie kamen. Zu früh, zu schnell! Vielleicht fühlten sie sich jetzt wieder sicher, weil sie glaubten, daß einer der ihren versehentlich die Waffe auf den anfliegenden Polizeijet gerichtet hatte.
    Noch einmal preßte Charru den Finger auf den schmalen, leicht geriffelten Metallhebel, dann warf er sich herum.
    Drei Schritte bis zu der Lücke zwischen den Felsen. Er versuchte, seine Ohren gegen die gellenden Schreie hinter sich zu verschließen. Jemand brüllte Befehle, roter Widerschein ließ den Staub aufleuchten. Unmittelbar neben Charrus Schulter löste sich ein Felsblock in zischenden Nebel auf. Camelo stolperte. Charru zerrte ihn hoch, stieß ihn weiter, und Sekunden später tauchten sie keuchend in den Schatten des riesigen Gebäudes.
    Tatsächlich gab es eine Reihe schmaler, hoher Öffnungen in der schimmernden grauen Wand.
    Normalerweise mochten sie unpassierbar sein, jetzt hatten genug Steintrümmer herumgelegen, die man zu einer Art Treppe türmen konnte. Eine schlanke Gestalt turnte nach oben: Jarlon von Mornag. Karstein kam von rechts, schleppte einen Bewußtlosen in der blauen Kutte der Tempelschüler. Wie eine Puppe stemmte er ihn hoch, Jarlon packte von oben zu und zerrte die schlaffe Gestalt mit einem Ruck durch die Lücke.
    Steine polterten.
    »Schnell, Camelo!« zischte Charru.
    Er war herumgefahren, hob das Gewehr, spähte in den roten Nebel zwischen dem Felsengewirr. Ein Schatten bewegte sich, Charru hob die Waffe aber diesmal schlug kein Feuerstrahl aus dem Lauf, sondern nur ein schwaches rötliches Glimmen.
    Sinnlos!
    Charru wußte nicht, warum die Waffe nicht mehr funktionierte, und es war ihm auch gleichgültig. Mit einer wilden Bewegung schleuderte er sie beiseite. Sein Gegner hatte sich zu Boden geworfen aber lange würde er sich bestimmt nicht täuschen lassen.
    Fünf Schritte!
    Geduckt rannte Charru auf die Wand zu und turnte über die Steine, schlafwandlerisch sicher in den leichten, mit dünnen Lederbändern um die Knöchel geschnürten Sandalen. Seine Fingerspitzen erreichten die untere Kante der Öffnung. Mit einem Klimmzug schwang er sich hoch, warf einen Blick über die Schulter und sah gerade noch das Aufflammen des tödlichen Feuers.
    Instinktiv ließ er sich nach vorn fallen.
    Der glatte graue Boden kam auf ihn zu, und über ihm mischte sich das mörderische Rot der Feuerstrahlen mit dem kühlen Leuchten der Lichtgitter unter der Decke.
III.
    Als sich Charru aufrichtete, umgab ihn eine Stille, die wie ein körperliches Gewicht wirkte.
    Erst allmählich drangen keuchende Atemzüge in sein Bewußtsein. Das Zischen war verstummt, die rote Glut jenseits der Fenster erloschen. An der glatten Wand rannen Tropfen des grauen Materials herab, das im Feuer des Laserstrahls geschmolzen war.
    Sie standen in einem schmalen, langgestreckten, sehr hohen Raum, der sich wie ein Wandelgang an der Front des Gebäudes hinzog.
    Charru wischte sich das schweißfeuchte Haar aus der Stirn. Die Benommenheit wich nur langsam und machte einem Gefühl kalter Verzweiflung Platz. Sein Blick wanderte über die schwankenden, erschöpften Gestalten. Wie viele fehlten? Zehn? Zwölf? Danel und Mark waren nicht mehr da, der junge Akolyth, Junia, Ingard... Ein paar von den Verletzten hingen schlaff zwischen den Händen, die sie stützten. Sie hatten keine wirksame Waffe mehr. Und sie befanden sich in einem Labyrinth, das sie nicht kannten, einem fremden Gebäude, das dem Zweck diente, Menschen zu töten.
    »Wenn wir hereingekommen sind, werden wir auch wieder rauskommen«, sagte Gillon von Tareth lakonisch.
    Charru nickte nur.
    Er sah sich auf dem langen Gang um. Die Innenwand war glatt und grau, die Außenmauer wurde in regelmäßigen Abständen von den hohen, schmalen Öffnungen unterbrochen. Aber auf dieser Seite konnten sie das Gebäude nicht verlassen. Dort lauerten die Marsianer in ihren schwarzglänzenden Uniformen, mit schußbereiten Waffen - und vermutlich würde es nicht lange dauern, bis sie das ganze Gelände umzingelt hatten.
    Im Grunde blieb es sich gleich, in welche Richtung sie gingen.
    »Nach links«,
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