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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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lautlos zu überrumpeln. Charru lief über den Platz auf die ehemalige Versorgungszentrale zu, wartete ein paar Sekunden und öffnete vorsichtig die Tür, während Camelo mit der Laserwaffe schräg in die Halle zielte.
    Der Raum war leer.
    Die marsianische Vollzugspolizei hatte noch nie mit Gegnern zu tun gehabt, die Fallen stellten oder eine Kriegslist anwandten. Nicht einmal der Schacht war geschlossen worden. Charru lauschte, doch die Schritte hatten sich entfernt. Dorthin, wo man die Opfer in der Nähe des zerstörten Roboters vermutete.
    Es war nicht mehr nötig, einen Polizeijet zu benutzen, um den Schacht zu verschließen.
    Sprossen und Holme der Leiter schmolzen unter dem Strahl des Lasergewehrs. Das rote Glühen schwächer. Wahrscheinlich hatte sich auch diese Waffe erschöpft, aber ihr letztes Glimmen reichte noch aus, um den Hebelmechanismus, der den Schacht öffnete und schloß, zu einem unförmigen Klumpen zu schmelzen.
    Charru warf das nutzlos gewordene Gewehr zur Seite.
    Als sie die Halle verließen, kam, Karstein über den Platz. In dem bärtigen Gesicht unter dem struppigen blonden Haar stand ein hartes Lächeln.
    »Nur noch drei Mann«, berichtete er: »Sie sind außer Gefecht. Kormak läßt sie gerade zu John Rouver bringen. Aber wir werden alle knebeln müssen, damit sie nicht Kadnos zusammenschreien.«
    Charru nickte nur.
    Einen Moment lang blieb er reglos stehen, schloß die Augen und wartete, bis sich sein Herzschlag beruhigte.
    Der Weg war frei!
    Niemand konnte sie jetzt noch aufhalten...
    *
    Im Osten begannen die Sterne zu verblassen, als die letzten Terraner das alte Kadnos verließen.
    Dunkle Gestalten, die sich dicht zusammenhielten. Ein schweigender Zug auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft. Die Wüste lag vor ihnen. Und jenseits der Wüste eine grüne Oase, ein wenig Hoffnung. Nichts war entschieden. Die Menschen dieses Planeten würden nicht aufhören, ihnen nachzustellen, und sie würden nicht aufhören können zu kämpfen, solange sie Gefangene des Mars waren.
    Aber zuerst mußten sie die Wüste überwinden.
    Den ersten Schritt tun, bevor sie über den zweiten nachdachten. Die Singhai-Klippen bedeuteten Wasser, Schatten und Leben, und wenn sie dort waren, würden sie weitersehen.
    Einmal verharrten sie, als ein fernes Brausen zu ihnen herüberklang.
    Charru von Mornag wandte sich um. Am Horizont hob sich die Stadt Kadnos weiß und strahlend vom Nachthimmel ab. Dort, wo sie den Raumhafen wußten, breitete sich eine Lichtglocke aus - und aus ihrem fahlen Schein erhob sich etwas wie eine aufwärts strebende Flamme.
    Sekundenlang sah es so aus, als tanze ein silberner, langgestreckter Körper auf einem Kreis lebendiger Flammen.
    Dann erlosch die Glut, wurde zu einer dünnen, leuchtenden Spur, die die Bahn des Flugkörpers nachzeichnete. Die silberne Hülle der »Kadnos III« reflektierte das Mondlicht. Kerzengerade stieg sie empor, höher und höher, und zog eine sprühende, allmählich verblassende Schleppe hinter sich her, bis sie zu einem hellen Punkt am Himmel wurde.
    »Ein Raumschiff«, flüsterte Camelo von Landre. »Ein Schiff, das zu den Sternen fliegt!«
    Seine Augen brannten.
    Charru verharrte neben ihm. Auch er dachte an die vielen tausend Sterne, die Leben tragen und bewohnt werden konnten.
    »Vielleicht«, sagte er leise. »Eines Tages, Camelo... Vielleicht können auch wir zu den Sternen reisen...«
    ENDE
     
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