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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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und Sekunden später verschwand der Karren aus dem Blickfeld der beiden Männer.
    Camelo wischte sich das Haar aus der Stirn. »Ob wir jetzt weit genug sind?«
    »Ja, ich glaube. - Still! Hörst du nichts?«
    Sie lauschten.
    Schon einmal hatten sie das seltsame Klicken und Knirschen gehört, mit dem sich die Roboter bewegten. Jetzt erkannten sie es wieder. Sehr nah. Bei der ersten Begegnung hatten die metallenen Wesen sie erschreckt, doch es hatte keine Gefahr bestanden. Die Roboter folgten ihrem vorbestimmten Kurs, ohne von den Menschen Notiz zu nehmen. Inzwischen, behauptete John Rouver, seien sie für die Menschenjagd »programmiert« worden - was immer das bedeutete. Sie konnten mit Ihren künstlichen Organen die Umrisse von Gestalten, menschliche Laute und die Wärme von Körpern wahrnehmen. Sie konnten mit Metallgreifern zuschlagen, festhalten oder Knochen brechen, konnten tödliche oder betäubende Strahlen aussenden.
    »Er kommt von vorn«, flüsterte Camelo.
    »Ja. Leg dich dort drüben in dem Quergang auf die Lauer!«
    Sie nickten sich zu.
    Auf Zehenspitzen glitt Camelo zur Einmündung des Tunnels und tauchte in den Schatten. Die Schwäche der Roboter bestand darin, daß sie nur wahrnahmen, was vor ihnen lag. Charru wartete, das Lasergewehr gegen die Hüfte gepreßt. Tödliche oder betäubende Strahlen, klang es in ihm nach. Er verließ sich darauf, daß es nur betäubende sein würden. Die Alpha-Ebene hatte Dutzende von Zugängen, und es war immerhin möglich, daß sich auch einmal Marsianer hierher verirrten.
    Oder nicht?
    Konnten sich die Behörden von Kadnos darauf verlassen, daß keiner der Bürger an einem Ort auftauchte, wo er nichts zu suchen hatte? Diese Menschen waren fremdartig, seltsam in ihren Reaktionen. Wenn etwas Unerwartetes geschah, schienen sie wie gelähmt. Selbst die Vollzugspolizisten handelten nur nach dem starren Schema von Befehlen. Und wenn sie es einmal nicht taten, dann reagierten sie panisch und überstürzt und lösten eine Katastrophe aus wie damals im Saal des Museums, wo sie mit ihren Strahlenwaffen den Mondstein zerstört hatten.
    Das Klicken wurde lauter.
    Verschwommen sah Charru den Schatten des grauen Metallwesens auftauchen und begann, sich Schritt für Schritt zurückzuziehen. Der Koloß wirkte unheimlich. Rotglühende Lampen anstelle der Augen, eine Tafel mit farbigen Feldern an der Vorderseite des Kopfs. Knirschende Gliedmaßen, Zangenhände, klobige Füße, die eher rollten als stampften. Nichts an dem Maschinenmenschen erinnerte an eine Waffe, mit Ausnahme der Hände vielleicht, und doch hatte der Liquidationschef keinen Zweifel an der Gefährlichkeit des Wesens gelassen.
    Eine Maschine, totes Material! Eine Maschine mit einem Gedächtnis, das Computer genannt wurde und dem die Menschen alles einprägen konnten, was die Roboter für sie tun sollten.
    Sie konnten endlos marschieren, Stunden um Stunden Gewichte heben, ohne müde zu werden, sie konnten sogar selbst Maschinen bauen. Und dieser hier konnte sein Opfer betäuben oder töten. Charru blieb stehen, mit zusammengebissenen Zähnen. Er wußte nicht, wie weit die unbekannten Strahlen reichten. Er wäre gern davongelaufen, aber er durfte sich nicht zu weit entfernen für den Fall, daß der Roboter Camelo in seinem Versteck doch entdecken sollte.
    Die Maschine näherte sich.
    Jetzt hatte sie fast den Quergang erreicht. Von einer Sekunde zur anderen glühten die »Augen« heller auf, schoben sich mit einem Klicken an dem monströsen Kopf in die Höhe, bis sie auf dünnen Drähten wie Insektenfühler wippten. Charru kämpfte gegen das Gefühl, daß etwas Unwirkliches, Widernatürliches von dem Monstrum ausging. Es war eine Maschine. Es funktionierte nach den gleichen Naturgesetzen, die den Pfeil von der Bogensehne schnellen ließen. Es konnte zerstören, aber auch zerstört werden; man brauchte es nicht mehr zu fürchten als ein sausendes Schwert, einen stürzenden Felsblock.
    Jetzt war der Roboter an der Einmündung des Tunnels vorbei.
    Noch ein rollender Schritt, ein zweiter, ein dritter. Zwischen den beiden wippenden Augen erschien plötzlich eine runde Öffnung in dem Metall. Etwas zischte. Instinktiv ließ sich Charru fallen und gleichzeitig sah er Camelos Gestalt, die sich aus dem Nebengang mit einem Sprung in den Rücken des Roboters schnellte.
    Der Laserstrahl flammte auf.
    Fauchend traf er Metall, rotglühender Widerschein erfüllte den Tunnel. Der Koloß schwankte, eingehüllt in eine blendende Aura, und
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