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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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hör erst zu! Ihr seid ungerufen und völlig unvermutet in unsere Welt eingebrochen. Eine Welt des Friedens und der Ordnung, die...«
    »Des Friedens?« wiederholte Charru schneidend.
    »Ja, des Friedens. Innerhalb der Vereinigten Planeten hat es seit mehr als zweitausend Jahren keine Kriege mehr gegeben.«
    »Und in meiner Welt hat es Kampf gegeben, solange ich denken kann. Für uns waren euer Frieden und eure Ordnung endloses Blutvergießen. Ihr habt uns mißbraucht. Ihr habt mit uns gespielt, ihr habt unsere Kinder verurteilt, noch ehe sie geboren wurden!«
    »Das ist nur eine Seite der Wahrheit«, fiel ihm Conal Nord ins Wort. »Charru dein Volk stammt von Menschen ab, die schon einmal einen ganzen Planeten zerstörten. Wir dagegen haben Krieg und Gewalt abgeschworen. Wir haben eure Kämpfe nicht zum Vergnügen beobachtet, sondern um sie zu studieren, um sicherzugehen, daß sich dergleichen in unserer Welt niemals wiederholen würde. Begreifst du das? Begreifst du, daß wir mit vollem Bewußtsein eine Schuld auf uns geladen haben, um unzähligen Menschen den Frieden zu erhalten? Begreifst du, warum wir auf dem Mars keinen kriegerischen Barbarenstamm dulden können?«
    Charru schwieg.
    Er schwieg sehr lange. Es war schwer, den kalten Zorn zu bezwingen. Und es war schwer, sich selbst einzugestehen, was er schon bei der ersten Begegnung gespürt hatte: Daß weder Conal Nords Beweggründe noch die des hageren, asketischen Mannes mit dem silbernen Haar in irgendeiner Art von Grausamkeit oder abartigem Vergnügen liegen konnten.
    »Du verlangst viel, Conal Nord«, sagte er schließlich. »Gut, ich begreife, warum ihr es getan habt. Aber das ändert nichts. Du willst den Frieden für dein Volk, und ich will ihn für das meine. Ihr könnt uns nicht auf eurer Welt dulden, hast du gesagt. Aber der Mondstein war euer Werk, euer Wille, nicht unserer. Wir schulden euch nichts. Bist du sicher, daß auch ihr uns nichts schuldet?«
    Ihre Blicke kreuzten sich.
    Conal Nord war zumute, als habe man ihn geschlagen. Deutlich erinnerte er sich daran, was er damals empfunden hatte, als er zum erstenmal in die Kuppel des Mondsteins blickte. Es war das Gefühl gewesen, verantwortlich für die Greuel zu sein, die dort unten geschahen. Das Gefühl, diesen gefangenen Barbaren etwas zu schulden.
    Er war der Worte plötzlich müde.
    Sie klärten nichts, das nicht ohnehin klargewesen wäre. Alles, was er, Conal Nord, gesagt hatte, lief im Grunde auf den absurden Versuch hinaus, Menschen davon zu überzeugen, daß sie kein Recht zu leben hatten. Und das haßerfüllte Schweigen ringsum verriet, daß jeder diesen makabren Widersinn gespürt hatte.
    »Vielleicht schulden wir euch wirklich etwas«, sagte der Venusier ausdruckslos. »Es ist sinnlos, darüber zu reden, da wir nicht um dieser Schuld willen die Sicherheit eines ganzen Staatswesens aufs Spiel setzen können. Aber vielleicht glaubst du mir jetzt wenigstens, daß es uns tatsächlich darum geht, weitere Gewalt zu verhindern.«
    Charru schüttelte den Kopf. »Ich sagte schon, daß du viel verlangst, Nord. Ihr habt einmal euer Wort gebrochen. Warum sollten wir euch jetzt glauben?«
    »Weil euch keine Wahl bleibt. Ihr habt einen Platz verlangt, an dem ihr leben könnt. Ich bin befugt, euch diesen Platz zuzusichern, wenn ihr euch ergebt.«
    Charru warf das Haar zurück.
    Die ganze Zeit über hatten sie sich fast reglos gegenübergestanden, eingeschlossen in einen unsichtbaren Kreis aus Zorn und Erregung, aufs äußerste angespannt in einem Duell, das den Kampf mit anderen Waffen fortführte. Jetzt wich ein Teil der Spannung. Sie wußten beide, daß die Kluft nicht zu überbrücken war. Nicht zu Simon Jessardins Bedingungen.
    »Weiter«, sagte Charru knapp.
    »Ihr würdet euch in einem bestimmten, genau umgrenzten Gebiet ansiedeln können, das groß genug für euch ist. Ihr könntet auf eure eigene Art leben oder den technischen Fortschritt für euch nutzen: Stromversorgung, landwirtschaftliche Maschinen, als Alternative den Anschluß an das Netz der Versorgungszentralen...«
    »Und ihr würdet Mauern bauen und uns bewachen und kontrollieren, nicht wahr?«
    »Das müßten wir. Genauso, wie wir keine bewaffnete Macht auf dem Mars dulden könnten.«
    »Also ein neues Gefängnis«, sagte Charru sachlich.
    »Aber keine Kriege mehr, keine Naturkatastrophen, keine Schwarzen Götter. Und ihr werdet zumindest am Leben sein. Wenn ihr euch ergebt, wird niemandem ein Haar gekrümmt.«
    Charru sparte sich
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