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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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die Frage, welche Sicherheit sie dafür hatten, daß der Präsident der Vereinigten Planeten diesmal sein Wort hielt.
    Sie würden nicht wieder in ein Gefängnis gehen. Nicht in eine neue Sklaverei, die schlimmer war als die alte, da sie jetzt die Wahrheit kannten.
    »Und wenn wir uns nicht ergeben?« fragte er.
    »Dann wird der Vollzug das alte Kadnos zerstören. Und zwar auf einen Schlag und mit Waffen, die aus sicherer Entfernung eingesetzt werden können und denen nichts entgeht. Das ist die Wahrheit, Charru. Wir haben diese Macht.«
    »Und warum habt ihr sie dann nicht längst eingesetzt?«
    »Weil das alte Kadnos ein Denkmal ist, ein Mythos. Die Menschen sind ohnehin beunruhigt...«
    »Und sie könnten erschrecken, wenn sie Blut sehen müßten oder die Todesschreie unserer Kinder hören nicht wahr?«
    Conal Nord antwortete nicht.
    Es gab keine Antwort auf die tiefe Bitterkeit in diesen Worten. Sein Blick glitt in die Runde. Die Menschen waren wie erstarrt, fassungslos. Jarlon von Mornag hatte Tränen des Zorns in den Augen. Zwischen der großen Halle und dem Raum, in dem die Kinder schliefen, standen Frauen mit blassen, versteinerten Gesichtern. Auch Kinder waren gestorben, als der Vollzug in Kadnos-Vorland ohne Warnung über die Terraner herfiel. Und Conal Nord erkannte, daß diese Frauen die unversöhnlichsten Gegner sein würden; Frauen, die gegen die Mörder ihrer Kinder kämpften.
    Der Venusier fühlte sich erschöpft wie nach einer körperlichen Strapaze. Es gab nicht mehr viel zu sagen.
    »Ich verbürge mich dafür, daß die Vereinbarungen eingehalten werden«, erklärte er ruhig. »Wenn ihr mir nicht glaubt, kann ich es nicht ändern. Ihr habt vierundzwanzig Stunden Zeit, um euch zu entscheiden. Und es wird die Entscheidung sein zwischen einem Leben in Frieden und Sicherheit und der endgültigen Vernichtung.«
    Für ein paar Sekunden blieb es still.
    Charrus Blick schien durch den Venusier hindurchzugehen. Die Wahl zwischen Sklaverei und Tod... Wie oft hatten sie unter dem Mondstein vor dieser Wahl gestanden! Die Antwort war immer die gleiche gewesen.
    »Vierundzwanzig Stunden... Wir werden darüber nachdenken.«
    »Laßt John Rouver frei und...«
    »Nein. Er ist unsere einzige Sicherheit. Er wird bleiben.«
    »Gouverneur!« rief der Liquidationschef jammernd. »Sie dürfen mich nicht hier lassen, Sie...
    »Akzeptiert ihr einen Austausch?« fragte der Venusier.
    Charru sah ihn lange an. Dann schüttelte er den Kopf, den Anflug eines Lächelns um die Lippen.
    »Kein Austausch«, sagte er. »Wenn es hart auf hart geht, brauche ich jemanden, der euren Präsidenten überzeugend anfleht, sein Leben zu retten. Du würdest das nicht tun.«
    »Glaubst du, mich so gut zu kennen?«
    »Und du? Glaubtest du nicht das gleiche von mir, als du allein und ohne Waffen hierher kamst?«
    Conal Nord neigte schweigend den Kopf.
    Langsam wandte er sich ab, schritt durch die Gasse, die sich vor ihm öffnete, und verließ die Halle. Er wußte, daß er nicht als Sieger ging. Die Terraner würden Simon Jessardins Bedingungen nicht akzeptieren, und im Grunde gab es nur einen einzigen vernünftigen Rat, den er dem Präsidenten geben konnte: die vierundzwanzig Stunden nicht abzuwarten, sondern die Entscheidung sofort zu treffen.
    Ein vernünftiger Rat, ja.
    Aber Conal Nord wußte, daß er einen ganz anderen Rat geben würde, wenn Simon Jessardin ihn fragte, einen unvernünftigen Rat, der aller klaren Überlegung Hohn sprach.
    Laß sie in Frieden ziehen...
    *
    Die Stille hielt immer noch an, als sich ein hochgewachsenes schlankes Mädchen aus der Reihe der Frauen löste.
    Katalin von Thorn warf mit einer heftigen Bewegung das blonde Haar auf den Rücken. Langsam trat sie auf Charru zu. Die bernsteinfarbenen Augen glänzten.
    »Wir haben zugehört, Fürst«, sagte sie mit ruhiger, klarer Stimme. »Ich spreche für alle Frauen. Trefft eure Entscheidung, aber beugt euch nicht um unseretwillen. Wir gehen nicht in die Sklaverei. Und das Leben, das wir den Kindern schenken könnten, wäre es nicht wert, gelebt zu werden.«
    »Katalin...« sagte Gerinth leise.
    »Du weißt, daß es die Wahrheit ist! Wir alle wissen es!«
    Sie schwieg abrupt. Charrus Blick hing an dem schönen, stolzen Gesicht. Gestern noch war sie ein Kind gewesen, eingesponnen in das Geheimnis ihrer erwachenden Weiblichkeit, scheu und schweigsam. Jetzt war sie eine Frau, und sie sprach im Namen aller anderen Frauen, denen niemand das Recht nehmen konnte, über ihr eigenes
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