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Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein

Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein

Titel: Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein
Autoren: Susanne U. Wiemer
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schnell, überlegt und konsequent zu handeln wie gewöhnlich.
    Jetzt näherten sich die Schritte.
    Conal Nord hörte das Klirren von Waffen, und er erkannte deutlich das Klatschen geschnürter Ledersandalen auf dem weißen Baustoff-Boden. Lautlos glitt die Tür auseinander, und die fünf Männer erschienen in dir Halle wie Gespenster aus einer fernen, versunkenen Welt.
    Barbaren.
    Söhne der Erde...
    Männer, in deren Augen ein Feuer brannte, wie es Conal Nord zum letztenmal vor zwanzig Jahren gesehen hatte, als ihm sein Bruder zu erklären versuchte, warum das Projekt Merkur nicht aufgegeben werden durfte. Jetzt las er die gleiche unbeugsame Entschlossenheit in den, wilden Gesichtern der Geflohenen, und für Sekunden war ihm, als seien all die Jahre ausgelöscht.
    »Es ist sinnlos«, sagte er leise. »Ich habe euch beobachtet und Alarm ausgelöst. Es wäre besser für euch alle, euch freiwillig zu ergeben.«
    *
    »Nein.«
    Charrus Stimme klirrte in der Stille. Etwas von dem kalten, lodernden Feuer in seinen blauen Augen war erloschen, die Lider zogen sich zusammen, während sein Blick schnell und aufmerksam durch den großen, fremdartigen Raum glitt. Von seinem Schwert tropfte Blut auf den Boden. Er hielt die Waffe gesenkt, doch es bestand kein Zweifel daran, daß er sie blitzartig hochreißen und Conal Nord mit der Klinge durchbohren konnte.
    Karstein und Gillon traten mit einem Schritt an den Mondstein heran.
    Sie starrten in die Kuppel. Lange. Die Sekunden schienen sich zu dehnen, ein Alptraum von Zeit verrann, in der kein Laut die atemlose Stille störte. Gillon von Tareth war es, dessen Kehle sich ein Stöhnen ohnmächtiger, ungläubiger Wut entrang.
    »Es ist also wahr«, flüsterte Camelo. »Es ist wirklich wahr...«
    Charru antwortete nicht.
    Nur aus den Augenwinkeln nahm er- wahr, daß auch Gerinth an die schimmernde Kuppel trat und in die gespenstische Spielzeugwelt hinabsah. Conal Nord stand immer noch reglos und mit verschränkten Armen. Charru hatte ihn sofort erkannt: der blonde Mann mit den ruhigen, ernsten Zügen, der einzige, der ihn damals bei seiner Flucht nicht wie ein wildes Tier angestarrt hatte, das man nach Belieben erschlagen konnte.
    »Ich bin Charru von Mornag«, sagte er langsam. »Du bist in unserer Hand. Dein Name ist Nord, nicht wahr?«
    »Conal Nord«, bestätigte der Venusier ruhig.
    »Und wer bist du? Ein Fürst? Ein Priester? Du hast Macht, das habe ich gemerkt.«
    Nord lächelte matt. »Ich bin Generalgouverneur der Venus.«
    »Und was ist das - Venus?«
    »Ein Planet. Einer der Sterne, die ihr vermutlich draußen am Himmel gesehen habt.«
    Camelo fuhr herum.
    Seine Augen entbrannten. Er holte tief Atem, aber seine Stimme war nur ein Flüstern. » Du kommst von einem Stern?«
    »Auch der Mars, auf dem du stehst, ist ein Stern. Ein Planet, der die Sonne umkreist, genau wie Venus und Merkur und Erde und all die anderen.«
    » Sonne?«
    Conal Nord wurde bewußt, daß keiner der Flüchtlinge je die Sonne gesehen hatte. Und daß sie keine Chance hatten, sie je zu sehen. Wenn die Sonne aufging, würden sie schon tot sein.
    »Was habt ihr jetzt vor?« fragte er. »Ihr könnt nicht mit euren Schwertern gegen hundert Mann Vollzugspolizei mit Laser-Gewehren kämpfen, ihr...«
    »Wir haben dich«, sagte Charru hart. »Deine Freunde werden nicht dein Leben opfern, oder?«
    » Nein, das werden sie wohl nicht«, sagte der Venusier müde. »Aber welchen Sinn hat das alles? Wo wollt ihr hin? Versteht ihr nicht, daß ihr überhaupt keine Chance habt, daß ihr in dieser Stadt verloren seid?«
    »Diese Stadt ist nicht alles. Ich habe die Berge und die Ebene gesehen, und hinter den Bergen und der Ebene muß noch mehr sein. Wir werden unser Volk in die Freiheit führen, Conal- Nord! Wir werden nicht länger euer Spielzeug sein. Sag mir, wie man dieses Gefängnis öffnet! Mach uns den Weg frei!«
    »Das kann ich nicht«, sagte Conal Nord.
    »Du lügst! Ihr habt es gebaut, also...«
    »Nicht ich habe es gebaut, ich bin hier nur Gast. Ich kann es wirklich nicht öffnen.« Er schwieg und sah in Charrus funkelnde saphirblaue Augen. »Und wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun«, fügte er leise hinzu. »Ich dürfte es nicht. Nicht einmal, wenn ihr mich umbrächtet.«
    »Da bin ich nicht so sicher«, knurrte Karstein tief in der Kehle. »Du wirst schnell genug gehorchen, wenn mein Schwert dich kitzelt, du Teufel! Ihr seid keine Menschen, sondern Bestien! Ihr seid...«
    Er verstummte.
    Auch Charru
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