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So weit die Hoffnung trägt - Roman

So weit die Hoffnung trägt - Roman

Titel: So weit die Hoffnung trägt - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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McKales Mutter …«
    »Pamela«, schnitt mir mein Vater das Wort ab. Ich wunderte mich, dass er ihren Namen wusste. Aber natürlich wusste er ihn. Er und Sam waren über zehn Jahre Nachbarn gewesen.
    »Richtig, Pamela«, sagte ich. »Sie folgt mir.«
    »Sie folgt dir? In ihrem Wagen?«
    »Zu Fuß.«
    »Sie geht den Weg mit dir?«
    »Nicht mit mir. Sie verfolgt mich.«
    Eine lange Pause trat ein. »Was will sie denn?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Sie sagt, sie will mit mir reden.«
    »Worüber?«
    »Keine Ahnung.«
    »Warum fragst du sie nicht?«
    »Ich versuche ihr aus dem Weg zu gehen.«
    »Ich habe sie bei McKales Beerdigung gesehen«, sagte er.
    »Ich weiß. Ich auch.«
    »Vielleicht solltest du einfach herausfinden, was sie will.«
    »Vielleicht sollte sie einfach nach Hause fahren«, sagte ich.
    Er schwieg. Einen Augenblick später sagte ich: »Weißt du noch, wie du diese Geburtstagsparty für mich ausgerichtet hast und wir zu der Seilrutsche gefahren sind?«
    »Ja. Und dieses deutsche Mädchen ist mit den Haaren im Flaschenzug hängen geblieben.«
    »Sie war Ungarin.«
    »Richtig. Was ist damit?«
    »Danke«, sagte ich.
    »Wofür?«
    »Dass du diese Party für mich ausgerichtet hast.«
    Er schwieg einen Moment. »Gern geschehen.«
    »Wir sprechen uns nächste Woche«, sagte ich.
    »Okay. Pass auf dich auf.«
    »Bis dann.«
    Ich legte auf, verstaute das Handy in meinem Rucksack und ging weiter.
    Hausgemachte Pastete. Wall Drug
    Fastfood. Wall Drug
    Hausgemachtes Eis. Wall Drug
    Wall Drug, wie man es auf CMT sieht
    Heißer Kaffee 5 Cent. Wall Drug
    Westernkleidung. Wall Drug
    Der letzte Schrei. Wall Drug
    Hausgemachte Donuts. Wall Drug
    Kostenloser Kaffee und Donuts für Flitterwöchner
    In jener Nacht schlief ich hinter einem der Wall-Drug-Schilder – einer Reklame für Kaffee zu fünf Cent. Die Straße war flach und glatt, was mir das Gehen erleichterte, aber es gab nirgends eine Raststätte. Ted Husteads Schwiegervater hatte recht, dieser Ort war so gottverlassen, wie es auf dieser Erde schlimmer nicht ging. Zum Glück war ich darauf vorbereitet. Ich hatte mich in dem Lebensmittelladen von Rapid City nach diesem Wegabschnitt erkundigt und erfahren, dass bis Wall nichts mehr kam. Ich hatte mehrere Liter Wasser eingepackt, von denen ich trotz des Gewichts nur sparsam trank.
    Dabei fragte ich mich: Woher bekam Pamela eigentlich Wasser?

Sechstes Kapitel
    Meine Stalkerin hat mich zum Handeln gezwungen.
    A LAN C HRISTOFFERSENS T AGEBUCH
    In jener Nacht schlief ich nicht gut. Der Boden kam mir härter vor als sonst, falls das überhaupt möglich war. Mein Wasser war warm, und kostenloses Eiswasser bei Wall Drug hörte sich ziemlich gut an. Dorothy Hustead war eine kluge Frau.
    Beim Frühstück stellte ich fest, dass eine Feldmaus in meinen Rucksack gelangt war und die Ecke eines Erdnussbutter-Energieriegels angeknabbert hatte. Ich brach die verdorbene Ecke ab und aß den restlichen Riegel auf, dazu ein Stück Brot und meine letzte Dose Obstcocktail. Dann rollte ich meinen Schlafsack zusammen und machte mich wieder auf den Weg. Ich hatte leichte Rückenschmerzen. Wie sehr sehnte ich mich nach einem richtigen Bett!
    Zwei Meilen später öffnete sich die Landschaft in ein Tal – eine willkommene Abwechslung nach der Ödnis der endlosen Ebenen. Die Schilder waren immer noch da.
    Neuer Dinosaurier. Wall Drug
    Campingzubehör. Wall Drug
    Toller heißer Kaffee 5 Cent. Wall Drug
    War es, bei einem solchen psychologischen Angriff, irgendjemandem möglich, bei Wall Drug nicht anzuhalten? Dashier war eindeutig ein Beispiel dafür, wie die Werbung faszinierender wurde als das Produkt selbst, wie bei den California Raisins oder Pepto-Bismol.
    Nach fünf Meilen kam ich durch die Stadt Wasta. Seltsamer Name. Ich habe keine Ahnung, was er bedeutet.
    Wasta war eigentlich kaum eine Stadt, aber es war die erste, zu der ich seit Rapid City kam. Der Highway überquerte den Cheyenne River, das erste Gewässer, das ich seit einer ganzen Weile sah. Eine halbe Stunde hinter dem Fluss kam ich zu einem Rastplatz, wo ich die Toilette aufsuchte. Ich steckte mir etwas Toilettenpapier ein, da meines allmählich zur Neige ging. Und ich füllte meine Wasserflaschen mit frischem Wasser auf.
    Während ich mir die Flaschen an den Hosenbund schnallte, ging mir wieder die Frage durch den Kopf, wie Pamela an Wasser kam. Was, wenn sie das mit dem Sterben wirklich ernst gemeint hatte? Ihr zuliebe hoffte ich, dass sie so klug gewesen war, zurück
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