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So weit der Wind uns traegt

So weit der Wind uns traegt

Titel: So weit der Wind uns traegt
Autoren: Linda Howard
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derselbe Köder wie zuvor. Evie wusste es, weil die hinteren Drillingshaken fehlten. Nein, Mercer angelte bestimmt nicht.
    Wozu dann das Angelzeug? Dafür gab es nur eine logische Erklärung: Er brauchte es als Tarnung.
    Traf er sich mit einer verheirateten Frau? Nein, das war nicht anzunehmen. Motorboote waren laut und zogen die Aufmerksamkeit der Anwohner auf sich. Ein Wagen wäre wesentlich unauffälliger gewesen und machte den Fahrer außerdem vom Wetter unabhängig.
    Vielleicht handelte Mercer mit Drogen. Möglicherweise befand sich kein Angelgerät in dem kleinen Kasten, sondern Kokain. Falls das zutraf, konnte er sich gefahrlos mit seinen Leuten auf dem See treffen. Die Wasserpolizei würde ihn kaum dabei erwischen. Schlimmstenfalls brauchte er das belastende Material nur über Bord zu werfen. Am gefährlichsten wäre der Augenblick unmittelbar vor dem Auslaufen, wenn er das Rauschgift bei sich trug. Wahrscheinlich blickte er sich deshalb immer so wachsam um.
    Natürlich hatte Evie keinen Beweis für ihren Verdacht. Zweimal war sie Mercer gefolgt, hatte ihn zwischen den zahlreichen Buchten und Inseln aber bald verloren. Falls er tatsächlich Rauschgift mit ihrem Boot transportierte oder verkaufte, konnte es ihrem Geschäft erheblich schaden. Ihr Boot könnte nicht nur beschlagnahmt werden, die Publicity wäre verheerend. Die Kunden würden sofort ihre Liegeplätze kündigen. Es gab genügend Marinas am See. Sie fänden mühelos einen anderen.
    Leider wusste Evie nie, wann Mercer auftauchte. Wenn sie gerade einen Kunden hatte, konnte sie nicht alles stehen und liegen lassen und ins nächste Boot springen, um ihm zu folgen. Sie musste die jeweilige Gelegenheit beim Schopf fassen.
    Robert Cannon war eine ganz andere Bedrohung. Mit ihm wollte sie überhaupt nichts zu tun haben. Bei diesem Mann mit dem kühlen, scharfen Blick und dem forschen Ton, diesemFremden, diesem Yankee, kam sie sich wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange vor: Sie hatte Angst vor ihm und war gleichzeitig fasziniert. Mr. Cannon versuchte, seine Skrupellosigkeit hinter höflichen, weltgewandten Manieren zu verbergen. Doch sie hegte keinen Zweifel über seinen wahren Charakter.
    Er begehrte sie und war entschlossen, sie zu bekommen. Und es war ihm egal, ob er ihr Leben dabei zerstörte.
    Evie berührte ihren Ehering und drehte ihn am Finger. Weshalb hatte Matt sterben müssen? Gewiss, sie hatte überlebt, doch sein Tod hatte alles verändert. Sie war stärker geworden, aber auch einsamer und hielt sich von allen Männern fern, die sie näher kennenlernen wollten. Die anderen respektierten diesen Wunsch. Robert Cannon würde es bestimmt nicht tun.
    Die Komplikationen, die dieser Mann in ihr Leben bringen würde, konnte sie sich nicht leisten. Im besten Fall lenkte er sie ab, wenn sie am wachsamsten sein musste. Im schlimmsten Fall würde er ihren Widerstand brechen, sich nehmen, was er wollte, und sie anschließend ohne Rücksicht auf ihre Gefühle wieder fallen lassen. Evie erschauerte schon bei dem Gedanken daran. Einmal hatte sie eine Trennung überlebt. Sie war nicht sicher, ob es ihr nochmals gelingen würde.
    Als Robert vorhin seine Hände um ihre Taille gelegt hatte und sie fest an seinen schlanken Körper zog, war sie vor Sinnenlust wie gelähmt gewesen. Es war Jahre her, dass sie solch ein Hochgefühl empfunden hatte. Sie hatte gar nicht mehr gewusst, wie herrlich erregend es sein konnte, den Körper eines Mannes zu spüren. Seine warmen, kräftigen Hände und der zarte Moschusduft seiner Haut hatten lange verdrängte Empfindungen wachgerufen.
    Doch es waren alte Gefühle gewesen, Erinnerungen an zwei junge Menschen, die es nicht mehr gab. Matts Hände hatten siegehalten, seine Lippen hatten sie sehnsüchtig geküsst. Die Zeit hatte jene kostbaren Erinnerungen verklärt. Das Bild von Robert Cannon stand ihr dagegen schmerzlich scharf vor Augen.
    Am sichersten wäre es, wenn sie den Mann einfach ignorierte. Doch genau das würde er nicht zulassen.
    Am nächsten Morgen fuhr Robert zum Büro von PowerNet und ließ sich von der Empfangssekretärin zu Landon Mercer führen. Er war immer noch schlecht gelaunt, weil er den Ehering an Evie Shaws Finger entdeckt hatte, ließ sich aber nichts anmer ken.
    Mercer kam ihm auf halbem Weg entgegen und begrüßte ihn überschwänglich. „Mr. Cannon, welch eine Überraschung! Wir wurden nicht von Ihrem Besuch in Huntsville verständigt und fühlen uns sehr geehrt!“
    „Na, übertreiben
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