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So weit der Wind uns traegt

So weit der Wind uns traegt

Titel: So weit der Wind uns traegt
Autoren: Linda Howard
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Sie bitte nicht“, murmelte Robert. Seine Stimmung sank auf den Nullpunkt, während er Mercer näher betrachtete. Der Manager war groß und sah gut aus. Er hatte dichtes blondes Haar und war sehr europäisch gekleidet. Instinktiv überlegte Robert, was der italienische Seidenanzug gekostet haben mochte. Der Mann besaß einen teuren Geschmack.
    „Kommen Sie herein“, forderte Mercer ihn auf und führte ihn in sein Büro. „Möchten Sie eine Tasse Kaffee?“
    „Ja, gern“, antwortete Robert. Er hatte festgestellt, dass seine Angestellten sich schneller entspannten, wenn er ihre Gastfreundschaft annahm. Natürlich war Landon Mercer wegen des unerwarteten Auftauchens seines Chefs nervös. Es würde nicht schaden, den Mann ein wenig zu beruhigen.
    „Tut mir leid, dass ich ohne jede Vorwarnung erschienen bin“, sagte er ruhig. „Ich mache Urlaub in dieser Gegend und wollte mir bei der Gelegenheit die Firma einmal ansehen. Ich war noch nie persönlich hier unten.“
    „Wir freuen uns natürlich sehr über Ihren Besuch“, antwortete Mercer, immer noch herzlich. „Urlaub, sagten Sie? Das wundert mich ein wenig. Im Sommer herrscht hier eine mörderische Hitze, wie Sie zweifellos bereits festgestellt haben.“
    „So seltsam ist die Wahl dieses Ortes gar nicht.“ Robert ahnte, wie es in Mercers Kopf arbeitete. Weshalb war sein Chef hier? Warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt? Waren sie ihm auf der Spur? Wenn ja, weshalb hatte man ihn nicht längst verhaftet? Es machte nichts, dass Mercer Verdacht schöpfte. Er, Robert, hatte sogar damit gerechnet.
    „Ich habe ein Haus am Lake Guntersville“, fuhr er fort. Das war zwar gelogen, aber das konnte Mercer nicht wissen. „Bisher habe ich es stets meinen leitenden Angestellten überlassen. Sie kamen mit fantastischen Anglergeschichten zurück. Selbst wenn nur die Hälfte davon stimmt, reizt es mich, mein Glück einmal selber zu versuchen.“
    „Ja. Es heißt, der See sei sehr fischreich“, antwortete Mercer, und die Räder in seinem Kopf drehten sich noch schneller.
    „Nun, wir werden sehen.“ Robert erlaubte sich ein leichtes Lächeln. „Es scheint eine nette, ruhige Gegend zu sein. Genau das, was mir der Arzt verordnet hat.“
    „Der Arzt?“
    „Hoher Blutdruck, Stress.“ Robert zuckte mit den Schultern. „Ich fühle mich ausgezeichnet. Aber mein Arzt behauptet, dass ich einen längeren Urlaub brauche. Ich nehme an, dies ist der richtige Ort, um Stress gar nicht erst aufkommen zu las sen.“
    „Das stimmt gewiss“, versicherte Mercer ihm. Er war immer noch misstrauisch, wenn auch nicht mehr so stark, nachdem Robert ihm eine glaubhafte Erklärung für seine Anwesenheit geliefert hatte.
    „Ich weiß noch nicht, wie lange ich bleiben werde“, fuhrRobert gleichmütig fort. „Aber seien Sie unbesorgt. Ich werde nicht ständig bei Ihnen auftauchen.“
    „Wir freuen uns jederzeit über Ihren Besuch. Trotzdem sollten Sie auf Ihren Arzt hören“, riet Mercer ihm. „Möchten Sie einen kleinen Rundgang durch die Firma machen, wenn Sie schon einmal da sind? Allerdings gibt es nicht viel zu sehen. Nur lauter Programmierer und ihre Computer.“
    Robert sah auf die Uhr, als hätte er noch weitere Termine. „Ich habe noch ein bisschen Zeit, falls es Ihnen keine allzu großen Umstände bereitet.“
    „Keineswegs.“ Mercer war schon aufgesprungen und wollte den Rundgang so schnell wie möglich hinter sich bringen, um seinen Chef wieder loszuwerden.
    Selbst wenn er nichts über ihn gewusst hätte, wäre ihm der Manager Robert auf Anhieb unsympathisch gewesen. Mercer war aalglatt und versuchte, dies hinter einem schleimigen, überschwänglichen Verhalten zu verbergen. Er hielt sich für klüger als andere, und seine Geringschätzung brach immer wieder durch. Ob er Evie auch so behandelte? Oder war sie so kühl und abweisend, dass Mercer sich bei ihr in Acht nahm?
    Wahrscheinlich hatten die beiden ein Verhältnis, obwohl die Frau verheiratet war. Weshalb sollte eine Spionin zögern, ihren Ehemann zu betrügen, wenn sich die Gelegenheit bot? Seltsam, dass in den Unterlagen, die man ihm geschickt hatte, nichts von ihrer Heirat stand. Er hatte gestern sofort angerufen und Einzelheiten über den Ehemann angefordert. Bisher hatte er noch nie etwas mit einer verheirateten Frau begonnen und hatte nicht die Absicht, von diesem Grundsatz abzuweichen. Der Gedanke, dass er seinem Verlangen nicht nachgeben durfte, machte ihn halb verrückt.
    Mercer führte Robert leutselig durch
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