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So weit der Wind uns traegt

So weit der Wind uns traegt

Titel: So weit der Wind uns traegt
Autoren: Linda Howard
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Bild.
    „Schließen Sie das Büro nicht ab?“, fragte er, während sie den Steg hinabgingen. Die Sonne blendete auf dem Wasser, und er setzte seine dunkle Brille wieder auf. Es war heiß wie in einer Sauna.
    „Ich kann von den Stegen sehen, ob jemand kommt“, antwortete Evie.
    „Wie viele Leute arbeiten hier?“
    Sie warf ihm einen seltsamen Blick zu, als wunderte sie sich über seine Frage. „Ich habe nur einen Mechaniker und einen jungen Mann, der in den Sommerferien morgens arbeitet und während der Schulzeit nachmittags zu mir kommt.“
    „Wie viele Stunden haben Sie täglich geöffnet?“
    „Von sechs Uhr morgens bis acht Uhr abends.“
    „Das ist ein langer Tag.“
    „So schlimm ist es nicht. Im Winter öffne ich nur von acht bis fünf.“
    Vier Stege waren überdacht, und die meisten Liegeplätze waren belegt. Zahlreiche Schiffe wiegten sich auf dem friedlichen Wasser: Hausboote, Kabinenkreuzer, Kielleichter, Wasserski-Boote, Segeljachten. Die vier überdachten Stege lagen auf der linken Seite. Der Eingang dahin wurde von einem Tor versperrt. Rechts befanden sich zwei offene Anleger für den normalen Schiffsverkehr. Die Mietboote lagen in der ersten Reihe der gesicherten Stege und dem Bürogebäude am nächsten.
    Evie öffnete das Vorhängeschloss am Tor, und sie betraten den schwimmenden Steg, der leicht auf dem Wasser schwankte. Schweigend führte sie Robert durch die Bootsreihen und zeigte ihm die freien Plätze.
    „Wie groß ist Ihr Boot?“, fragte sie endlich.
    Rasch fasste Robert einen zweiten Entschluss. „Ich habe die Absicht, mir ein kleines Schnellboot zu kaufen, keinen Kabinenkreuzer. Können Sie mir einen guten Schiffshändler empfehlen?“
    Sie warf ihm einen weiteren verstohlenen Blick zu. „Es gibt mehrere in der Stadt. Es dürfte Ihnen nicht schwerfallen, etwas Passendes zu finden“, erklärte sie kühl. Sie drehte sich um und ging mit graziösen Schritten auf den schwankenden Planken zurück.
    Robert folgte ihr und genoss erneut den reizvollen Anblick. Wahrscheinlich glaubte Evie, dass sie ihn los wäre. Aber da irrte sie sich gewaltig. So entschlossen wie heute war er noch nie gewesen.
    „Essen Sie heute Abend mit mir?“
    Evie blieb so plötzlich stehen, dass er mit ihr zusammenprallte. Sie verlor das Gleichgewicht, und er fasste ihre Taille und presste ihren Rücken fest an sich. Deutlich spürte er den Schauer, der sie durchrieselte, während er die Wärme unter seinen Händen und den sanften Druck gegen seine Schenkel, seine Lenden und seinen Bauch genoss. „Tut mir leid“, sagte er belustigt. „Ich hatte keine Ahnung, dass ein Abendessen mit mir solch eine beängstigende Vorstellung ist.“
    Evie müsste jetzt etwas tun, überlegte er. Entweder trat sie beiseite, um sich aus seiner sinnlichen Umarmung zu befreien, oder sie versicherte ihm, dass seine Einladung ihr keineswegs Angst einflößte. Doch sie stand wie gelähmt da, und die Spannung zwischen ihnen wurde beinahe unerträglich.
    Sie zitterte erneut, und er fasste ihre Taille fester und wurdeimmer erregter. Weshalb rührte die Frau sich nicht? Weshalb sagte sie kein Wort?
    „Evie?“, fragte er leise.
    „Nein“, erklärte sie plötzlich, und ihre Stimme klang rauer als sonst. Entschlossen machte sie sich los. „Tut mir leid, ich kann nicht mit Ihnen ausgehen.“
    Ein Boot näherte sich langsam dem Steg. Sie drehte den Kopf, und ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, sobald sie den Kunden erkannte. Winkend hob sie den linken Arm, und Robert betrachtete erschrocken ihre schlanke Hand.
    Evie trug einen Ehering.

3. KAPITEL
    E vie versuchte, die Ein- und Ausgaben des heutigen Tages in das Kassenbuch einzutragen, konnte sich aber nicht konzentrieren. Immer wieder tauchte ein markantes, schmales Gesicht vor ihrem inneren Auge auf und verdrängte die Ziffern. Sie brauchte nur an die hellen, forschenden Augen zu denken, schon begann ihr Magen zu flattern, und ihr Herz hämmerte wie wild. Obwohl Robert Cannon äußerst höflich war, konnte er seine wahre Raubtiernatur nicht verbergen. Evie spürte instinktiv, dass der Mann eine Bedrohung für sie bedeutete.
    Wie gern hätte sie sich hinter ihre schützende Mauer zurückgezogen. Sie hatte zu lange gebraucht, um ihr Leben wieder fest in die Hand zu bekommen, um es sich von diesem Fremden zerstören zu lassen.
    Wehmütig betrachtete sie das kleine Foto auf dem oberen Regal ihres altmodischen Schreibtischs mit dem Aufsatz. Die Aufnahme stammte aus ihrem letzten Jahr in der
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