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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond
Autoren: Nora Roberts
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schreiben wir morgen gleich die erste Stunde die Mathearbeit.«
    »… die du mit Leichtigkeit schaffen wirst.« Laura hatte sich ebenfalls erhoben und zum Gehen gewandt. »Also mach dir keine Gedanken, ja?«
    »Du bist einfach unser Sorgenkind.« Aber gleichzeitig hatte Margo Kate begütigend den Arm getätschelt, nachdem auch sie wieder auf die Beine gekommen war. »Tja, laßt uns schlafen gehen.«
    In der Tür war Kate noch einmal stehengeblieben, um in Richtung des Baums zurückzublicken. Schockiert hatte sie erkannt, dass ein Teil von ihr sich wünschte, sie könnte für alle Zeit in diesem Haus bleiben. Müsste sich niemals Gedanken machen über den nächsten Tag. Müsste niemals irgendwelchen Erfolgen nachjagen. Alles könnte so bleiben, wie es war.
    Aber ihnen allen standen Veränderungen bevor, das lag damals in der Luft. Lauras verträumter Blick und Margos wilde Reden hatten es gezeigt. Entschieden löschte sie dann die Lichter. Die Zeit ließ sich nicht aufhalten. Also machte sie sich besser ebenfalls bereit.

2
    Irgendwie überstand sie die Tage und die Nächte und den Job. Sie hatte keine andere Wahl, als mit dem neuen Wissen zurechtzukommen. Und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, dass es für sie niemanden zum Reden gab. Jedesmal, wenn sie merkte, dass sie ins Wanken geriet und nach dem Telefonhörer greifen oder in ihr Auto steigen wollte, um hinauszufahren nach Templeton House, zwang sie sich, es nicht zu tun.
    Kate konnte und würde mit ihrem Elend und ihren Ängsten nicht die Menschen belasten, deren liebevolle Zuneigung sie genoß. Sie würden ihr beistehen, das wusste sie genau. Aber dies war eine Last, die sie allein zu tragen hatte. Eine Last, die sich hoffentlich früher oder später in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins drängen ließ. Und schließlich würde sie in der Lage sein, die Sache ruhen zu lassen, sich nicht mehr genötigt fühlen, sie ans Tageslicht zu zerren, sie wieder und wieder von allen Seiten anzusehen.
    Sie hielt sich für eine praktische, intelligente, starke Frau. In der Tat verstand sie nicht, wie ein Mensch stark sein sollte, wenn er nicht auch die ersten beiden Eigenschaften besaß.
    Bisher hatte sie ihr Leben genau ihren Vorstellungen entsprechend geführt. Ihre Karriere nahm einen sicheren und, ja, auch intelligenten Verlauf. Bei Bittie und Partnern stand sie in dem Ruf, eine klar denkende, hart arbeitende Steuerberaterin zu sein, die komplexe Jahresabschlüsse anfertigte, ohne dass je ein Wort der Klage über ihre Lippen kam. Irgendwann bekäme sie als Lohn für ihre Mühe sicher die volle Partnerschaft. Das wäre die Bestätigung ihres erfolgreichen Werdegangs.
    Kate hatte eine Familie, die sie liebte und die diese Liebe erwiderte. Und Freunde … nun, ihre besten Freunde waren die Mitglieder ihrer Familie. Und was könnte praktischer sein?
    Sie betete sie an, hatte Kindheit und Jugend oberhalb der wilden, geschwungenen Klippen von Big Sur in Templeton House verbracht. Es gab nichts, was sie nicht tun würde für Tante Susie und Onkel Tommy, von denen sie als Tochter aufgenommen worden war. Niemals fiele sie ihnen, egal auf welche Art, zur Last. Was bedeutete, dass sie das, was ihr seit Wochen auf dem Herzen lag, auch weiterhin für sich behielt.
    Nein, sie würde ihnen keine Fragen stellen, obgleich sie voll davon war. Auch Laura und Margo gegenüber spräche sie den Schmerz, das Problem niemals an, obgleich es bisher zwischen ihnen keine Heimlichkeiten gab.
    Man müsste verdrängen, ignorieren, tun, als wäre nichts geschehen … das, so glaubte sie, würde für alle am besten sein.
    Ihr Leben lang hatte sie sich stets darum bemüht, ihr Bestes zu tun, die Beste zu sein, ihre Familie stolz zu machen auf ihre Unternehmungen. Nun aber hatte sie das Gefühl, dass es noch mehr zu beweisen, noch mehr zu erreichen galt. Jeder Erfolg, der ihr bisher zuteil geworden war, ließ sich zurückführen auf den Augenblick, in dem sie sie in ihr Heim und ihre Herzen aufgenommen hatten. Also gelobte sie, nach vorn und nicht zurück zu sehen. Die Routine fortzuführen, die ihr Leben geworden war.
    Unter normalen Umständen hätte man eine Schatzsuche sicher nicht als Routine angesehen. Aber wenn es um die Jagd nach Seraphinas Mitgift ging, wenn sie zusammen mit Laura und Margo und Lauras beiden Töchtern auf die Klippen kletterte, war es geradezu eine Mission.
    Die Legende von Seraphina, dem unglückseligen jungen Mädchen, das vom Rand der Klippen
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