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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond
Autoren: Nora Roberts
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Stutzflügel bekäme wie immer der alte viktorianische Weihnachtsmann seinen Ehrenplatz.
    Sie konnte sich noch genau an ihr erstes Weihnachten auf Templeton erinnern. Wie ihr ob all der Pracht regelrecht schwindlig, wie ihr, eingehüllt in all die Wärme, langsam leichter ums Herz geworden war.
    Inzwischen hatte sie mehr als die Hälfte ihres Lebens hier verbracht und war längst integriert.
    Am liebsten hätte sie diesen Augenblick für immer in ihr Herz gebrannt, dafür gesorgt, dass sich niemals etwas änderte. Die Art, wie das Licht des Feuers in Tante Susies Augen schimmerte, als sie lachend zu Onkel Tommy sah – die Art, in der er ihre Hände nahm und hielt. Was für ein perfektes Paar, hatte sie damals schon gedacht, diese schöne, zarte Frau und dieser große, elegante Mann.
    Im Hintergrund erklang leise Weihnachtsmusik. Laura hatte vor einer der Schachteln gekniet, eine rote Glaskugel herausgenommen, sie sich angesehen und zurückgelegt. Margo hatte dampfende Schokolade aus einer Silberkanne eingeschenkt und gegenüber Josh ihre Flirttechnik zu vervollkommnen versucht. Er wiederum hatte auf einer Leiter gestanden und grinsend auf sie herabgesehen.
    Sie hatten hervorragend in diesen von schimmerndem Silber, blitzendem Glas, poliertem altem Holz und weichen Stoffen angefüllten Raum gepaßt. Und sie hatten alle zusammengehört.
    »Sind sie nicht alle wunderschön, Annie?« hatte sie gerührt gefragt.
    »Allerdings. Genau wie du.«
    Nein, nicht wie ich, hatte Kate gedacht, ehe sie ebenfalls eintrat.
    »Da ist ja endlich mein Katie-Schatz!« Thomas hatte sie angestrahlt. »Hast du also endlich mal die Bücher aus der Hand gelegt?«
    »Wenn du es schaffst, einen Abend lang nicht ans Telefon zu gehen, kann ich auch einen Abend lang das Lernen unterbrechen.«
    »Wenn der Baum geschmückt wird, muss die Arbeit eben ruhen«, hatte er zwinkernd geantwortet. »Und ich denke, dass ich die Führung der Hotels wenigstens für heute ruhig anderen überlassen kann.«
    »Obwohl sie dann sicher schlechter geführt werden als von Tante Susie und dir.«
    Margo hatte Kate mit hochgezogenen Brauen eine Tasse heißen Kakaos gereicht. »Scheint ganz so, als hätte es da jemand auf ein zusätzliches Weihnachtsgeschenk abgesehen. Ich hoffe nur, dass du nicht tatsächlich diesen blödsinnigen Computer haben willst.«
    »Ohne Computer kommt man inzwischen nirgendwo mehr aus. Stimmt’s nicht, Onkel Tommy?«
    »Man kann kaum noch ohne sie leben. Obwohl ich froh bin, dass bald eure Generation das Ruder übernimmt, denn ich muss gestehen, dass mir diese verdammten Dinger einfach zuwider sind.«
    »Trotzdem wirst du auf Dauer nicht darum herumkommen, das System im Verkaufsbereich aufzurüsten«, hatte sich Josh in die Unterhaltung eingemischt, während er von der Leiter kletterte. »Schließlich besteht kein Grund, all die Arbeit selbst zu machen, wenn es dafür eine Maschine gibt.«
    »Da spricht der wahre Hedonist«, hatte Margo grinsend festgestellt. »Aber, Josh, sei lieber vorsichtig. Nicht, dass du dann tatsächlich irgendwann tippen lernen musst. Kaum auszudenken: Joshua Conway Templeton, zukünftiger Erbe des Templeton-Imperiums, erwirbt tatsächlich eine nützliche Fähigkeit.«
    »Hör zu, Herzogin.«
    »Schluß damit«, hatte Susan die sauertöpfische Antwort ihres Sohnes abgewehrt. »Denkt bitte daran, dass heute niemand mehr die Arbeit erwähnen soll. Margo, sei bitte so nett und reich Josh den Baumschmuck hoch. Kate, du übernimmst zusammen mit Annie diese Seite des Baums. Laura, du und ich, wir fangen hier drüben an.«
    »Und was ist mit mir?« hatte Thomas gekränkt gefragt.
    »Du tust, was du am besten kannst, mein Schatz. Du paßt auf, dass alles klappt.«
    Wie in jedem Jahr hatte ihnen das bloße Aufhängen des Schmuckes nicht gereicht. Jedes der Teile hatten sie sich einzeln angesehen, zu jedem der Teile hatte jemand etwas erzählt. Der Kopf der hölzernen Elfe, die Margo Josh in einem Jahr an den Kopf geworfen hatte, war mit Klebstoff befestigt. Von dem gläsernen Stern hatte Laura jahrelang geglaubt, dass er von ihrem Vater extra für sie vom Himmel gepflückt worden war. Die gehäkelten Schneeflocken hatte Annie für die Mitglieder der Familie einzeln angefertigt. Den Filzkranz mit der Silberschleife hatte Kate unter großen Mühen selbst genäht.
    Zweig um Zweig hängten sie also das Einfache und Gemütliche neben den unbezahlbaren, alten Schmuck, den Susan in aller Welt zu sammeln pflegte, und am Ende warteten
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