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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond
Autoren: Nora Roberts
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sie mit angehaltenem Atem darauf, dass Thomas die Lampen löschte und der Zauber des Baumes seine Wirkung tat.
    »Er ist wunderschön – immer ist er das«, hatte Kate gemurmelt und ergriffen Lauras Hand gepackt.
    Spät in jener Nacht war Kate, da sie nicht schlafen konnte, lautlos in den Salon zurückgekehrt, hatte es sich auf dem Teppich unter dem Baum bequem gemacht und den Tanz der Lichter beobachtet.
    Sie hatte schon immer gern den Geräuschen aus dem Haus gelauscht, dem Ticken der alten Standuhren, dem Seufzen und Murmeln des hölzernen Parketts, dem Knistern der Zweige im Kamin. Leiser Regen hatte gegen die Fenster gepocht, und der Wind summte dazu im Flüsterton.
    Hier zu liegen hatte ihr einfach gutgetan. Die Aufregung über die bevorstehende Prüfung hatte sich gelegt. Und die ganze Familie befand sich warm und sicher zu Hause. Laura war von ihrer Ausfahrt mit Peter zurückgekehrt, und kurze Zeit später schlich auch Josh nach einer Verabredung leise in sein Zimmer.
    Jeder war an seinem Platz.
    »Falls du hoffst, dass du den Weihnachtsmann zu sehen bekommst, machst du dich besser auf eine längere Wartezeit gefaßt.« Margo war auf nackten Füßen in den Raum gekommen und hatte sich neben Kate gelegt. »Du denkst hoffentlich nicht immer noch an die dämliche Mathearbeit?«
    »Bald gibt es Halbjahreszeugnisse. Und wenn du ein bisschen mehr über deine eigenen Arbeiten nachdenken würdest, stündest du bestimmt überall ein bisschen besser da.«
    »Schule ist etwas, das man über sich ergehen lassen muss.« Margo hatte eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche ihres Morgenrocks geholt. Da alle anderen sicher in ihren Betten lagen, wollte sie sich heimlich ein paar Züge genehmigen. »Kannst du dir vorstellen, dass Josh mit dieser schielenden Leah McNee ausgeht?«
    »Sie schielt nicht, Margo. Und außerdem hat sie keine schlechte Figur.«
    Margo hatte eine Rauchwolke ausgestoßen und verächtlich geschnaubt. Jeder, der nicht mit völliger Blindheit geschlagen war, konnte erkennen, dass Leah, verglichen mit Margo Sullivan, kaum als Frau zu bezeichnen war. »Er geht nur deshalb mit ihr aus, weil sie leicht zu haben ist.«
    »Und warum interessiert dich das?«
    »Es interessiert mich ja gar nicht.« Sie hatte einen erneuten Zug von ihrer Zigarette genommen und beleidigt das Gesicht verzogen. »Es ist nur so furchtbar … gewöhnlich, finde ich. So werde ich ganz bestimmt niemals.«
    Lächelnd hatte sich Kate der Freundin zugewandt. In ihrem blauen Morgenmantel, mit dem offenen, wallenden, blonden Haar hatte Margo hinreißend, verführerisch und äußerst elegant gewirkt. »Niemand würde je auf den Gedanken kommen, dir vorzuwerfen, dass du gewöhnlich bist. Starrsinnig, eingebildet, unhöflich und eine Nervensäge, wie sie im Buche steht – aber gewöhnlich entschieden nicht.«
    Margo hatte die Brauen hochgezogen und gegrinst. »Auf dich ist einfach immer Verlaß. Tja, aber da wir gerade von gewöhnlich sprechen, was meinst du, wie versessen Laura wirklich auf diesen Peter Ridgeway ist?«
    »Ich weiß es einfach nicht.« Kate hatte an ihrer Unterlippe genagt. »Seit Onkel Tommy ihn hier beschäftigt, läuft sie die ganze Zeit seltsam verträumt durch die Gegend. Ich wünschte, er wäre immer noch für das Templeton Chicago zuständig.« Dann jedoch hatte sie mit den Schultern gezuckt. »Aber offenbar macht er seine Arbeit wirklich gut, sonst hätten Onkel Tommy und Tante Susie ihn sicher nicht hergeholt.«
    »Dass er weiß, wie man ein Hotel führt, spielt keine Rolle. Mr. und Mrs. T. haben Dutzende von Hotelmanagern in der ganzen Welt. Er ist der einzige, dessentwegen Laura bisher den Kopf verloren hat. Kate, wenn sie den heiratet …«
    »Ja«, hatte Kate geseufzt. »Aber am Ende ist es ihre Entscheidung. Ihr Leben. Himmel, ich kann mir nicht vorstellen, weshalb sich irgend jemand derart an einen anderen Menschen binden will.«
    »Das verstehe ich auch nicht.« Margo hatte ihre Zigarette ausgedrückt und sich genüßlich ausgestreckt. »Ich heirate niemals. Furore machen kann man auch ohne einen Ehemann.«
    »Genau wie ich.«
    Margo hatte Kate mit einem schiefen Blick bedacht. »Indem du als Zahlenmamsell arbeitest? Das ist ja wohl eher langweilig.«
    »Du machst Furore auf deine Art, und ich mache Furore, wie ich es will. Nächstes Jahr um diese Zeit werde ich bereits auf dem College sein.«
    Margo hatte getan, als liefe ihr ein eisiger Schauder den Rücken hinab. »Was für eine grauenhafte
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