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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel
Autoren: Izabelle Jardin
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es mit kleinen Kindern macht.
    Verdammt! Ist das so mit alten Männern? Er behandelt mich wie ein Kleinkind. Näschenstupsen, Klaps aufs Popochen! Geht's noch?
    Es ist jetzt wirklich anstrengend für sie. So anstrengend, dass sie kaum noch ein Wort wechseln. 
    „Hier könnten wir es versuchen“, schlägt er endlich vor. 
    „Warte mal, es ist vielleicht besser, wenn ich beim Telefonieren nicht klinge wie kurz vorm Ersticken“, keucht Nina und lässt sich auf einen umgestürzten Baumstamm fallen. Ihr Handy zeigt zwei von fünf möglichen Strichen für die Signalstärke. Und sie hat Glück. Ganz offenbar hat ihr Vater schon auf heißen Kohlen gesessen, denn seine Stimme hört sich erleichtert an. Nina erzählt etwas von „gestern Party gemacht“ und „leider vergessen“. Sie berichtet dem Vater von den extremen Neuschneemengen. Von ihrem Unfall sagt sie kein Wort und baut gleich vor: „Paps, es ist denkbar, dass ich mich nicht jeden Abend melde. Macht euch keine Gedanken. Hier ist jede Nacht was los und allein zu Hause sitzen möchte ich auch nicht.“
    *
    Kluges Mädchen
, freut sich Simon still.
Sobald sie auflegt, habe ich sie mindestens zwei Tage lang ganz für mich allein. Das sollte reichen.
     
     

4. Kapitel
     
     

    Der Abstieg geht erheblich schneller. Nina nutzt jede sich bietende Gelegenheit, ihm möglichst nahe zu kommen, nimmt jede bereitwillig angebotene Hilfe an. Beim zweiten Überklettern des umgestürzten Baumes vergisst sie allerdings, eine neue Schwindelattacke vorzuspiegeln, was ihm nicht entgeht. „Na, klappt doch schon ganz gut! Kannst du jetzt alleine?“ 
    „Nee, kann ich nicht!“, beeilt sie sich zu erklären und schickt noch einen Seufzer hinterher, der ihr selbst gleich ein bisschen zu dick aufgetragen erscheint. 
    „Muss ich doch zusehen, dass ich noch einmal raufklettere und dir einen Hubschrauber organisiere?“, fragt er mit einem unübersehbar süffisanten Grinsen. 
    „Ach was, schon gut“, sagt sie und fühlt sich ertappt.
     
     

    Vor allem Ben ist reichlich fertig, als sie in der Hütte ankommen. Er säuft einen beachtlichen Napf Wasser aus und verschwindet schleunigst in seinem Korb. 
    Simon kocht Tee. 
    Wie kurz doch die Tage jetzt sind. Das späte Frühstück ist kaum drei Stunden her und schon beginnt es wieder zu dämmern. Der Schneefall legt wieder kräftig zu. Es wird so düster im Blockhaus, dass sie Licht machen müssen. Kamin und Kachelofen brauchen neues Holz. Simon lehnt Ninas Angebot, etwas hereinzuholen, empört ab und scheucht sie aufs Sofa. „Du hast für heute genug getan! Ruh dich aus!“ 
    Die Glut frisst sich gierig in die frischen Scheite und Nina ist tatsächlich froh, wohlig ausgestreckt und leicht zugedeckt auf dem breiten Sofa einfach nur den Flammen zuschauen und ihren Gedanken freien Lauf lassen zu können. Gerade nach den vergangenen Wochen ist es ein wundervolles Gefühl, sich mal treiben zu lassen. Den Kopf auszuschalten und einfach anzunehmen, was das Schicksal sich für sie ausgedacht hat. Sie hat in diesem Moment für nichts Verantwortung. Nicht für ihre Situation, nicht für die Umstände, die sie hierhergebracht haben. Sich einmal fallen lassen und nur fühlen! Was für eine vollkommen neue und spannende, oder besser ent-spannende Sache. Sie fühlt sich geborgen, umsorgt, beschützt. Und sie genießt es.
    Simon drückt ihr einen Becher heißen Tee in die Hand, den sie dankend nimmt. Er lässt sich in dem tiefen Ohrensessel direkt am Feuer nieder und zündet sich eine Pfeife an. Ein sachter Vanilleduft zieht zu Nina herüber. Sie schnuppert. „Wow, riecht der gut“, kommentiert sie begeistert. 
    „Der riecht nicht gut, der stinkt!“, antwortet er. 
    „Nein, da muss ich dir widersprechen“, erwidert sie energisch, „der riecht GUT!“ 
    „Na, da müsstest du mal meine Freundin hören. Zu Hause darf ich meine Pfeife nur auf der Terrasse rauchen. Du bist die erste Frau, die mir sagt, mein Tabak riecht gut. Hast du was mit der Nase?“ 
    Die Erwähnung der Freundin gibt Nina einen Stich. Direkt ins Herz. Er ist also nicht solo
.
Klar, wie hätte sie auch denken können, dass ein solcher Mann unbeweibt ist. Die Tatsache, dass er erwähnt, sie sei die erste Frau, die seinen Tabak nicht scheußlich findet, müsste sie eigentlich ein wenig aufbauen. Aber die Spitze sitzt zu tief. Der kleine Balsam reicht nicht aus, ihr das Gefühl tiefer Enttäuschung zu nehmen. Nina ringt um Fassung. Sie denkt einen Augenblick nach und
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