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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel
Autoren: Izabelle Jardin
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was.“
    *
    Simon nutzt zu Ninas Erleichterung die Gelegenheit, steht auf und versorgt den begeisterten Ben. Es ist nicht das erste Mal, dass Simon den Eindruck hat, einen großartigen Griff mit dem Welpen getan zu haben. Eigentlich möchte er Nina jetzt gar nicht weiter klein machen, denn er spürt, dass ihre Grenze längst erreicht ist und weiteres Insistieren die Stimmung nur verderben würde, die ihm gerade ausgesprochen gut gefällt. Er ist der Auffassung, sie durchaus in ausreichendem Maße informiert zu haben. Den genauen Stand der Dinge muss sie jetzt noch gar nicht kennen. Er findet sie geradezu umwerfend in ihrer Unsicherheit und hat eine reichliche Portion Lust, noch ein bisschen mehr Spannung aufzubauen. Dass er sie umgehauen hat mit seinem Kuss, ist ihm mehr als bewusst. 
    Und er liebt es, dieses Spiel!
    „Woher hast du ihn eigentlich? Er ist toll“, versucht Nina abzulenken. Sie scheint sehr erleichtert, durch Bens Auftauchen im richtigen Moment aus der dämlichen Sache herausgekommen zu sein. 
    Einen Nachschlag kann sich Simon nicht verkneifen, bevor er die Geschichte des jungen Hundes erzählt: „Ja, nicht, er hat's drauf!“, sagt er und kann ein Grinsen kaum unterdrücken. 
    „Ben habe ich vor ein paar Monaten zusammen mit fast dreißig anderen jungen Hunden aller möglichen Rassen aus dem Kofferraum eines Wagens gefischt. Einem aufmerksamen Ehepaar waren an einer Raststätte die seltsamen wimmernden Geräusche in einem Kombi mit verdunkelten Scheiben und osteuropäischem Kennzeichen aufgefallen. Die Polizei hat den Wagen nach einer Aufsehen erregenden Verfolgungsjagd auf der Autobahn festsetzen können. Ich habe einen Anruf des zuständigen Amtsveterinärs, eines Studienfreundes, bekommen. Der war gerade weit entfernt im Einsatz und hat mich um Hilfe und Erstversorgung in dem Fall gebeten.“ 
    „Bisher habe ich von solchen Sachen nur in der Zeitung gelesen. Welpen im Kofferraum über so weite Strecken? Das muss ja furchtbar sein!“, sagt Nina entsetzt. 
    „Ja, der Anblick der teils schon apathischen Welpen war wirklich fürchterlich, sage ich dir! Ich weiß natürlich um die Bedingungen, unter denen 'Hundezucht' in manchen Ländern, oft nah der deutschen Grenze betrieben wird. Ausgemergelte, medizinisch unversorgte Hündinnen werden zusammengepfercht in Kellern, teils halb verfallenen alten Höfen und unter vollkommen tierschutzunwürdigen Bedingungen in jeder Hitze gedeckt.“ 
    „Für mich klingt das nach einer Art von organisiertem Verbrechen“, schimpft Nina empört, „und wie werden die armen Welpen dann vermarktet? Wer kauft die denn?“ 
    „Da darf man sich wirklich wundern. Das ist typisch für die 'Geiz ist geil-Mentalität'“, erklärt Simon. „Die in diesen Massenproduktionen entstandenen Welpen werden nach viel zu kurzer Zeit von den meist völlig verwurmten Müttern getrennt und deutschen Interessenten 'mit Herz' billig zum Kauf angeboten. Das Geschäft blüht und der Nachschub rollt ununterbrochen weiter. Wer kann einem vier Wochen alten, hilflosen, zauberhaften Fellknäuelchen schon widerstehen?“ 
    „Und warum hast du dir ausgerechnet Ben ausgesucht?“ 
    „Ich hatte meine fast fünfzehnjährige Jagdhündin ganz kurz zuvor einschläfern müssen und habe mir den Schwächsten aus diesem Kofferraum gegriffen. Viel hat Ben nicht mehr von sich gegeben und es waren mühevolle, bange Wochen, bis ich sicher sein konnte, dass meine Arbeit sich gelohnt hat.“
    *
    Nina hat ihm gebannt zugehört. Ihr Vorstellungsvermögen, gepaart mit dem, was sie über solche Zuchten schon wusste und nun an Details erfahren hat, steht im krassen Gegensatz zum Anblick des satt und zufrieden im Korb schlafenden Hundes. Sein Umgehen mit der Geschichte macht Simon jetzt noch viel liebenswerter für sie. 
    „Ich wusste schon, warum ich gerade hier abstürzen wollte“, murmelt sie leise. 
    „Was? Was hast du gesagt?“ 
    „Oh nichts! Ich finde nur, Ben hat ein schweinemäßiges Glück gehabt!“ 
    Simon nickt. „Nicht nur Ben, ich schätze, du auch. Hach, ich fühl' mich so gut als Retter der Todgeweihten“, albert Simon.
    „Du, sag mal“, beginnt Nina, „ich habe gesehen, du hast hier sogar eine Badewanne. Seit gestern bin ich mehr als einmal total durchgeschwitzt gewesen. Darf ich vielleicht ein Bad nehmen?“ 
    „Na klar! Das passt eigentlich ganz prima. Ich muss sowieso noch mal raus und mein Wild füttern ehe es dunkel wird. In der Zwischenzeit kannst du es dir in der
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