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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel
Autoren: Izabelle Jardin
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glaube ich, in ihrem Schönheitswahn mittlerweile magersüchtig geworden. Und sie ist tatsächlich ständig kurz davor, ohnmächtig zu werden. Kein Wunder; ich glaube sie ist ständig völlig unterzuckert. Die kannste nicht füttern. Ich bin nicht mal sicher, ob sie mich nicht bloß wegen des Berufes meines Vaters genommen hat. Einiges spricht dafür.“
    Nina hat sich aufgerichtet und wirkt jetzt gefasst und interessiert. Was er ihr erzählt hat, sollte keine intakte Beziehung andeuten. Sie kommt ihm erleichtert vor, als sie fragt: „Welchen Beruf hat denn dein Vater?“ 
    „Chirurg. Und er hat sich in den letzten Jahren auf Schönheitschirurgie spezialisiert. Das lässt die Kasse unglaublich klingeln. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele, sogar ganz junge Frauen nicht zufrieden mit ihrem Äußeren sind. Denen muss es enorm an Selbstbewusstsein mangeln. Lizzy ist fünfundzwanzig und mein Vater hat sie mindestens schon ein halbes Dutzend Mal unterm Messer
    *
    So richtig doll habe ich es ja auch nicht mit dem Selbstbewusstsein. Aber ich hätte viel zu viel Angst, um mich darauf einzulassen.
    *
    „Sie wird immer künstlicher. Kaum hat sie eine OP hinter sich, denkt sie schon wieder darüber nach, woran sie das nächste Mal schnippeln lassen will. Sie ist regelrecht süchtig danach und mittlerweile kaum mal ein paar Tage lang ganz fit. Ich habe sie nach ihrer ersten Nasenoperation kennengelernt. Auf irgendeiner blöden Wohltätigkeitsgala hat mein Vater sie mir vorgestellt, weil sie ihm wohl ständig in den Ohren gelegen hat, dass sie mich unbedingt kennenlernen will.“
    *
    Na, also begeistert klingt das wirklich nicht. Warum er sich bloß auf diese Frau eingelassen hat? Klingt ja nach purem Notstand.
    *
    „Anfangs lief es super. Ich fand eigentlich nie, dass sie auch nur eine einzige OP nötig gehabt hätte. Aber ich konnte reden wie mit einem kranken Pferd: Sie verstand mich nicht. Irgendwann hat sie die Kurve einfach nicht mehr gekriegt und kann kein Ende finden. Jetzt habe ich den Salat und das Ersatzteillager an der Backe.“
    *
    Sein Ausdruck ist beim Erzählen immer grimmiger geworden und Nina sieht ihre Chancen definitiv wachsen. Mit ganz vernünftiger Argumentation versucht sie, ihre Position zu verbessern. 
    „Sag mal, ich dachte immer, Ärzte wären eigentlich nur zum Heilen da“, beginnt sie, „warum rät dann dein Vater ihr nicht davon ab, das so zu übertreiben?“ 
    Simon macht eine lässige Handbewegung. „Würdest du den Leuten erklären, dass sie alkoholsüchtig werden könnten, wenn du einen Schnapshandel hättest? Nee, du, sie ist erwachsen und darf das frei entscheiden. Mein Vater lebt ganz gut von diesen Tussis. Und medizinisch ist sie bestens versorgt. Er hätte mich bloß mal aufklären können, was er mir da mit ihr ins Nest legt. Das nehme ich ihm inzwischen nämlich ziemlich übel!“ 
    „Klärt aber immer noch nicht, warum du von einer 'halben' Freundin sprichst“, wagt Nina einen Vorstoß und möchte sich im nächsten Augenblick am liebsten die Zunge abbeißen. 
    Simon sieht sie herausfordernd an. „Du willst es ganz genau wissen, was? Ganz schön flott bist du! Rückst du immer fremden, hilflosen Kerlen so auf die Bude, bringst sie um ihren wohlverdienten Feierabend und quetschst sie über ihre Lebensumstände aus?“ 
    „Och nö!“ Nina hält sich ein Sofakissen vors Gesicht und wünscht sich ein möglichst tiefes Mäuseloch zum Verkriechen. „Scheiße, wie peinlich ist das denn jetzt!“
    Gib Nina ein Fettnäpfchen und Nina tritt rein! Es lief gerade so gut. Muss ich dämliche Kuh mich jetzt hier zum Affen machen?
    Langsam zieht ihr Simon das Kissen weg und amüsiert sich über ihren knallroten Kopf. „Das mit dem raffinierten Umgang mit Männern üben wir noch mal, nicht?“ 
    „Ja, ja, mach dich nur lustig! Vielleicht will ich das gerade gar nicht üben? Oder mal ganz andersrum: Vielleicht will ich das ja gerade mit DIR nicht üben?!“ 
    „Oh doch, das willst du! Wetten?“
    Ben scheint ein ganz besonderes Gespür für passende Auftritte zu haben und erspart ihr in diesem Moment weitere Verlegenheit. 
    Der Anblick, der sich Nina und Simon gerade bietet, kann die Situation nur noch in Gelächter auflösen. Mit seinem Futternapf im Maul steht der Hund mit beiden Vorderpfoten auf dem Rand des Sofas. Es wedelt nicht der Hund mit dem Schwanz, sondern der Schwanz mit dem ganzen Hund. 
    „Ach je, mein Junge, du hast Hunger! Hast ja recht, gibt sofort
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