Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot
Autoren: C Robertson
Vom Netzwerk:
Schweinefleisch und Fett ein. » Dem Laden hier sollten sie einen Michelin-Stern verleihen«, erklärte er Winter, ehe er sich wieder an Charlie wandte. » Sag mal, Charlie, wann hast du heute Morgen angefangen?«
    » Um halb sieben. Aber da waren Ihre Jungs schon da, glaub ich. Falls Sie darauf hinauswollen.«
    » Und wer war vor dir dran?«
    » Jimmy Frize, seit elf Uhr gestern Abend. Hat aber nichts Ungewöhnliches erwähnt. Nur den üblichen Dreck.«
    » Säufer und Junkies?«
    » Trägt der Bär einen lustigen Hut?«, gab Charlie zurück.
    » Aye, verstehe. Wie kann ich Jimmy erreichen?«
    Charlie kritzelte die Nummer von Frize auf einen Zettel und schob ihn über die Theke, während Addison den letzten Bissen seines zweiten Brötchens hinunterschlang. Winter war noch beim ersten.
    » Noch ein Brötchen, Mr. Addison?«, fragte Charlie. » Geht aufs Haus.«
    » Du willst doch nicht etwa einen Polizeibeamten bestechen, Charlie? Aber meinetwegen…«
    » Na, Sie können es sich doch leisten, Mr. A. Ich tu auch ’ne Scheibe Blutwurst rein. Ich weiß doch, wie Sie’s am liebsten mögen.«
    » Hauptsache braune Soße, Charlie.«
    Als Addison das dritte Brötchen in Angriff nahm, verabschiedeten sie sich und gingen ohne Eile zurück Richtung Blochairn. Ohne große Eile wateten sie durch die Überbleibsel einer feuchtfröhlichen Nacht. An einem Samstagabend sahen Glasgow und seine Bewohner am besten aus, an einem Sonntagmorgen am schlechtesten. Leere Buckfast-Flaschen, Kotze, Scherben. Eine Seite der Stadt, die in keiner Hochglanzanzeige auftauchte. Mit dem Auto war man in zehn Minuten am Princes Square und bei den Designerboutiquen an der Buchanan Street, und doch lagen dazwischen Welten. Zwei Möwen stritten sich um die kalten Reste eines Fischgerichts, das irgendein Besoffener fallen gelassen hatte. Wind und Wetter ließen eine leere Dose Irn-Bru durch den Rinnstein tanzen.
    » Zum Kotzen«, jammerte Addison. » Manchmal hasse ich das ganze verdammte Land. Vor allem wenn es regnet, also meistens. Und nach Blochairn zu fahren, um einen Dealer vom Boden zu kratzen, hebt auch nicht gerade die Stimmung.«
    » Wird schon wieder, Großer«, lachte Winter. » Wahrscheinlich hat Monteith den Fall schon gelöst, wenn wir zurück sind, und das Geheimnis um den Tod des Sammy Ross ist gelüftet.«
    Addison schnaubte. » Sammy Ross! Was für eine Zeitverschwendung. Zeit- und Platzverschwendung. Allein der ganze Papierkram!« Sein Handy klingelte. Fluchend nahm er das halb verspeiste Brötchen in die andere Hand, fummelte das Telefon aus der Tasche, presste sich den Hörer ans Ohr, würgte den aktuellen Bissen herunter und grunzte: » Hallo?… Ja? Ja, Sir… Scheiße, das soll wohl ein Scherz… Nein, Sir, selbstverständlich nicht. Sorry… Verdammt. Klar. In ’ner halben Stunde bin ich da.«
    Winter verkniff sich ein Grinsen. Er fragte sich, was jetzt wieder passiert war. » Was ist?«
    Müde schüttelte Addison den Kopf. » Diese Stadt bringt mich noch um. Eine tote Nutte in der Wellington Lane. Erwürgt.«
    Winter wurde hellhörig, bemühte sich aber um einen gleichgültigen Ton. » Aber bevor wir rüberfahren, machen wir noch hier fertig?«
    » Wir fahren nirgendwohin. Ich fahr rüber. Monteith kann hier übernehmen, und drüben sind die Kollegen von der Spurensicherung schon dabei, das Flittchen abzulichten. Sorry, aber du wirst nicht gebraucht. Und heul mir bloß nicht die Ohren voll. Ich hab da nichts zu sagen.«
    » Aber das ist doch Scheiße!«, platzte Winter heraus. » Die Sache scheint ja ziemlich wichtig zu sein, sonst würden sie dich nicht von einem Tatort zum anderen schicken. Aber ordentliche Fotos brauchen sie nicht, oder was?«
    Addison lächelte amüsiert. » Muss ich dir das wirklich erklären, Kleiner? Im großen Weltenplan hat alles seinen Platz. Ein kleiner Dealer lässt sich samstagnachts abstechen? Im Scrabble wär das so ungefähr ein A. Aber eine tote Hure, das ist so viel wie ein J. Und Leichenfotos sehen eh immer gleich aus, egal ob du abdrückst oder ein dressierter Affe.«
    Natürlich wusste Winter, dass Addy ihn bloß aufziehen wollte, und natürlich biss er trotzdem an.
    » Fick dich doch. Fick dich und steck dir dein J in deinen A wie Arsch.«
    Ein schallendes Lachen.
    » Nicht schlecht, Kleiner. Hübsch gesagt. Aber jetzt musst du mich leider entschuldigen. Ich will die junge Dame nicht warten lassen.«

3
    Der Regen hatte sogar noch zugelegt, als Addison in der Wellington Lane eintraf. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher