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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot
Autoren: C Robertson
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Komm, mach fertig, steck deine Kamera ein und lass das arme Schwein in Frieden. Die Straße runter steht ein Imbisswagen. Der Fraß ist sogar genießbar. Nicht dass die zugedröhnten Typen hier das zu würdigen wüssten, aber trotzdem. Du kannst mich fotografieren, wie ich zwei Speckbrötchen esse. Mit brauner Soße und einer Tasse Kaffee. Du zahlst.«
    Winter fragte nicht weiter nach, warum er den DI einladen sollte, genauso wenig wie der DI fragte, warum er den toten Dealer nicht nur mit der offiziellen Nikon FM 2, sondern auch mit seiner eigenen Canon EOS -1D fotografiert hatte. Addison hatte sich auch nicht erkundigt, warum Winter heimlich festgehalten hatte, wie verstört der Junkie auf Sammys Leiche gestarrt hatte. Der DI war einer von lediglich zwei Menschen, die von Winters Sammlung wussten. Er hatte sogar einmal gemeint, Winter solle seine Bilder ausstellen, aber da war er auch ziemlich besoffen gewesen.
    In diesem Moment drängte sich Two Soups zwischen sie und die Leiche und fragte, ob sie denn nun endlich fertig wären. Ein schwerer Fehler. Bei Winter konnte er sich die Nummer vielleicht erlauben, aber nicht bei Addison.
    » Mr. Baxter«, knurrte Addison und fixierte den Forensiker von oben herab. » Ich habe bis eben den vermutlich einzigen Zeugen dieser Bluttat verhört. Tony Winter hat das Opfer fotografiert. Beides ist von zentraler Bedeutung für die Ermittlungen, weshalb beides unverzüglich durchgeführt werden musste. Die Leiche hingegen rührt sich so schnell nicht vom Fleck. Also können Sie mir bitte erklären, was für ein verdammtes Problem Sie haben?«
    Two Soups blinzelte, als würde er seinen Ohren nicht trauen. Und als wüsste er erst recht nicht, was er darauf erwidern sollte. » Na ja, ich wollte einfach…«
    » Gut. Das wäre also geklärt. Wir sind hier sowieso gerade fertig. Also los, schnappen Sie sich Ihre Laboraffen und tun Sie, was Sie nicht lassen können. Winter muss noch ein paar Schuhabdrücke fotografieren, ich muss mich unter den Standinhabern umhören. Wir wollen Sie wirklich nicht länger aufhalten.«
    Addison packte Winter am Arm und zog ihn weg von der Leiche und Two Soups, der noch eine Weile vor sich hinmurrte, ehe er seine Forensiksoldaten um sich sammelte und zum Angriff blies.
    Der DI grinste. » Was für ein Arschloch.«
    » Wo sollen die Schuhabdrücke sein?«, fragte Winter.
    » Hinten bei der Mauer an der Nordseite, im Schlamm, zwei Paar. Sieht so aus, als wären es Sammy und unser Mister X. Auf dem Asphalt ist dann natürlich nichts mehr zu erkennen, aber vorher sind sie in die richtige Richtung gelaufen. In Richtung Leiche.«
    » An der Nordseite?« Winter lachte in sich hinein. » Warum laufen wir dann hier lang?«
    » Weil ich meine Speckbrötchen will. Himmelherrgott, hörst du mir überhaupt zu? Da hinten halten zwei uniformierte Kollegen die Stellung und sichern das Gebiet. Die Abdrücke können warten, mein Magen nicht.« Addison stopfte die Hände noch tiefer in die Taschen und ging voraus zum Imbisswagen. » Wie oft sollen wir die Scheiße eigentlich noch mitmachen? Wenn ich vorgehabt hätte, den Rest meines Lebens den Dreck von der Straße zu kehren, wär ich zur Müllabfuhr gegangen. Dann wär ich jetzt wenigstens wieder im Bett.«
    Bett. Bestimmt lag sie immer noch im Bett, überlegte Winter. Wahrscheinlich hatte sie sich mittlerweile auf seine Seite gewälzt. Während Addison weiter lamentierte, dachte er nur an sie. Mit ihr konnten es kein toter Dealer und auch kein Speckbrötchen aufnehmen.
    Sie brauchten keine fünf Minuten. Ein dicker, dunkelhaariger Kerl hinter der Theke, der in Anbetracht der unchristlichen Uhrzeit fast schon unanständig gut drauf war, bediente zwei Teenager, als sie ankamen. Die beiden erkannten sofort, dass Addison ein Bulle war, und hatten es plötzlich sehr eilig, ihre Bestellung zu bekommen und zu verschwinden. Addison und Winter kümmerten sich nicht weiter darum. In Glasgow gab es nur eine Sorte Menschen, die beim Anblick eines Cops nicht zumindest den Anflug eines schlechten Gewissens verspürte: Cops.
    » Vier Speckbrötchen, Charlie«, sagte Addison zu dem dicken Kerl.
    Winter schüttelte den Kopf. » Drei.«
    » Nein, vier. Wenn du dein zweites nicht willst, nehm ich’s gerne.«
    » Braune Soße, Mr. Addison?«, fragte Charlie.
    » Scheißt der Papst in den Wald? Natürlich mit brauner Soße.« Addison stellte den Kragen auf, um die morgendliche Kälte auf Abstand zu halten, und sog den wabernden Geruch von
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