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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot
Autoren: C Robertson
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plötzlich irgendein Schleier aus meinem Kopf verzogen, und ich hab sie zum ersten Mal richtig gesehen. Meine Oonagh. Ich hatte sie so lange gesucht, aber doch nicht so, doch nicht so… Ich hab versucht, ihr diese furchtbare Schminke abzuwischen, ich wollte wissen, ob sie noch da war, irgendwo darunter. Aber ich… Wenn ich es gewusst hätte, ich hätte doch niemals mit ihr… Das müssen Sie mir glauben.«
    Narey ignorierte sein Flehen. » Und dann?«
    Er senkte den Blick. » Ich bin ausgerastet. Ich hab mich so… geekelt. Vor mir und vor ihr. Ich war wütend. Wütend auf sie, weil ich wegen ihr so was… Schreckliches getan hatte. Und weil sie so ein Leben geführt hat. Ich hab sie gewürgt. Ich wusste noch gar nicht richtig, was ich da mache, da waren meine Hände schon an ihrem Hals und… und dann ist sie hingefallen.«
    Narey ließ die Stille ein paar Sekunden in der sterilen Umgebung des Leichenschauhauses nachklingen, ehe sie sagte: » Sie haben sie getötet.«
    » Ja.«
    » Sie haben sie erwürgt und ihren Kopf gegen ein Garagentor geschlagen.«
    » Ja.«
    » Und dann haben Sie Ihre Tochter hinter einem Müllcontainer deponiert.«
    Seine flehenden Augen richteten sich auf Nareys Gesicht. Er bettelte sie an, Mitleid mit ihm zu haben, aber den Gefallen würde sie ihm nicht tun.
    » Ich bin in Panik geraten«, sagte er. » Ich konnte nicht fassen, was ich da getan hatte. Ich hab die Kontrolle verloren, ich wollte nur noch weg. Deswegen hab ich sie versteckt und bin weggelaufen.«
    » Genau«, fauchte sie. » Sie hatten es so eilig, dass Sie sich das Kondom einfach runtergezogen und weggeworfen haben. Ohne einen Moment darüber nachzudenken, was Sie damit zurücklassen.«
    McCulloughs Unterkiefer klappte herunter. Er hatte begriffen.
    » Und Sie haben sich nicht mal die Mühe gemacht, Ihre Tochter zuzudecken«, fuhr Narey fort. » Sie haben ihr nicht mal die Unterhose hochgezogen, verdammt noch mal!«
    Er schluckte zweimal gequält herunter. Im nächsten Moment wandte er sich ruckartig ab, beugte sich vornüber und übergab sich auf den glänzenden Marmorboden des Leichenschauhauses. Narey beobachtete ihn ungerührt, während Corrieri aussah, als wäre sie als Nächste dran.
    » So was tut man keinem menschlichen Wesen an«, sagte Narey. » Und erst recht nicht dem eigenen Fleisch und Blut.«
    McCullough wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und blickte sich mit panischen, verzweifelten Augen um. Von seiner eisernen Selbstbeherrschung und seinem militärischen Auftreten war nicht mehr viel zu sehen. » Ich… ich war nicht ich selbst. Und ich dachte mir einfach, wenn ich schnell genug abhaue, erfährt vielleicht keiner davon. Dass vielleicht nicht mal rauskommt, wer sie war, und dann müsste meine Frau nie davon erfahren…« Ein erschreckender Gedanke brachte seine Erklärungsversuche ins Stocken. » Sie muss doch nicht davon erfahren, oder? Ich meine, wie es genau passiert ist. Dass ich… dass ich…«
    Narey schüttelte den Kopf, staunend und angeekelt zugleich. » Natürlich muss sie davon erfahren. Es geht nicht anders. Sie können es ihr ja selbst erklären.«
    Aus McCulloughs Kehle drang ein klägliches Jaulen. Plötzlich griff er sich ins Gesicht und fing an, seine Haut zu zerkratzen. Seine verkrampften Nägel bohrten sich in Wangen und Augen, das erste Blut sickerte aus seinen verzerrten Gesichtszügen. Er brüllte wie ein Tier.
    Mit einem knappen Nicken schickte Narey ihre junge Kollegin zur Tür, vor der bereits zwei Constables warteten. In der Zwischenzeit hätte Narey den übergeschnappten McCullough ohne Weiteres fixieren können, doch sie verzichtete darauf.
    Sekunden später flog die Tür auf. Die beiden PC s trotteten herein und drehten McCulloughs Arme eilig auf den Rücken. Aus einem seiner Augenwinkel tropfte Blut, leuchtend rote Kratzwunden zogen sich über sein Gesicht, sein Kopf hing schlaff herab.
    » Ihr eigen Fleisch und Blut«, wiederholte Narey. » Die Kollegen im Labor haben die DNA aus dem Kondom analysiert, aber zuerst konnten sie damit nichts anfangen. Die Übereinstimmung mit Oonaghs DNA war so groß, dass sie schon dachten, sie hätten irgendwelche Proben vertauscht. Aber sie hatten nichts vertauscht. Sie lagen exakt richtig. Stimmt doch, Mr. McCullough?«
    » Ich werde meinem Leben ein Ende setzen. Das ist Ihnen hoffentlich klar.«
    » Das ist nicht mein Problem, Mr. McCullough. Damit habe ich nichts mehr zu tun. Abführen.«
    Corrieri ging voraus, während
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