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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot
Autoren: C Robertson
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keuchender und schnaufender Danny Neilson durch die Menschenmenge schob, um die Vorstellung nicht zu verpassen. Die junge Frau hinter dem Steuer war wie zur Salzsäule erstarrt.
    Winter grub in der Tasche nach seinem Handy, bis ihm einfiel, dass Monteith das Telefon Hunderte Meter unter ihm zertrümmert hatte. Ohne den Blick von dem Mann auf der Motorhaube abzuwenden, griff er um Narey herum und klopfte ihre Taschen ab.
    Erst nach einer Weile bemerkte sie seine tastende Hand. » Was?«
    » Dein Handy. Bitte.«
    Die Augen fest auf Monteith geheftet, holte sie ihr Handy raus und reichte es ihm.
    Schnell suchte er die Kamerafunktion, schüttelte angesichts der erbärmlichen vier Megapixel kurz den Kopf und nahm Monteiths zerschmetterten Körper ins Visier.
    » Hast du ihn?«, fragte Narey, als sich die lärmende Sirene eines Krankenwagens näherte.
    » Ich hab ihn«, antwortete Winter. » Ich hab ihn.«
    Narey nickte ihm zu und wandte sich an den Mann auf der Motorhaube. » Colin Monteith, ich verhafte Sie wegen Mordes an Jan McConachie, Graeme Forrest, Harvey Houston…«

49
    Als Winter den Flur zur Station 52 entlangging, fiel ihm auf, dass er nicht mehr in der Royal gewesen war, seit er vor zehn Tagen den Baseballschlägerschaden an Rory McCabes Knie fotografiert hatte. Ein unbedeutendes Foto einer unbedeutenden Verletzung, ein Routinevorgang, der ihn damals nur gelangweilt hatte. Eigentlich hätte er es besser wissen müssen. Alles, jedes noch so kleine Delikt, hielt die große, rostige Maschinerie am Laufen.
    Kaum hatte Winter die Tür zur 52 aufgestoßen, sah er ihn. Er saß im Bett mit hochgeklapptem Rückenteil, ein breites Grinsen im Gesicht, eine Krankenschwester neben sich. Jetzt, wo er wach war und redete, wirkte auch der Wirrwarr aus Mull, Binden und Gestänge auf seinem Kopf nicht mehr ganz so erschreckend. Und der Turban schien ihn nicht im Geringsten zu kümmern.
    » Alles klar, Kleiner?«, rief er ihm entgegen. » Wurde auch Zeit, dass du dich mal blicken lässt.«
    Er hatte noch Mühe mit der Aussprache, aber das kam bei Addison auch sonst häufiger vor. Manches ändert sich wohl nie, dachte Winter und schüttelte lächelnd den Kopf. » Schön, dich zu sehen, Addy.«
    » Gleichfalls, Kleiner. Aber ich hab euch ja noch gar nicht vorgestellt! Das ist die bezaubernde Tricia.« Ein Wink in Richtung der zierlichen rothaarigen Krankenschwester. » Tricia, der Kleine, Kleiner, Tricia.«
    Mit einem Kichern zog Tricia sich zurück, um Addy und seinen Besuch allein zu lassen. Bestimmt wusste sie, dass Addisons Augen ihr mit gierigen Blicken folgten.
    » Sobald ich hier raus bin … «– Addison grinste– » …bin ich da drin.«
    » Solltest du nicht irgendwie krank sein?«
    » Aye, na klar. Krank, aber nicht tot. Und da würde nur ein Toter nicht hinterherschauen.«
    » Stimmt schon. Und Tote hat’s schon genug gegeben.«
    » Du sagst es, Bruder.«
    » Und was sagen die Ärzte?« Mit dem Kinn deutete Winter auf Addisons ramponierten Kopf.
    » Den Kopfschmuck muss ich noch eine Weile behalten, aber ansonsten ist alles in Butter. Wo die Kugel den Schädel weggesprengt hat, setzen sie mir eine Platte ein, und das Gehirn wurde nicht geschädigt.«
    » Woher wollen die das wissen? Und was sagt das über dich, wenn dir eine Kugel durch den Kopf fliegt und dabei kein Hirn erwischt? Ich hab ja schon immer geahnt, dass in dem großen Schädel viel Platz ist…«
    » Die Größe ist egal«, erwiderte Addison. » Es kommt darauf an, was man damit anstellt.«
    » Ja, ja, Addy, red dir das nur ein. Wenn’s dich glücklich macht.«
    Einen Moment lang blickte Addison in die Ferne. Als er sich wieder zu Winter drehte, hatte sich sein Gesicht verdüstert. » Weißt du, was mich wirklich glücklich machen würde?«
    » Die kleine Krankenschwester da?«
    Addison überging die Gegenfrage. » Wenn dieses Arschloch Monteith ins Gras gebissen hätte. Aber nein, kaum bin ich von der Intensiv runter, legen sie ihn in mein schön vorgewärmtes Bett. Was hat der sich eigentlich bei der Scheißaktion gedacht? Zieht die ganze Truppe in den Dreck, und jetzt stinken wir alle zur Hölle. Der Typ war schon immer verbittert. Immer dieselbe Leier– mit Caldwell, Quinn und Co. müsste man ganz anders umspringen und so weiter. Ich find’s ja auch zum Kotzen, dass wir den Wichsern kaum was anhaben können, aber…«
    » Und wenn du McKendrick gefunden hättest und nicht er? Was dann, Addy?«
    » Was willst du damit sagen? Ob ich genauso
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