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SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

Titel: SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast
Autoren: Lisa McMann
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ihnen allen am meisten Informationen.
    Doch das alles ist nicht neu. Diese Informationen besitzt sie, seit sie das grüne Tagebuch gelesen hat.
    Gleichermaßen grauenvoll.
    Der Ausdruck nagt an ihrem Gehirn und sie beginnt, in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen. Der Holzboden unter ihren Füßen ist kühl und glatt.
    Sie macht den Kühlschrank auf und starrt hinein, ohne wirklich etwas zu sehen, und denkt über ihre Optionen nach.
    Sie diskutiert mit sich selbst.
    Ja, es ist gleichermaßen unmöglich. Carl und die Gesellschaft zu verlassen, um allein in einer Hütte zu leben? Ja, das klingt ziemlich grauenvoll. So grauenvoll, wie blind und verkrüppelt zu werden? Mit Sicherheit.
    Oder?
    Aber was wäre, wenn es Carl nicht gäbe?
    Isolation. Allein leben zu wollen – Einsiedler tun so etwas. Mönche tun es. Es gibt Menschen, die suchen sich so ein Leben aus. Sie isolieren sich.
    Niemand, der bei Verstand ist, sucht sich aus, blind und verkrüppelt zu werden – nicht, wenn man genau darüber nachdenkt, wie Janie es tut. Martha hat es nicht gewählt, es ist einfach passiert. Sie wusste nicht, dass es geschehen würde. Niemand würde je so eine Wahl treffen.
    Niemand.
    Es sei denn, die andere Alternative ist genauso schlimm.
    Sie denkt nach. Sie denkt an Henry. Wie er lebte. Wie er starb. Und wie ruhig er schließlich geworden war. Danach. Erst, als er in Janies Traum gesaugt worden war.
    Es gibt kein besser, hatte Henry zuvor im Traum gesagt. Er hat sich den Kopf gehalten. Sich die Haare ausgerissen. Aber er hatte von seiner eigenen Version des Dilemmas gesprochen. Seiner Wahl. Janie weiß, dass Henry von der wirklichen Wahl nichts gewusst haben konnte – er wusste nichts von Miss Stubin und ihrer Blindheit, ihren Händen. Er weiß es wahrscheinlich immer noch nicht, es sei denn, sie hat es ihm erzählt. Danach.

07:03 Uhr
    Janies Gedanken lassen nicht locker.
    Denn was wäre wenn?
    Was wäre, wenn Henrys Gehirnerkrankung keine richtige Krankheit war wie ein Tumor oder ein Aneurysma wie bei normalen Menschen?
    Was wäre … wenn es eine Folge war?
    Die Migräne, die Schmerzen. Das Ausreißen der Haare. Als ob zu viel Druck herrschte.
    Davon, dass er seine Fähigkeit nicht nutzte.
    Der Druck, der entstand, weil er nicht die Träume anderer Menschen besuchte.
    So viel Druck, dass Teile seines Gehirns explodierten.
    »Nein«, flüstert sie.
    Sie bleibt wie erstarrt sitzen.
    Entsetzt.
    Und dann lässt sie den Kopf hängen und legt die Wange auf den Schreibtisch.
    Sie stöhnt.
    »Scheiße, Henry«, sagt sie leise. Seufzend schließt sie die Augen, die zu brennen und zu jucken beginnen. »Du und dein Scheißdilemma!«

Der letzte Tag
Donnerstag, 10. August 2006, 07:45 Uhr
    Janie sitzt immer noch an Henrys Tisch. Geschockt. Sie will es leugnen.
    Aber tief im Innersten weiß sie, dass es wahr ist. Es muss so sein. Es ergibt alles einen Sinn.
    Sie kann nicht fassen, dass die Wahl eine völlig andere ist als die, die sie – und Miss Stubin – für möglich gehalten hatten.
    Es war nicht die Wahl zwischen Isolation und Blindheit und Verkrüppelung.
    Sondern dazwischen, blind und verkrüppelt zu werden, oder sich zu isolieren, bis einem das Hirn explodierte.
    »Aaaahh!«, schreit Janie. Das ist das Schöne an diesem kleinen Haus mitten im Nichts. Sie kann schreien, ohne dass jemand die Polizei ruft.
    Sie lässt sich tiefer in den Stuhl fallen, bevor sie langsam aufsteht.
    Sie fällt aufs Bett, bleibt einfach liegen und starrt die Wand an.
    »Und was jetzt?«, flüstert sie.
    Niemand antwortet ihr.

09:39 Uhr
    Sie steht auf, sieht sich in der kleinen Hütte um und schüttelt den Kopf.
    Sie ist traurig.
    So furchtbar traurig.
    Und jetzt, wo sie vor einem völlig neuen Dilemma aus zwei gleichermaßen grauenvollen Optionen steht, erkennt sie, dass sie eine neue Wahl treffen muss.
    Sie setzt sich im Schneidersitz aufs Bett, Stift und Papier in der Hand und schreibt alles auf. Pro und Contra. Vor- und Nachteile. Mist gegen Mist.
    Miss Stubins Leben oder Henrys?
    Welches will Janie?
    »Kein Bedauern«, hat Miss Stubin in dem grünen Tagebuch gesagt. Aber sie kannte die Wahrheit nicht.
    »Es gibt kein besser«, hatte Henry im Traum gesagt. Aber auch er wusste es nicht.
    Die Einzige auf der Welt, die die wirkliche Wahl kennt, ist Janie.

10:11 Uhr
    Sie ruft Captain an.
    »Komisky. Hi Janie, wie geht es dir?«
    »Hi Captain. Ganz gut, glaube ich. Haben Sie heute Zeit für mich?«
    »Eine Sekunde.« Janie hört, wie Captains
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