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SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

Titel: SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast
Autoren: Lisa McMann
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den Finger, doch er ist ihr viel zu groß. Er passt nur auf ihren Daumen. Sie nimmt ihn ab und legt ihn wieder in die Schachtel.
    Dann holt sie ihn wieder heraus.
    Steckt ihn auf den Daumen.
    Er fühlt sich gut an dort.

23:10 Uhr
    Nachdem sie alles außer den Briefen noch einmal betrachtet hat, kommt Janie zu dem zusammengefalteten Stück Papier, auf das etwas gedruckt ist. Sie faltet es auseinander.
Morton’s Fork
1889, bez. John Morton (ca. 1420–1500) , Erzbischof von Canterbury, der unter Heinrich VII eine Zwangssteuer eingeführt hatte mit der Begründung, dass die, die offensichtlich reich waren, es sich leisten konnten, sie zu zahlen, und die offensichtlich Armen sowieso sparsam lebten und daher Ersparnisse hatten, von denen sie sie ebenfalls zahlen konnten.
    Quelle: Amerikanischer Fachverband für Psychologie ( APA )
    Morton\’s fork. (n.d.). Etymologisches Online-Wörterbuch. Aus Dictionary.com, Website: http :/ /dictionary.reference.com/browse/morton‘s+fork
    Janie liest es noch einmal. Sie erinnert sich an das Lesezeichen im Buch und an den Online-Favoriten. Sie erinnert sich an den Zettel von Miss Stubin und dass Henry wollte, dass Janie über Morton’s Fork nachdenkt.
    »Ja, ich verstehe schon, Henry. Du hattest eine Wahl. Ich weiß.« Sie hat darüber nachgedacht – bestimmt schon eine Million Mal. Sie kannte sie schon, bevor sie wusste, dass Henry existiert. Der arme Henry hatte Miss Stubins grünes Tagebuch nicht. Er wusste nicht, worin die Wahl tatsächlich bestand.
    »Ich bin dir weit voraus, Mann.«
    Janie weiß, welche Wahl für sie besser klingt. Sonst wäre sie nicht hier.
    Sie knüllt das Blatt zusammen und schmeißt es in den Papierkorb.
    Sie wirft einen letzten Blick auf die Briefe und lässt sie liegen.
    Sie löscht das Licht.
    Wälzt sich unruhig im Bett hin und her, denn sie weiß, dass sie morgen eine Menge zu erklären hat.

06:11 Uhr
    Sie träumt.
    Henry steht auf einem riesigen Felsen in den Stromschnellen oberhalb eines Wasserfalls.
    Sein Haar verwandelt sich in ein Hornissennest. Die Tiere summen wütend herum.
    Wenn er ins Wasser fällt, verschwinden vielleicht die Hornissen, aber er wird im Wasserfall sterben.
    Wenn er auf dem Felsen bleibt, wird er totgestochen.
    Janie beobachtet ihn. An einem Ufer steht der Tod, dessen schwarzer Umhang von keinem Lüftchen bewegt wird. Am anderen Ufer sitzt Miss Stubin in ihrem Rollstuhl. Blind und verkrüppelt.
    Henry streckt sich flach auf dem Felsen aus und versucht, die Hornissen aus seinen Haaren zu waschen. Das macht sie nur wild. Sie beginnen, ihn zu stechen, und er schreit auf, schlägt nach ihnen, ohne sie fortscheuchen zu können. Schließlich fällt er von dem Felsen und schießt über den Rand des Wasserfalls hinaus in den Tod.
    Janie wird ruckartig wach und setzt sich keuchend und desorientiert auf.
    Sie bleibt einen Moment sitzen, lässt sich dann wieder in die Kissen gleiten und versucht, ihren Herzschlag wieder zu beruhigen.
    Sie denkt nach.
    Angestrengt.
    Noch angestrengter.
    Und dann tappst sie zum Computer hinüber und wartet in der morgendlichen Kühle darauf, dass er hochfährt und die Verbindung mit dem Internet herstellt.
    Wieder schlägt sie Morton’s Fork nach. Warum lässt mich Morton’s Fork nicht einfach in Ruhe? Warum stolpere ich immer wieder über dieses dumme Thema? Ich weiß es doch schon. Im Ernst. ICH HABE ES VERSTANDEN . Ich habe es besser verstanden, als Henry es jemals konnte.
    Sie findet es und liest leise: »Eine vollkommen unmögliche Wahl zwischen zwei gleichermaßen grauenvollen Alternativen. Okay, na und? Das weiß ich!«
    Sie denkt weiter darüber nach. Sie muss herauszufinden, ob sie etwas übersehen hat.
    Sie denkt an Henry.
    Henrys Dilemma war offensichtlich. Er hatte die Isolation der Qual und den Unvorhersehbarkeiten, die es mit sich bringt, in einen Traum gesaugt zu werden, vorgezogen. Das war seine Wahl gewesen. Das war das, was er wusste.
    Gleichermaßen grauenvoll.
    Ja, Janie konnte argumentieren, dass seine Alternativen gleichermaßen grauenvoll waren. Es war ein Gang ins Ungewisse. Er hätte sich in beide Richtungen entscheiden können.
    Sie denkt an Martha Stubin. Daran, dass ihr Dilemma, als sie jung war, genau das gleiche gewesen war wie das von Henry. Sie hatte den anderen Weg gewählt. Sie hatte zu der Zeit nicht gewusst, was mit ihr passieren würde. Aber dann wurde sie blind und verkrüppelt.
    Was ein weiterer Faktor war. Einer, der Janies Dilemma anders macht.
    Janie hat von
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